Dies ist der zweite Teil von Rebeccas Geschichte, in der es vor allem darum geht, wie ihr Leben heute aussieht. Die Folgen sexueller Gewalt sind für Opfer extrem. Nach der Vergewaltigung und Anzeige musste Rebecca erst durch viele schwere Zeiten gehen, um zu der starken Person zu werden, die sie heute ist.
Über ihre Coaching Erfahrung mit Opfern erfährst du hier mehr. Wenn du den ersten Teil ihrer Geschichte noch nicht kennst, dann empfehle ich dir das noch nachzulesen.
Mai: Warum wir uns eigentlich vernetzt haben, war aufgrund dessen, was du heute tust. Ein Bekannter, den ich persönlich gar nicht kenne, hat mir auf Instagram geschrieben das er dich Rebecca auf einem Meetup getroffen hat. Sie sei eine super coole Frau, mit der ich mich mal vernetzten soll.
Ich bin mittlerweile seit gut drei Jahren in der Online-Welt unterwegs und solche Nachrichten bekomme ich häufiger. Am Anfang wusste ich erst noch nicht so recht, aber mittlerweile denke ich das es einen Grund haben wird, warum jemand denkt, ich sollte mit jemandem in Kontakt treten.
Wir haben beschlossen einmal zu telefonieren und nachdem Telefonat kam dann die Idee, gemeinsam ein Interview zu führen. Erzähle mal was du heute tust?
Rebecca: Ja sehr gerne. Ich bin Empathy Embodiment Coach. Klingt erstmal super fancy. Ich bin spezialisiert auf Opfer von Sexualstraftaten. Ich gebe anderen, betroffene Menschen meine Erfahrungen weiter und helfe ihnen durch verschiedene Tools das ganze aufzuarbeiten.
Das was dann dabei rauskommt wieder ins eigene Leben zu implementieren. Die Leute, die zu mir kommen erleben, die Transformation vom Opfer, zum Überlebenden bis zur Aktivistin. Mit Aktivist meine ich eben, das sie ihr eigenes Leben wieder im Griff haben und dann auch anderen weiter helfen können.
Dieser Werdegang macht sehr viel Spaß. ‘Empathy Embodiment’ deshalb, weil ich einfach festgestellt habe, dass ganz vielen Betroffenen dieses Selbst-Mitgefühl fehlt. Das möchte ich ihnen wieder beibringen, dass sie erst einmal sich selbst viel Liebe schenken.
Dadurch ändert sich deren komplette Umgebung, sie strahlen dann in Anführungszeichen ihre Energie auf komplett anderen Ebenen aus. Das zu spüren ist heftig und so schön und bereitet mir sehr viel Spaß. Genau das ist das, was ich beruflich mache.
Mai: Das ist ja dann auch das, was aus dem Fördertopf wurde? Also dort hast du erst mal eine Ausbildung für ein normales, generelles Coaching gemacht, bis du dich dann dazu entschlossen dich zu spezialisieren?
Rebecca: Genau, also teilweise war es auch ein Business Coaching da, das von der IHK Ausbildung so gegeben war. Damals habe ich hauptsächlich Business Coaching und Trainings gehalten. Mache ich auch immer noch, wenn mich Firmen Anfragen. Allerdings hat sich die Spezialisierung auf Opfer von Sexualstraftaten für mich richtig angefühlt. Und dann kamen halt auch entsprechend die Kunden mit anderen Problemen zu mir.
Wo man mich finden kann, ist über Instagram, meine Facebook-Seite und meine Webseite wird gerade überarbeitet. Zur jetzigen Zeit ist es wegen Corona ja nicht mehr so gut möglich, dass man sich mal eben für ein Coaching trifft.
Das wird jetzt alles online verlagert, heißt da muss die DSGVO etc. angepasst werden. Das wird jetzt gerade alles gemacht.
Mai: Wie finden deine Coachees, Opfer sexueller Gewalt normalerweise zu dir? Ist das Internet die Hauptzulaufquelle?
Rebecca: Ich gehe auch viel raus mit meiner Geschichte. Auf Instagram als auch auf Facebook ist ein Video von mir online, bei dem ich etwa sechs Minuten lang über meine Vergewaltigung und meine Geschichte spreche und warum ich deshalb Coach für Opfer von sexueller Gewalt wurde.
