Immer mehr Frauen erkennen die schädlichen und doch nicht so geringen Nebenwirkungen der Pille und setzen sie deswegen ab. “Weg mit den Hormonen!”, rufen immer mehr Frauen. Aber was ist die Alternative fragt man sich. Hormonspirale? Neee, hat auch Hormone. Kupferspirale? Ist eine Option, ist aber auch wieder ein Eingriff in den Körper. Ok, also eine Verhütungsmethode, die nicht in den Körper eingreift und dennoch sicher sein soll… Enthaltsamkeit! Spaß bei Seite, so eine Verhütungsmethode gibt es tatsächlich *Trommelwirbel*: natürliche Verhütung mit NFP und der symptothermalen Verhütungsmethode nach Sensiplan.
Die was? Ok, ich gestehe, das ist ein ziemlich langer Name, der im ersten Moment abschreckt. Pille klingt da viel einfacher. Aber bleib dran, es ist gar nicht so kompliziert, versprochen. NFP steht für natürliche Familienplanung. Dabei kann Familienplanung beides bedeuten: Kinderwunsch und Verhütung, je nachdem, was gerade bei dir angesagt ist. Dabei ist NFP ein Überbegriff für natürliche Verhütung, die nicht in den Körper eingreift, sondern die Zeichen der Fruchtbarkeit des weiblichen Körpers nutzt.
Klingt erstmal ganz schön esoterisch, I know. Das habe ich auch gedacht, aber ich wurde eines Besseren belehrt. Unter NFP fallen nämlich viele verschiedene und unterschiedlich sichere Verhütungsmethoden. Die symptothermale Methode ist dabei eine der sichersten Methoden aus der NFP Familie. (Ich erkläre die Inhalte der Methode nochmal ausführlicher.) Und Sensiplan bezeichnet nochmal genau das Regelkonzept, das ich selber nutze und hier vorstellen werde.
Das Projekt NFP nach Sensiplan wurde vor 30 Jahren von den Samaritern und dem Familienministerium ins Leben gerufen. Von 1984 bis 2005 gab es eine laufende offene Studie an der Uni Düsseldorf zur Sicherheit von NFP (nach Sensiplan) mit ca. 17.000 Probandinnen und über 40.000 Zyklen. Seit 2005 ist die Studie an die Uni Heidelberg gewechselt. Die Studie zeigt, dass in 8.647 Zyklen, in denen kein Geschlechtsverkehr in der laut Sensiplan fruchtbaren Phase stattgefunden hat, nur 3 Frauen schwanger geworden sind.
Somit hat die natürliche Verhütung nach Sensiplan einen PI-Wert von 0,4. Der PI (Pearl Index) zeigt, wie sicher eine Verhütungsmethode ist. Dabei bezieht er sich auf 100 Frauenjahre (ein Frauenjahr sind 12 Zyklen). Platt gesagt bedeutet das, dass ich ca. 250 Jahre alt werden muss, in allen 3.000 Zyklen NFP anwenden muss, um davon 1 Mal ungewollt schwanger zu werden. Anbei eine PI-Tabelle zum Vergleich. Die Werte variieren stark je nachdem, ob die Studien die Falschanwendung von Verhütungsmitteln mitgezählt haben oder nicht.
Als ich mich vor einem Jahr mit dieser Verhütungsmethode auseinandergesetzt habe, hat mich der PI-Index und wissenschaftliche Ausarbeitung überzeugt, dieser Methode einfach mal eine Chance zu geben. Es war nicht so, dass ich besondere Nebenwirkungen der Pille gespürt habe (zumindest dachte ich das damals), sondern ich hatte einfach den Wunsch, meinem Körper nicht mehr so viel chemisches Zeug von außen zuzuführen. Das hat beim Essen angefangen und ist dann eben auch konsequenterweise auf die Verhütung übergesprungen.
Ok, nun Butter bei die Fische. (Ist diese Redewendung eigentlich noch vegan?) Was ist die natürliche Verhütung mit der symptothermalen Methode und wie funktioniert sie? Das Wort „symptothermal“ beschreibt die Methode ziemlich genau. Sie besteht aus der Beobachtung eines “Symptom” für Fruchtbarkeitssymptom und der Basaltemperatur.
