Hochfunktional traumatisiert – Interview mit Tina

Wie ist es hochfunktional traumatisiert zu sein? Darüber habe ich mit Tina vom Traumaleben Blog gesprochen. Tina ist Studentin, anonyme Bloggerin und Survivor Queen und hilft, mit ihrem Blog Wissen zu vermitteln und Betroffenen eine Möglichkeit zu geben, sich zu vernetzen. Sie litt selbst an Angststörungen, Dissoziationen und Flashbacks und kennt es, wenn man das Gefühl hat, man sei kurz vorm Sterben.

Die Flucht vor ihrem Vater

An ihren erlebten Missbrauch kann sie sich nur vage erinnern, denn mit 15 Jahren hat sie beschlossen, sich, ihre Mutter und ihre Schwester zu retten und so sind sie gemeinsam vor ihrem Vater geflüchtet. Tina erzählt mir, dass sie sich damals in einem Überlebensmodus befand und die Zeit für sie nur schwammige dunkle Erinnerungen sind, die kaum greifbar erscheinen. Sie konnte keine Gefühle fühlen und hat instinktiv auf die Drohungen des Vaters reagiert, um die Familie zu schützen. Nach der Flucht begann dann ein neues Leben für sie.

Hochfunktional traumatisiert - Tinas Heilungsweg

Tina ist hochfunktional traumatisiert gewesen. Das bedeutet, dass sie sich total in die Arbeit gestürzt hat und immer weiter im Tunnelblick funktionieren wollte und musste. Bis dann bei ihr irgendwann in der Therapie der Zusammenbruch kam und sie von einem Extrem in das andere Extrem, eine tiefe Depression, rutschte.

Auf ihrem Heilungsweg hat es Tina sehr geholfen, eine gute Therapeutin und ihre beste Freundin an der Seite zu haben. Aber auch Reisen, Yoga und Studieren haben der jungen Frau auf ihrem Weg geholfen. Tina ist mit 17 Jahren in eine WG gezogen und hat mit Kellnern begonnen, wodurch sie endlich das Gefühl bekam, unabhängig zu sein. Danach folgten viele Umzüge, bis sie sich wirklich irgendwo angekommen fühlen konnte.

Hoch traumatisiert hat sie der Blog Traumaleben und das Schreiben gerettet

Gerettet hat sie aber vor allem, so erzählt sie mir, das Schreiben. Und so wurde sie Teil des Blogs „Traumaleben“. Dort möchte Tina auf komplexe Traumata aufmerksam machen und Betroffenen den Raum bieten, sich auszudrücken und zu vernetzen.

Hier kannst du sogar einen Notfallkoffer mit Übungen von Betroffenen für Betroffene finden. Tina hat es empowered ihre Stimme öffentlich zu machen und zu spüren, dass sie nicht alleine ist.

So konnte sie sich langsam immer stärker in der Öffentlichkeit fühlen, was ihr ein Stück Kontrolle nach der jahrelangen Verdrängung wiedergab. Denn sie appelliert an dich: „Du hast eine Stimme, die gehört werden darf!“ 

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