So ist tatsächlich Word of Mouth die hauptsächliche Quelle wie ich gefunden werde. Viele die mich weiterempfehlen sagen dann: “Hey sie ist ein toller Mensch ich kenne sie persönlich, wenn du die Hilfe annehmen kannst geh da hin.” Oder das die Menschen, die bei mir schon im Coaching waren auch andere Betroffene kennen und ihnen empfehlen auch zu mir zu kommen.
Mai: Wie läuft den ein Coaching bei dir ab?
Rebecca: Als Erstes gibt es natürlich ein Kennenlernen, dass man schaut, ob man miteinander harmoniert, da es ein sehr privates Thema ist, worüber man dann potenziell spricht. Das ist wichtig, dass eine Vertrauensbasis da sein kann und mein Gegenüber auch sagt, das sie mit mir darüber sprechen möchte.
Bis zu diesem kennenlernen spreche ich noch viel über mich. Um da auch einfach einen Vertrauensvorschuss zu geben. Wer bin ich eigentlich? Habe mir da auch Rückmeldung eingeholt und das scheint sehr zu helfen.
Normalerweise wird dann der Coaching-Vertrag und ein Paket Preis ausgehandelt und man trifft sich dann einmal im Monat, drei Stunden und das ist dann aber auch sehr intensiv.
Das ist nicht wie bei einer Psychotherapie, dass nach 50 Minuten, der nächste dran kommt, auch wenn wir jetzt am Kern des Problems wären, muss man aufhören, weil der nächste draußen wartet.
Ich nehme mir diese drei Stunden Zeit meistens auch nur zweieinhalb oder vielleicht auch mal nur eine, was natürlich super ist. Dazu kommt noch die Notfall Betreuung, ich bin nachts erreichbar. Gerade nachts, wenn Träume kommen und die dann jemanden brauchen, um darüber zu sprechen, bin ich erreichbar.
Es gibt dann den Notfallmodus nachts bei meinem Handy heißt, man muss mich zweimal hintereinander innerhalb 15 Minuten anrufen, um mich zu erreichen und dann bin ich völlig anders wach, also wirklich direkt wach, weil ich weiß es ist etwas Schlimmes. Notfallmodus heißt etwas oder jemand brennt oder es ist ein Problem, das nur ich lösen kann.
Im weiteren Verlauf wird das aber auch weniger, weil die Coachees, Tools von mir an die Hand bekommen, womit sie es auch selber in den Griff bekommen können. Ein Tool zum Beispiel ist EFT. Um erstmal nur die Nerven zu beruhigen und wenn es dann immer noch schlimm ist können sie mich immer noch anrufen.
Ziel ist sie so schnell wie möglich wieder selbstständig zu werden, das erst gar nicht so ein Abhängigkeitsverhältnis entsteht. Das möchte ich nicht, das möchten auch die Coachees nicht. Ich bin nicht die Ersatzmama, sondern ich bin deren Coach.
Wenn es darauf ankommt, trete ich denen auch mal in den Po damit sie aus ihrer Komfortzone rauskommen und so mache ich niemanden abhängig von mir. Es sind eigenständige Menschen und ich glaube auch an sie.
Mai: Sehr cool. Finde ich auch super wichtig aus dieser Abhängigkeit herauszukommen. Das hab ich zum Beispiel in meiner Psychotherapie auch gemerkt. Ich habe das Gefühl gerade bei klassischen und langfristigen Psychotherapien, dass sie irgendwo auch abhängig machend. Es hat auch einfach einen anderen Sinn bzw. eine andere Struktur.
Ich hatte für mich, nach zwei Jahren gemerkt, dass die Therapieform, die ich gemacht habe, normalerweise für sehr lang ausgelegt ist, da sind drei bis fünf Jahre Minimum. Wo ich mir so denke: What?
Da habe ich für mich nach zwei Jahren gesagt, dass ich das beenden möchte. Ich wollte einen eigenen Weg gehen und andere Methoden ausprobieren. Die Methode und die Therapeutin hat mir alles gegeben, was ich an dieser Stelle brauchte. Ich finde es extrem gut, dass du da direkt eine Unabhängigkeit des Coaches als Ziel setzt.
Wie lang sind Coachees im Durchschnitt bei dir?
Rebecca: Ich kann da gar keinen richtigen Durchschnitt sagen. Weil die Leute in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen zu mir kommen. Es sind Menschen dabei, die schon angefangen haben das aufzuarbeiten sich ganz viel mit sich selbst beschäftigen und die gar nicht mehr so viel Hilfe brauchen.