Mein erster Gedanke dazu war: “Oh Gott, Temperatur-Methode. Das ist doch voll unsicher, das haben wir in der Schule gelernt. Das weiß doch jedes Kind!” Ich habe kurz überlegt, den Artikel, den ich damals gelesen habe wieder wegzuklicken. Wenn es euch jetzt auch so geht: Klickt mich nicht weg! 😀 Es gibt reine Temperatur-Methoden, die tatsächlich unsicher sind, weil sie Temperaturschwankungen unterliegen können wie z.B. zu wenig Schlaf, zu viel Schlaf, unruhiger Schlaf, zu viel Alkohol, zu wenig Alkohol (Scherz…) und unterschiedliche Messzeiten.
ABER die natürliche Verhütung mit der symptothermalen Methode besteht aus ZWEI Komponenten: Temperatur und Symptom. Und diese Kombination macht die Methode genau so sicher wie die Pille.
Lasst mich noch ein bisschen näher auf die beiden Komponenten eingehen. Bei der Temperatur geht es um eine ganz bestimmte Temperatur: die Basaltemperatur. Das ist die niedrigste Temperatur, die der Körper im Ruhezustand erreicht, also nachts. Um diese Temperatur zu erfassen, misst man morgens direkt nach dem Aufwachen (vor dem auf Klo Gehen) die Temperatur. Dazu braucht man ein spezielles Basalthermometer, das zwei Stellen nach dem Komma hat. Normale Thermometer haben nur eine Stelle nach dem Komma. Bitte NICHT mit dem normalen Fieberthermometer zuhause ausprobieren 😀 Basalthermometer gibt es in digital und analog ganz easy bei Amazon oder in der Apotheke. Wobei das von Apotheke zu Apotheke unerschiedlich sein kann. Das Messen sollte immer 3 Minuten dauern und zu einer ähnlichen Uhrzeit passieren.
Und schon sind wir beim Thema Störfaktoren und warum die reine Temperatur-Methode nicht so sicher ist: Was ist wenn ich es nicht schaffe zur gleichen Zeit zu messen? Was ist mit dem Wochenende? Was ist mit Schichtarbeit? Was ist, wenn ich Alkohol getrunken habe? Was ist wenn ich erkältet bin? Und und und… Halte ich mich dann ausversehen fälschlicherweise für unfruchtbar, habe Sex ohne Kondom und bin dann vielleicht schwanger? Ja, das kann bei der reinen Temperatur-Methode passieren.
Bei der symptothermalen Methode jedoch wird das durch die zweite Komponente, dem Symptom verhindert. Es gibt zwei mögliche Symptome, die man beobachten kann: Zervixschleim oder Muttermund. Und nur wenn sowohl die Temperatur als auch das Symptom Unfruchtbarkeit anzeigen, kann man sich (mit einem PI von 0,4) sicher sein, dass man sich im unfruchtbaren Teil des Zyklus’ befindet. “Was zum Teufel ist der Zervixschleim und was ist mit dem Muttermund”, schoss es mir damals durch den Kopf. Euch auch? Einmal verstanden, ist das echt easy mit dem Zyklus der Frau. Ab in den Bio-Unterricht, den ich gerne mit 14 gehabt hätte.
Der Zyklus einer Frau dauert im Durchschnitt ca. 28 Tage, kann aber von Frau zu Frau nach oben und unten variieren. Der Zyklus beginnt immer mit dem ersten Tag der Periode. Im ersten Teil des Zyklus’ ist die Frau in der Regel nicht fruchtbar, weil in der Zeit das Ei in einem der Eileiter reift. Da Spermien im Körper nur kurz vor der fruchtbaren Zeit – ca. 5 Tage – im Körper überleben können, sollte 5 Tage vor dem Eisprung kein unverhüteter Geschlechtsverkehr mehr stattfinden.
Wichtig: Man kann den Tag des Eisprungs NICHT voraussagen. Es gibt immer wieder Apps und Methoden, die behaupten das zu können, aber das ist wissenschaftlich nicht möglich! Die Apps schätzen lediglich auf Basis der vorhandenen und/oder statistischen Werte. Im Gegensatz dazu kann man die Zeit nach dem Eisprung durch die Temperaturveränderung mit 100%-iger Sicherheit bestimmen.
