Täterstrategien erkennen – Interview mit Beate Kriechel

Mein heutiger Interviewgast ist die Autorin und Survivor Queen Beate Kriechel. Sie hat in ihrer Kindheit mehrfach Missbrauch erleben müssen - von unterschiedlichen Tätern in unterschiedlichen Situationen.

Sie war zuvor ein munteres und offenes Kind voller Neugier, doch brachte der erste Missbrauch einen klaren Wendepunkt in ihrer Kindheit.

Aus heutiger Sicht weiß Beate, was für raffinierte und durchdachte Täterstrategien die Täter genutzt haben, um sie bewusst zu beeinflussen und zu manipulieren.

Täterstrategien früh erkennen lernen

Deshalb appelliert sie, dass man Täter nicht unterschätzen sollte. Denn häufig tasten sich Täter erst langsam heran, bauen Vertrauen auf und suchen bewusst emotional ängstliche Kinder als Opfer heraus.

Häufig erkennt man diese Strategien gar nicht, doch Täter gehen oft ganz gezielt vor. Beate berichtet, dass sie es als Glück empfindet, sich an sehr viele Ereignisse und Details erinnern zu können.

Zu oft bekommen Betroffene das Gefühl, sie müssen sich beweisen und setzten sich deshalb selbst unter Druck, wenn sie Erinnerungslücken haben.

Du bist nicht alleine mit deinem Trauma 

Weiterhin versteht Beate die Angst davor, sich jemandem zu öffnen. Oft haben Betroffene Angst davor, nur noch als Opfer gesehen zu werden. Aber du bist mehr als dein Trauma!

Und durch den Austausch kannst du merken, dass du nicht alleine bist und du nicht übertreibst. Deine Angst, Scham und Schuldgedanken haben einen Grund. Indem du nicht alleine bleibt mit all diesen Gedanken und Gefühlen, machst du einen riesigen Schritt in Richtung Heilung.

Ihr Weg der Heilung besteht aus vielen kleinen Schritten. Aber besonders geholfen hat ihr das Schreiben. Beate versteht selbst gut genug, wie schwer es sein kann, die richtige Therapie zu finden. Hier gilt: nicht entmutigen lassen, auf sich hören, was man gerade braucht und sich auch nach Alternativhilfen zu der „klassischen Krankenkassentherapie“ umzuschauen.

Bücher über Trauma und wie Wege der Heilung aussehen können - Täterstrategien

Aber wie beantwortet Beate ihre provokante Titelfrage: „Für immer traumatisiert?!“ Sie antwortet mit einem klaren „JEIN“.

Ein Trauma prägt einen und es wird vermutlich das ganze Leben beeinflussen, aber man findet Wege, damit umzugehen und kann Strukturen aufbrechen.

Und wenn man durch diese Zeit durchgeht, sich mit dem Trauma auseinandersetzt und es bearbeitet, wächst man über sich hinaus, erlernt neue Fähigkeiten, hat eine höhere Resilienz und eine größere Sichtweise und Empathie.

Deshalb gilt: Du gehst deinen eigenen Heilungsweg in deinem Tempo und du entscheidest, was dir gut tut!