Aber mit einer ganz konkreten Herausforderung zu mir kommen, bei der sie noch Hilfe brauchen. Da kann es dann sein das ich keinen Paketpreis mache, sondern man stundenweise schaut, da es ja super konkret ist. In solch einem Fall kann man immer noch schauen, ob wir das dann weiterführen und wie lange das dauert.
Aber der Durchschnitt wird meist für sechs Monate angesetzt dadurch, dass man sich nur einmal im Monat sieht und die Zeit dazwischen braucht um das aufzuarbeiten, was wir da alles an die Oberfläche geholt haben und das im Alltag zu implementieren.
Also normalerweise werden erst mal sechs Monate angesetzt und danach weiter besprochen.
Mai: Deine Zielgruppe ist tatsächlich sehr breit gestreut im Bereich der Sexualstraftaten? Also du hast Leute, bei denen es ganz frisch ist, der irgendwie das ganze Paket braucht oder jemand der schon in Psychotherapie und andere Therapien gemacht hat, aber trotzdem noch ein Kernthema hat, wo er nicht alleine weiterkommt?
Rebecca: Ja genau richtig.
Mai: Du hast noch von Methoden gesprochen. Eine war EFT, was benutzt du sonst noch für Methoden? Wir haben jetzt ganz viel Geschichten erzählt und ich glaube, es gibt Leute die fragen sich: Was ist ein Coaching überhaupt? Was machen wir denn da?
Rebecca: Eine weitere Methode, die mehrere Untermethoden hat, ist: Emotion-Sync. Dabei wird eine Entkopplung von Emotion und Ereignis erreicht also quasi aktives Entlernen. Indem man je nach Sinneskanäle wo zum Beispiel ein Glaubenssatz, ein Bild, ein Video für Geruch, Geschmack sitzt, das man darauf eingeht und dann die Amygdala überreizt.
Wenn man sich einen Glaubenssatz selbst sagt, oder von jemand anderem vermittelt bekommen hat, dies über den auditiven Kanal geht. Dann wird zum Beispiel ein lautes Klatschen für diesen negativen Glaubenssatz konditioniert und dann wird immer schneller geklatscht.
Das kann man sich so vorstellen als würde irgendwann ein Kurzschluss stattfinden, weil das Klatschen immer schneller wird und dann nochmal ein Impuls auf die Schulter, auf die Stirn (oder wo auch immer) gesetzt wird.
Dieser Schockmoment ist dann, was im Normalfall dazu führt, dass das ganze auseinander geht und Emotionen von Ereignissen gelöst werden, um anschließend etwas Neues, positives dort rein zu bekommen und das Ganze dann eben auch entsprechend zu wiederholen.
Man möchte einen positiv verstärkenden Glaubenssatz finden, der mit dem Thema zu tun hat. Da kann ich Vorschläge machen aber meistens kommt das von den Coachees selbst, was sich gut anfühlt und dann gibt es Wiederholungen.
Da gibt es dann wie ein kleines Rezept von mir wo drauf steht: Bitte dreimal täglich zu den Mahlzeiten. Manchmal kommt es dann zu Ausreden wie ich esse aber nicht dreimal am Tag oder ich esse achtmal täglich. Es ist aber extrem wichtig es eben trotzdem täglich über einen bestimmten Zeitraum zu machen, auch wenn es zwanzigmal ist.
Nur die Wiederholung hilft das ganze zu lernen und zu verinnerlichen. So wie du dir das jetzt die letzten 20 Jahre eingeredet hast, müssen wir jetzt anfangen dir das positive einzureden. Diese Methode funktioniert wirklich sehr gut.
Es gibt relativ viele Methoden die man bei sexueller Gewalt Opfern einsetzen kann. Ich habe da einen Werkzeugkasten voll, aus dem ich dann je nach Situation ein anderes Werkzeug herausnehme.
Mai: Vielleicht zwei Lieblingsmethoden?
Rebecca: Lieblingsmethoden oh ja! Eine Lieblingsmethode heißt “Open-Doors”. Dabei geht es vorrangig darum die Mauern, die man sich so aufbaut zu umgehen und den Coachee in Trance-Zustand zu bringen.
Mit einer bestimmten Frage geht man in sein Unterbewusstsein damit man einen Raum hat, den man greifen kann, wo man Vorstellungsvermögen hat. Bei mir war es: Warum funktionieren meine Liebesbeziehungen nicht. Das hat mich aufgeregt. Das wollte ich wissen.