Diese Zeit nach dem Eisprung definiert man über die Temperatur und ein Symptom. Die Basaltemperatur der Frau hat zwei verschiedene Höhen, man nennt sie Tief- und Hochlage. Die Tieflage beginnt am ersten Tag der Periode. Wenn ein Eisprung stattgefunden hat, das Ei aber nicht befruchtet wurde, zerfällt es nach spätestens 24 Stunden zu Progesteron, dem sog. Gelbkörperhormon. Dieses Hormon bewirkt einen Anstieg der Körpertemperatur um mind. 0,2°C. Wenn die Temperatur mind. 3 Tage lang hoch bleibt, dann kann man sich sicher sein, dass der Eisprung stattgefunden hat und das Ei zerfallen ist.
Als Symptom kann man zwischen Zervixschleim und Muttermund wählen. Beide Symptome sind gleich “gute” Indikatoren für die Fruchtbarkeit, nur fällt manchen Frauen das eine und anderen das andere leichter. Der Zervixschleim ist ein Schleim”klumpen”, der den Muttermund in der unfruchtbaren Zeit komplett verschließt. (Zervix ist der Gebärmutterhals.) Je weiter der Zyklus voranschreitet, desto weicher und flüssiger wird dieser Zervixschleim. Dadurch wird er auch beobachtbar und fühlbar. @alle Ladies: Kennt ihr das, wenn ihr das Gefühl habt, ihr seid ganz plötzlich feucht und das hat nichts mit Sex zu tun? Oder ihr habt das Gefühl, es läuft geradezu aus euch heraus? Das ist der Zervixschleim! 😀 Das war für mich eine ganz schön krasse Erkenntnis, haha.
Also, der Schleim wird immer flüssiger und erreicht zur fruchtbarsten Zeit seinen Höhepunkt und danach wird er wieder fester und weniger und bildet wieder den Pfropfen am Gebärmuttereingang. Das Ende des Schleimhöhepunktes zeigt die unfruchtbare Phase an. D.h. wenn sowohl Temperatur als auch Schleim seit mind. 3 Tagen Unfruchtbarkeit anzeigen, dann ist man auch zu 100% unfruchtbar. -> Sicherer Sex ohne Kondom, yeah! (Na endlich geht es um Sex, das hat der Titel doch versprochen!)
#maifact: Der Zervixschleim ermöglicht es den Spermien diese ominösen 5 Tage in der Scheide zu überleben, da er voll mit Nährstoffen für die Spermien ist, damit sie in den Startlöchern stehen können, sobald das kurze Zeitfenster des Eisprungs sich öffnet.
So, und was war jetzt mit dem Muttermund? Auch das ist ein Fruchtbarkeitssymptom. Manche Frauen nutzen dieses Symptom, wenn sie Schwierigkeiten haben ihren Schleim zu beobachten. Für viele Anfängerinnen ist die Muttermundbeobachtung erstmal keine Option, weil sie Hemmungen haben sich selbst einen Finger einzuführen. Der Muttermund ist ein kleiner Donut-förmiger Gnubbel, den man ertasten kann, wenn man sich einen Finger einführt. Dieser verändert sich während des Zyklus’.
Anfangs ist er hart wie ein Ohrläppchen und das Loch im “Donut” ist geschlossen. Zur Fruchtbarkeit hin wird er immer weicher (wie eine Zunge) und das kleine Loch öffnet sich. Auch dieses Symptom flacht wieder ab nach der Fruchtbarkeit. Wenn der Muttermund 3 Tage lang hart und geschlossen war, dann ist Unfruchtbarkeit anzunehmen. Auch hier wieder in KOMBINATION mit der Basaltemperatur. Es ist absolut ausreichend die Temperatur + ein Symptom auszuwerten. Die Studien haben erwiesen, dass die Sicherheit sich nicht erhöht durch die Beobachtung aller drei Signale.
Den aufmerksamen Leser*innen unter euch ist es vielleicht aufgefallen, ich sprach von einem PI-Index von 0,4 und von nahezu 100%-iger Sicherheit. Wie passt das zusammen? Wie eingangs erwähnt, kann man das Ende der Fruchtbarkeit ganz genau anhand der Temperatur und einem Symptom eindeutig bestimmen. Wenn man also in der unfruchtbaren Zeit nach dem Eisprung Sex ohne Kondom hat, ist man definitiv safe. Nicht so einfach hingegen ist die Bestimmung der unfruchtbaren Zeit vor dem Eisprung, da der Eisprung nicht genau vorhergesagt werden kann. Man kann sie statistisch (aus den vorangegangen Zyklen) mit einem Sicherheitspuffer ermitteln. Dennoch kann der sehr unwahrscheinliche, aber mögliche Fall auftreten, dass der Körper plötzlich einen sehr frühen Eisprung hat, den die natürliche Verhütung nicht berücksichtigen kann. Diese Unsicherheit schlägt sich dann in dem PI-Wert von 0,4 nieder. Ich hoffe, das war einigermaßen verständlich?