Und man geht dann quasi in den Keller runter und je nachdem wie viele verschiedene Themen mit dieser Frage zusammenhängen, so viele Türen sieht man plötzlich dort unten. Es ist so spannend. Das kann sonst was für ein Raum sein, die Türen können überall sein, es können Gänge dahinter kommen, die Türen können sogar an der Decke sein.
Nachdem man eine Tür bearbeitet hat, kann sich die nächste verschließen. Wie eine kleine Abenteuerreise. Es macht mir unglaublich viel Spaß. Den Coachees gefällt das meistens nicht so, weil es meist um Themen geht, die weh tun und mit sexueller Gewalt zu tun haben, aber ich finde das sehr spannend und bin da auch sehr neugierig was dahinter ist.
Die zweite Methode heißt Tribüne, die ist auch sehr stark. Man stellt sich vor, man ist im Theater oder im Kino und hat nur Menschen dabei, die man mag und die einen unterstützen. Man selbst steht auf der Bühne. Es kommt dann eine Person, an die man ganz viele Vorwürfe hat.
Man sagt sie der Person aber nicht, sondern stellt so eine Art physische Verbindung her, z.B. durch ein Seil. Man schreibt die Vorwürfe dann alle auf Zettel und tut sie in ein Gefäß. Die werden dann “rübergeschickt” und dann liest die Person diese Vorwürfe und es wird nicht geantwortet, man sieht nur die Gesichtsausdrücke.
In diesen Momenten weiß ich ganz oft was die Person jetzt gerade emotional treffen würde. Gerade die Eltern-Kind-Beziehung an Mama und Papa, Papa und Papa oder Mama und Mama. Wie auch immer die Familien Konstruktion da ist, hat man z. B. den Vorwurf: Du warst nie für mich da.
Aber das interessiert die Mama vielleicht gar nicht. Mama findet es viel verletzender, wenn du sagst: Du hast nie meine Wäsche gewaschen. Weil Mama sieht sich eigentlich als die perfekte Hausfrau.
Die Coachees spüren und können weitergeben welche der Vorwürfe die Eltern am meisten getroffen haben. Woher weiß man das? Du kannst das ja nicht sehen. Aber du kannst es spüren. Ich kann dann der Person sagen, das war ganz viel dein Ego, was deine Mama überhaupt nicht interessiert hat.
Das ist einfach super spannend und macht auch nochmal ganz viel mit dem Coachee, das mal herauslassen zu dürfen.
Ich hab noch eine, und zwar ist das für mich in der Arbeit mit der Aufarbeitung von Traumata wichtig. Das Format heißt ‘kontrollierte Rache’ das heißt, man geht geführt in die Situation zurück.
Ich bin die ganze Zeit dabei und sag den Coachees auch das ich da bin und sie nicht alleine sind, ich kann kämpfe, dazu wurde ausgebildet. Und dann wird der Betroffenen gesagt: Du darfst jetzt alles machen, was du möchtest. Es gibt eine Regel: nicht töten.
Alles andere darf getan werden, man soll kreativ werden. Ich war sehr kreativ mit dem, was ich mit der Person gemacht habe. Ich wollte ursprünglich forensische Pathologin werden und wusste somit wo ich wie ansetzen muss.
Das ist zum Beispiel schön anzusehen. Es ist ja nicht so das es nur darum geht die Wut herauszulassen. Es gibt auch die Möglichkeit die Situation so zu drehen als wäre sie nie passiert.
Als würde die Person plötzlich zuhören, wenn man nein sagt. Dann darf sich das alles ändern. Dem Unterbewusstsein ist das auch vollkommen egal, ob das passiert ist oder nicht. Aber es gibt einem ein Stück seines Seelenfriedens zurück. Das ist einfach ganz wundervoll.
Mai: Hammer. Danke Rebecca. Wer sich angesprochen fühlt, darf sich gerne bei Rebecca melden. Oder, wenn du jemanden kennst, der Rebeccas Hilfe gebrauchen könnte, dann leite gerne den Kontakt weiter. Ich weiß das früher, auch aufgrund des Egos, Hilfe ein sehr sensibles Thema ist, weil es auch etwas mit Selbstbestimmung zu tun hat.
Ein Opfer entscheidet selber darüber wann und wie viel Hilfe es annimmt. Seit da achtsam mit eurem Gegenüber, was da für denjenigen stimmig ist.
Es könnte sehr schnell übergriffig sein und das könnte zum absoluten Gegenteil führen.