Um es mal ganz plastisch zu machen, teile ich hier mal einen Zyklus von mir mit euch.
Die ersten Tage des Zyklus (links) sind grün und zeigen, dass ich in dieser Zeit Sex ohne Kondom haben kann. Die Wahrscheinlich dadurch schwanger zu werden liegt bei einem PI-Wert von 0,4. D.h. es ist genauso wie, wenn ich mit der Pille Sex ohne Kondom habe. Ab Tag 5 bin ich also potentiell fruchtbar und habe nur noch Sex mit Kondom. An Tag 16 seht ihr meinen ersten erhöhten Wert, der den Beginn meiner Hochlage anzeigt.
Zu der Zeit habe ich meinen Muttermund beobachtet. Der ist an Tag 19 drei Tage in Folge hart und geschlossen gewesen. D.h. ich konnte ab dem Abend von Tag 19 in doppelter Abstimmung zwischen Temperatur und Symptom „freigeben“, also Sex ohne Kondom haben. (Es gibt noch ein paar mehr Regeln wie z.B. Ausnahmeregeln, bitte lest euch unbedingt vor Anwendung der Methode das gesamte Regelwerk durch.)
Letzter #maifact: Die Blutung, die man hat, wenn man die Pille nimmt, ist keine Menstruation, sondern eine Abbruchblutung. Was? Die Hormone in der Pille gaukeln dem Körper vor, er sei schwanger. Bei der klassischen Pille mit 3 Wochen Einnahme und 1 Wochen Pause bedeutet das, dass der Körper 3 Wochen lang denkt, er sei schwanger und deswegen passiert auch kein Eisprung und frau wird nicht schwanger. Durch das einwöchige Absetzen der Pille denkt der Körper, er hätte das Kind verloren, es passiert eine Abbruchblutung. Grausig, was man seinem Körper da jeden Monat antut, oder? Und das habe ich 10 Jahre lang gemacht…
Ich war absolut geflasht, als ich mit 24 erst verstanden habe, wie der weibliche Körper eigentlich funktioniert. Das erscheint mir einerseits fast magisch und andererseits funktioniert der Körper fast wie ein Uhrwerkt – eine Maschine. Warum hat mir das niemand früher erzählt? Warum laufe ich mein Leben lang mit dem Glauben herum, dass ich quasi zu jeder Zeit schwanger werden könnte, obwohl es nur wenige Tage im Zyklus sind. Warum wird natürliche Verhütung so belächelt und als Hokuspokus, durch dem man auf jeden Fall bald schwanger wird, abgetan? Warum wird Frauen suggeriert, sie könnten ihrem Körper nicht vertrauen? Arggg, so viele Fragen. So vielschichtige Antwortmöglichkeiten: Geld, Pharmaindustrie, Gesellschaftsbild… Aber das ist ein anderes Thema 😉
So viel zur Theorie. Wie sieht das nun in meinem Alltags aus? Ich habe mein Basalthermometer auf meinem Nachttisch neben meinem Handy liegen. Wenn ich morgens aufwache, dann ist meine erste Handlung Thermometer rein, Handytimer auf 3 Minuten stellen und meistens döse ich dann nochmal kurz ein bis der Timer klingelt. Den Wert notiere ich meiner App myNFP. Das erste halbe Jahr habe ich meinen Zyklus selber auf dem Papier ausgewertet. Nachdem ich sicherer geworden bin mit den Regeln für natürliche Verhütung nach Sensiplan, habe ich angefangen die App mit der automatischen Auswertung zu nutzen.
Es gibt aktuell 2 Apps auf dem Markt, die nach der Sensiplan Methode auswerten: myNFPund Lady Cycle. Und den Tag über beobachte ich jedes Mal wenn ich aufs Klo gehe meinen Schleim und trage abends in die App ein, was ich dort beobachtet habe. Fertig.