Am besten lieber Fragen stellen: “Ich habe grade einen Podcast gehört, wäre das für dich spannend, soll ich dir den Namen geben? ” Und wenn dann ein hm vielleicht kommt, dann gerne einfach einen Link droppen und sagen, schaue es dir an und wenn nicht nehme ich es nicht persönlich. Für viele die ich kenne, wäre das die passenden Hilfestellungen gewesen.
Vielleicht ist es Rebecca, vielleicht ist es irgendjemand anderes aber ich denke, du hast gerade auch schon unglaublich viele tolle Methoden und Denkanstöße mitgegeben. Ich glaube auch gerade dadurch, dass wir unsere Geschichten teilen, macht das emotional unglaublich viel.
Deswegen ja auch #metoo. Es geht einfach darum all denjenigen da draußen, die noch Bedenken haben, Sie seien alleine mit dem, was ihnen passiert ist, sie seien alleine mit ihren Gedanken. Ihr seid es nicht. Alleine hier sind zwei Frauen, denen das so ergangen ist.
Rebecca: Vor allem bin ich mit meiner Arbeit an die Metoo-Bewegung angelehnt mit “no more me too”. Ich möchte sehr gerne gemeinsam mit anderen dafür sorgen, dass es keine Formen sexueller Gewalt mehr gibt.
Und ich weiß man steht da noch vor ganz vielen Herausforderungen und das es ein Riesenziel ist. Aber ich weiß auch, das umso mehr Leute sich daran beteiligen und mit machen, desto mehr hilft und unterstützt es Opfer. Selbst wenn man nicht selbst betroffen ist und nur jemanden Betroffenen kennt, der sich aber kein Coaching leisten kann, und man dort unterstützt.
Das sind Möglichkeiten da mitzuhelfen. Was dabei mit anzumerken ist: Coachings werden leider nicht von der Krankenkasse übernommen.
Mai: In meinem Acro-Yoga Podcast "Lerne fliegen", habe ich als Ritual am Ende von Interviews immer drei Fragen gehabt: Wenn dein Leben ein Film wäre, was für einen Titel hätte er?
Rebecca: Ich bin gerade dabei einen neuen zu finden. Früher war das: Ich kämpfe. Das ist heute gar nicht mehr so. Spontan: Ich bin das Licht und die Wahrheiten der Welt. Als Untertitel: Warum ich dankbar bin vergewaltigt worden zu sein.
Mai: Zweite Frage: Welches Buch ist dein Evergreen wo du sagst: Das sollte jeder mal gelesen haben?
Rebecca: Es ist eine Trilogie: “Der goldene Kompass”, von Philip Pullman. Der Film kam auch damals dazu raus. Unfassbar schön. Ich habe mich über einen Monat lang geweigert das letzte Kapitel des letzten Buches zu lesen, weil ich nicht wollte, dass diese Geschichte endet, die so voller Fantasie, junger frischer Liebe, Hoffnung und verschiedener Welten ist.
Das Buch gibt dem Leser die Möglichkeit in einer eigenen Welt zu träumen und ein wenig aus dem Alltag herauszukommen. Am Ende habe ich so geweint, weil es dann auch noch unfair war.
Zum Thema Persönlichkeitsentwicklung würde ich sagen: “ Why not?” von Lars Amend. Sehr starkes Buch.
Mai: Ist notiert. Auf Frage Nummer drei komme ich tatsächlich nicht, gibt es halt nur zwei.
Rebecca: Dann stelle ich dir zum Abschluss eine. Auf einer Skala von 0 bis 10, was ist bis jetzt dein schönster Moment in deinem Leben gewesen. 10 ist super, 0 ist wenig schön.
Mai: Ich habe zwei Situationen im Kopf, ich nehme mal die eine. Wahrscheinlich auch, weil jetzt das Missbrauch-Thema gerade am präsentesten ist. Das war im ersten halben Jahr nach der Anzeige mit meiner Krankheit.
Da habe ich mit sehr wenigen Menschen darüber gesprochen was passiert oder bzw. das es passiert ist, außer mit denen wo ich darüber sprechen musste, Polizei, Therapie und so weiter.
Ich habe zu dem Zeitpunkt noch ein Vollzeit-Job gehabt und nebenbei noch einen amerikanischen Master gemacht. Also ich hatte voll die Businesskarriere im Kopf. Dann saß ich da in einem Kurs mit neun Leuten.
Zu der Zeit war ich schon von der Arbeit krankgeschrieben und hatte quasi sehr viel Zeit meinen Teilzeitmaster zu machen. Und trotzdem ging nichts bei mir. Ich habe sehr stark an Konzentrationsstörungen gelitten. Ich konnte mich nicht länger als fünf Minuten auf eine Sache konzentrieren.
Was mehr als unpraktisch ist, bei einem Master wo man in wissenschaftlichem, akademischen Englisch Papers schreiben muss. Wir wurden gleich bewertet wie amerikanische Studenten und da habe ich für mich gemerkt das ich den Master nicht schaffe.
Das war echt mein Ziel nach dem Master dann eine Businesskarriere zu starten und der hat ein Heidengeld gekostet. Da habe ich dann in einer Pause die Leute aus dem Kurs zusammengerufen, wir waren alle sehr gut befreundet.
Dort habe ich dann das erste Mal vor mehr als einer Person darüber gesprochen. Hab ihnen gesagt, dass ich glaube es nicht zu schaffen, das ich missbraucht worden bin und das ich seit drei Monaten nicht mehr arbeiten.
Also das wusste derzeit noch gar keiner. Das war echt so ein krasser Moment wo eine stille und eine ganz tiefe Verbundenheit in den Raum kam. Und dann kam der erste, der Kevin und hat gesagt: Natürlich machst du den Master, wir sind acht Leute, du bist einer und wir ziehen dich da durch.
Jeder hat mir das so auf seine Art und weiße beigebracht, dass ich das durchziehe. Und die haben Wort gehalten. Ich habe heute einen MBA. Obwohl ich von den 18 Monaten, sechs krank war.
Das ist ein sehr berührender Moment für mich gewesen, weil da so viel Nähe, Verbundenheit und Gemeinschaft geflossen ist. Und ich habe echt durch gehalten, es gab Tage da habe ich gemeint: Leckt mich doch alle.
Ich habe das noch im Kopf da gab es Situationen da sollten wir eine Firma analysieren und ich hatte keine Ahnung was für Formeln ich benutzten musste und woher ich die Zahlen bekomme.
Was dann passiert ist: Mai, welche Firma analysiert du denn? Dann hat er halt echt einfach alle meine Daten in alle seine Formeln eingesetzt, dann das Sheet analysiert, alle Zahlen die spannend sind markiert und gesagt: Hier die Zahlen, über die schreibst du jetzt was.
Das war echt ein krasses Erlebnis für mich.
Rebecca: Ja das habe ich auch gerade gespürt wie krass es war. Schön, danke fürs teilen.
Mai: Ja danke für die tolle Frage. Das Schlusswort liegt bei dir liebe Rebecca. Hast du noch etwas was du teilen magst oder noch klarstellen möchtest?
Rebecca: Erstmal Danke an die Leser die bis hierher durchgehalten haben. Solltet ihr selbst betroffen sein, solltet ihr jemanden kennen, bietet Hilfe an oder holt euch Hilfe. Den wir sind so viele.
Denn erst, wenn wir es schaffen gemeinsam herauszugehen und zu sagen: Hier sind wir. Dann können wir zusammen im Leben auch erreichen, dass sich etwas ändert. Von Erziehung, über Schule, über Sexismus, über sexistische Werbung, über toxische Männlichkeit, über Gewaltprävention, über: Was wird eigentlich über Krankenkassen bezahlt?
Es gibt so viele Dinge, die wir gemeinsam erreichen können, nur durch Hilfe. Seit für einander da. Gerade jetzt nochmal verstärkt durch die Ausgangsbeschränkung, werden Fallzahlen vielleicht sogar noch steigen. Bitte hört zu. Bitte hört hin. Wenn euch etwas auffällt, bietet Hilfe an. Lasst niemanden alleine. No more me too.
Mai: Ich danke dir von ganzem Herzen liebe Rebecca. Danke für deine Zeit, Danke fürs da sein, Danke dir, für deine unglaubliche Arbeit.
Interessierst du dich für Rebeccas Vorgeschichte? Dann kannst du hier für den ersten Teil weiter lesen.
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Hi, ich bin Mai 😊 Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht Opfern sexuellen Missbrauchs zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Auch wenn eure Scham und Angst etwas anderes erzählen: Das ist nicht wahr! Und es kommt noch besser: Der richtige schöne Teil eures Lebens liegt noch vor euch! Ich habe es geschafft, aus dem schlimmsten Erlebnis meines Lebens, eine enorme Kraft zu ziehen & mein Leben nach meinen Ideen neu zu gestalten - also kannst du das auch! Deine Mai 💛
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