Ich weiß, am Anfang wirkt das alles viel. Oh Gott, jeden Morgen messen? Das vergesse ich doch bestimmt dauernd, so verplant wie ich bin. Und der Schleim? Keine Ahnung, wie ich den beurteilen soll. Und was ist, wenn ich mal vergesse zu messen? Ich traue mir nicht zu, zu beurteilen, ob ich jetzt fruchtbar oder unfruchtbar bin. Das sind alles Sorgen und Ängste, die hatte ich auch und die haben viele Frauen mit denen ich über diese natürliche Verhütung spreche.
Ich kann euch beruhigen: Es pendelt sich schnell ein. Anfangs habe ich dauernd vergessen zu messen, mittlerweile ist das ein Automatismus. Außerdem muss frau gar nicht jeeeeeden Tag messen. Als Anfängerin empfiehlt es sich, jeden Tag zu messen und zu beobachten, um seinen Zyklus kennenzulernen, aber später reicht es an wenigen Tagen im Zyklus zu messen und zu beobachten. Und auch kleine Lücken sind vollkommen ok, sie machen die Methode nicht unsicherer (außer es gibt mehr Lücken als Werte :P).
Außerdem gibt es viel mehr zu gewinnen als zu verlieren: Du lernst deinen Körper komplett neu kennen. Du musst dir keine externen Hormone mehr einwerfen. Du bist nicht mehr fremdgesteuert durch einen Hormoncocktail von dem du nicht weißt, was er mit deinem Körper macht. Hast du dir mal den Beipackzettel deiner Pille durchgelesen? Mach das mal, da wird einem schon ganz komisch beim Lesen.
Viele Frauenärzte und natürlich besonders die Pharmaindustrie versucht einem weiß zu machen, dass das ja alles gar nicht so schlimm ist und man nicht so übertreiben soll. Aber ganz ehrlich, wenn das alles gar nicht so wild ist, warum steht das dann alles da auf dem Zettel? Ok, es kommt doch noch ein #maifact: Die Pille für den Mann wurde zwar schon entwickelt, ist aber nicht auf den Markt gekommen, weil sie zu viele Nebenwirkungen hat. Ironischerweise sind diese Nebenwirkungen ähnlich zu denen, der aktuellen Pille für Frauen…
Seit ich die Pille abgesetzt habe hat sich viel verändert. Ich hatte früher starke und grundlose Stimmungsschwankungen, die habe ich seitdem nicht mehr. Unterschiedliche Launen und Energielevel habe ich aber trotzdem noch und diese verstehe ich heute viel besser als früher, weil ich heute meinen Zyklus kenne. Besonders am Anfang und Ende des Zyklus’ braucht der Körper viel Ruhe (Vorbereitung auf die Mens und dann die Mens selbst). In der Zeit bin ich besonders müde, ausgelaugt und hungrig.
Im Gegensatz dazu bin ich während der fruchtbaren Zeit total gesellig, fühle mich sexy und habe Lust auszugehen und zu feiern. Allein das Wissen um diesen Ablauf hilft mir sehr zu akzeptieren, dass es eben auch ein paar Low-Energy Tage geben muss.
Hier gibt es ein tolles Video auf Facebook, das die Stimmungen im Zyklus in 2 Minuten gut zusammenfasst. Viele Frauen berichten in Foren und bei Facebook außerdem, dass sie seit Absetzen der Pille ein viel besseres Körpergefühl haben, Kopfschmerzen/Migräne deutlich weniger oder ganz verschwunden sind, sie ihre Libido wiedergefunden haben, also wieder Lust auf Sex haben und noch viel mehr positive Effekte. Das mit dem Sex war bei mir übrigens auch so. Mein Partner war ziemlich irritiert von meiner häufigen Lust, haha.
Ok, ich kann es nicht lassen, das ist wirklich der letzte #maifact: Durch die Pille wird die Libido, also die Lust der Frau auf Sex gesenkt, weil der Körper ja schon denkt, dass er schwanger sei. Also warum sollte er dann noch weiter Sex haben wollen? Moment, hat Mai gerade gesagt, dass Pille absetzen mehr Lust und mehr Sex bedeutet??? Oh yes, das hat sie!
Her mit dem Sex… äh, der natürlichen Verhütung! Wie fängt man da am besten an? Der erste Schritt ist das Einlesen in die Methode und die Regeln. Genau genommen gibt es 6 Regeln zur Auswertung von denen ich einige hier vereinfacht vorgestellt habe. Daher empfehle ich definitiv den Kauf des Buches “Natürlich & sicher – Das Praxisbuch: Familienplanung nach Sensiplan”.
Dieses Buch ist sehr spannend geschrieben und vermittelt kurz und knackig alles, was man zum Zyklus und zur symptothermalen Methode nach Sensiplan wissen muss. Ich hab’s in 3 Tagen weggezogen, weil ich es so mega spannend fand. Außerdem gibt es noch das Arbeitsheft als Ergänzung mit vielen Beispielzyklen und Aufgaben (und Lösungen) an denen man das neue Wissen anwenden und das Verständnis überprüfen kann. Das zweite Buch muss man sich nicht unbedingt kaufen, hat mir Schisserin aber nochmal mehr Sicherheit im Umgang mit der Methode und ihren Regeln gegeben.
Es gibt aber auch Frauen, die sich gar keines der beiden Bücher kaufen und sich alles online anlesen auf der NFP-Seite nach Sensiplan. Ich persönlich habe das Buch lieber zuhause und hatte es auch eine ganze Zeit lang auf meinem Nachttisch liegen und habe immer mal wieder etwas nachgeschlagen, aber das ist absolut Geschmackssache 🙂 Wer sich nicht so gerne Dinge selber anliest und lieber mit Menschen reden möchte: es gibt NFP-Berater*innen. In den meisten großen Städten bieten diese Beratungen/Workshops an, in denen man die Regeln beigebracht bekommt.
Außerdem gibt es eine super aktive, geschlossene Facebook-Gruppe, die eine echt tolle Community ist. Man kann jede Frage stellen, egal wie dumm sie einem vorkommt. Meistens posten Frauen dort Zyklen, wenn sie sich unsicher sind in der Auswertung. Ich war lange stille Mitleserin und habe an den “echten” Beispielzyklen der Frauen dort geübt. Das ist ein bisschen wie Rätsel oder Sudoku lösen, wenn man es begriffen hat, macht es echt Spaß!
Auf dem Weg in die natürliche Verhütung können viele Stolpersteine auf dem Weg liegen (müssen sie aber nicht). Es kann sein, dass der Partner Bedenken gegen die Methode hat und das ist vollkommen verständlich, die haben wir ja auch als Frauen gehabt. Für ihn muss das ja noch komischer sein, weil er es noch weniger “in der Hand hat”. Da kann ich dir herzlichst empfehlen ihn einfach auf die NFP-Reise mitzunehmen. Lest gemeinsam das Buch “Natürlich und sicher”, lest gemeinsam die NFP Webseite oder geht gemeinsam zu einer NFP Beratung.
Wichtig ist, dass ihr euch beide austauscht und euch beide gut mit der Methode fühlt. Du kannst z.B. auch das Zyklusblatt offen auf deinen Nachttisch legen und ihr wertet dann immer gemeinsam aus. Genauso geht das natürlich auch digital. Auch wenn du Angst hast, dass dein Partner die Methode nicht gut heißen könnte, vergiss nicht: Er ist dein Partner und will, dass es dir gut geht. Und wenn du die Pille (ein Medikament, das viele Nebenwirkungen hat bzw. haben kann, die man oft erst nach dem Absetzen bemerkt) absetzen möchtest, dann werdet ihr einen gemeinsamen Weg finden. Hier findet du übrigens weitere Berichte über die Nebenwirkungen.
Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass auch das Absetzen der Pille unerwünschte Nebenwirkungen haben kann, da sich der Hormonhaushalt verändert und der Körper eben wieder neu lernen muss alles selber zu machen. Viele Frauen klagen über vermehrte Pickel oder Akne. Spannend ist hier, dass Frauenärzte jungen Mädchen die Pille in der Pubertät auch oft einfach „gegen schlechte Haut“ verschreiben. Ich erinnere mich an eine Freundin aus der Schulzeit, die ganz stolz vom Frauenarztbesuch erzählt hat, dass sie jetzt eine neue Pille bekommen hat, die macht, dass sie schönere Haut bekommt. Dabei macht die Pille nur eins: die Pickel/die Akne jetzt in dem Moment zu unterdrücken. Was passiert also, wenn frau mit Mitte 20 anfängt die Pille abzusetzen? Yes, sie bekommt ihre ganzen Pubertäts-Pickel. WTF? Im Nachhinein ganz schön verrückt… Aber keine Sorge, die verschwinden auch wieder.
Genauso wird die Pille oft gegen Unterleibsschmerzen verschrieben, die frau normalerweise die ersten 1 bis 5 Tages des Zyklus‘ hat. Dabei ist das doch einfach nur ein Zeichen, dass der Körper in der Zeit aufgrund der starken Blutung eben sehr viel zu arbeiten hat und deswegen gerne Ruhe z.B. mit einer Wärmeflasche und einem guten Buch auf dem Sofa hätte. Stattdessen werden den jungen Mädels Tabletten zum Funktionieren verschrieben. Danke für nichts, Leistungsgesellschaft… Mittlerweile habe ich gelernt, mir in der Zeit einfach eine Auszeit zu geben, auch wenn das heißt, sich auf Arbeit krank zu melden und einen wichtigen Termin nicht wahrnehmen zu können. Und ganz ehrlich, lieber pfeif‘ ich mir 1-2 Schmerztabletten pro Zyklus rein anstatt jeden Tag eine Hormontablette.
Wenn du tatsächlich die letzte Pille aus deinem Blister genommen hast, bekommst du wie gewohnt deine letzte Abbruchblutung. Danach heißt es fleißig messen und beobachten. Wenn dein Körper die Pille gut verkraftet hat, kann es sein, dass du innerhalb von ca. 28 Tagen (+/-) deine erste “echte” Menstruation bekommst. Das war bei mir der Fall, yeah (auch wenn ich die ersten 3 Monate nicht wirklich auswerten konnte, weil ich dauernd vergessen habe zu messen oder mir unsicher war beim Schleim, haha). Aber es kann genauso gut ein ganzes Jahr dauern, bis deine Mens kommt.
Wh00t? So lange? Ja, so war das bei 2 Freundinnen von mir. Aber ich finde, dann ist es umso besser, dass man jetzt “schon” die Pille abgesetzt hat. Stellt euch mal vor, der Kinderwunsch kommt und dann dauert’s noch ein Jahr (oder länger?) bis die erste Mens kommt… Aber keine Sorge, es kann auch alles dazwischen sein. Bei vielen Frauen pendelt sich der Zyklus schnell ein. D.h. die ersten Zyklen sind noch etwas länger, weil der Körper erst wieder lernen muss die Hormone für einen Eisprung selbst herzustellen. Und dann werden sie immer kürzer bis sie die individuelle natürliche Zykluslänge erreicht haben.
Was werden die anderen sagen? Es gibt alle Reaktionen, die man sich vorstellen kann von “Alter willst du unbedingt schwanger werden oder warum macht du so einen unsicheren Scheiß?” bis hin zu “Ach wie witzig, ich habe auch letztens meine Pille abgesetzt.” und genauso gibt es viele verschiedene Möglichkeiten damit umzugehen. Manche Frauen erzählen einfach niemandem, wie sie verhüten, weil es ihnen zu intim ist und/oder sie die negativen Reaktionen scheuen. Genauso gut kann man aber auch Aufklärung betreiben, versuchen zu erklären, dass die Methode eben gar nicht so unsicher ist, wie es einem im ersten Moment erscheinen mag. Oder man schreibt einen ganzen Blogpost darüber ;D Und vergiss nicht: Es ist vollkommen egal, was andere Leute sagen und denken. Das einzig Wichtige ist, dass du und dein Partner eine Verhütungsmethode wählen, die euch beiden gut tun und bei der ihr euch beide wohl fühlt.
So. Damit ist auch alles gesagt, was meiner Meinung nach gesagt werden musste. Ich könnte zwar noch viel, viel mehr schreiben, aber der Blogpost ist eh schon viel länger geworden als geplant, hups. Ich freue mich über Kommentare, Meinungen, Erfahrungsberichte und Fragen zu diesem doch ganz schön sensiblen und persönlichen Thema einfach an info@mainguyen.de
Alles Liebe
Eure Mai
P.S. Hier geht’s zur wichtigsten internationalen NFP Studie.
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Hi, ich bin Mai 😊 Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht Opfern sexuellen Missbrauchs zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Auch wenn eure Scham und Angst etwas anderes erzählen: Das ist nicht wahr! Und es kommt noch besser: Der richtige schöne Teil eures Lebens liegt noch vor euch! Ich habe es geschafft, aus dem schlimmsten Erlebnis meines Lebens, eine enorme Kraft zu ziehen & mein Leben nach meinen Ideen neu zu gestalten - also kannst du das auch! Deine Mai 💛