Rebecca Tregers Geschichte als Opfer einer Vergewaltigung ❤️

Rebecca Tregers Geschichte als Opfer einer Vergewaltigung

Mai 16
coach sexueller gewalt

Dies ist die erste von zwei Folgen in der Rebecca im Interview sehr offen von Ihrer Geschichte als Opfer einer Vergewaltigung erzählt. Sie verdeutlicht vor allem mit welchen weiteren Herausforderungen sie noch danach zu kämpfen hatte und wie sie sich beinahe selbst das Leben genommen hätte. 

Glücklicherweise hat sie das aber nicht getan und sich stattdessen einen Vorsatz genommen - kein anderer Mensch kann sie so sehr wieder runterziehen. Im zweiten Teil dieses Interview-Gesprächs geht es dann darum, wie sie Ihren neuen Lebensabschnitt erfolgreich und glücklich meistert.

Wenn Dich meine Geschichte zum Thema Vergewaltigung interessiert, kannst Du hier weiterlesen. Weitere Podcast Episoden findest Du hier.

Mai: Hallo und Herzlich willkommen zu diesem Interview (auch hier als Video) mit einer unglaublich starken Frau: Rebecca Treger. Wir hatten ein kurzes Telefonat davor, da wir uns noch nicht kannten.

Rebecca ist eine grandiose, starke Powerfrau, die eine tolle Geschichte zu erzählen hat. Sie war Opfer und ist mittlerweile vom Opfer zum Survivor geworden. Sie hat eine sehr motivierende Geschichte zu erzählen.

Rebecca: Erst einmal Danke für die Einladung, ich freue mich hier sein zu dürfen. 

Mein Name ist Rebecca Treger. Ich bin mittlerweile 30 Jahre alt, bin in Thüringen geboren und aufgewachsen. 

Wohne jetzt im wunderschönen Bayern in Nürnberg, um genau zu sein. Habe nach dem Abitur angefangen zu studieren, habe dann auch meinen Bachelor in Bildungswissenschaften, Schwerpunkt: Psychologie, Soziologie für kulturelle Bildung und Bildungsphilosophie gemacht. 

Während des Studiums habe ich noch eine IHK-Ausbildung zur Versicherungsfachfrau gemacht, was irgendwie gar nicht so richtig gepasst hat, weil ich nie dachte, dass ich mal mit Zahlen arbeite. 

Ich hatte dann aufgrund einer posttraumatischen Belastungsstörung leider mit dem Studium aufhören müssen. Die ist damals dadurch entstanden, dass ich in einer psychisch-aggressiven Beziehung war, was mich entsprechend heruntergezogen hat, also nicht wegen der Vergewaltigung. 

Dadurch hab ich dann nach dem Bachelor abgebrochen, was auch eine ganz gute Entscheidung war, denn Lust auf Studieren hatte ich nicht unbedingt mehr. Bin dann nach Erfurt umgezogen, wo ich nach einer langjährigen Beziehung wieder jemanden kennengelernt habe.

Wie ich zum Opfer einer Vergewaltigung wurde

Rebeccas Geschichte - ihr Leben nach der Vergewaltigung

Rebeccas Geschichte - ihr Leben nach der Vergewaltigung

Am 13. Januar 2016 habe ich erfahren, dass mein Papa eine schwere Krankheit hat und nicht mehr so lange zu leben hat. Der Mann, den ich damals kennengelernt hatte, wollte als Freund für mich da sein. War für mich aber ein bisschen unangenehm, da er damals in Bremen gewohnt und gearbeitet hat und ich eben in Erfurt. 

Es war eine lange Fahrtstrecke aber er hat sich nicht so richtig davon abbringen lassen doch zu mir zu kommen und es war abgemacht das er dann auf der Couch schläft. Meine Schwester, Ihr damaliger Freund und auch meine beste Freundin kamen vorbei an dem Abend. 

Er hat sich wirklich verhalten wie ein Freund. Er war sehr hilfsbereit und auch einfach für mich da, um mich ein bisschen von der Nachricht abzulenken. Irgendwann sind die anderen dann alle gegangen. 

Er wollte nicht auf der Couch schlafen wegen Katzenhaaren, wo ich Verständnis für hatte. Ich bin dann ins Bad gegangen, habe meinen Schlafanzug angezogen und war immer noch ein bisschen down. Ich hatte zusätzlich meine Periode, also an sich kein guter Tag. 

Ich habe ein sehr großes Bett es war also nicht das Problem, das jemand mit drin schläft, das war für mich okay. Ich habe mich dann nach links gedreht, eine Gute Nacht gewünscht und bin davon ausgegangen das wir jetzt schlafen, er morgen nach dem Frühstück wieder nach Hause fährt, also alles gut. Eine Vergewaltigung hatte ich nicht kommen sehen. 

Irgendwann merkte ich wie er meine Hand nimmt und das war mir schon unangenehm und ich war auch sehr überrumpelt. Im nächsten Moment lag er dann schon auf mir. Hat mich geküsst und ich erinnere mich jetzt noch an das Gefühl, wie sein Bartstoppeln gekratzt haben und wie doll mir das weh tat.

Im nächsten Moment hatte er seine Hand schon unter meinem Schlafanzug-Oberteil und hat  mir richtig fest in die Brust gekniffen. Einfach so aus dem Nichts. Ich habe ihm gesagt das es weh tut und er aufhören soll. Habe dann auch angefangen mich körperlich zu wehren, ihn wegzudrücken. 

Er hat das wahrscheinlich als Spiel gesehen, was ihn dazu veranlasst hat, meine Hände zu nehmen und neben meinen Kopf zu tun. Je mehr ich mich gewehrt habe, desto mehr hat es ihm Spaß gemacht, umso besser fand er das. 

Das muss irgendwie in meinem Kopf auch diesen Klick gemacht haben das ich mitbekommen habe das desto mehr ich mache, was er will, umso weniger tut er mir weh. In der Nacht hat er sich viermal genommen was er wollte. Immer wieder Schläge. Das Beißen an meinem linken Unterschenkel. 

Am nächsten Morgen und die Wochen nach der Vergewaltigung

Was ein Mensch durchlebt nach einer Vergewaltigung

Was ein Mensch durchlebt nach einer Vergewaltigung

Wäre ich direkt am nächsten Morgen zur Polizei gegangen, hätten man meinem Unterschenkel seinen kompletten Zahn-Abdruck entnehmen können, weil er so fest zugebissen hat. 

Am nächsten Morgen sollte er eigentlich schon gegen neun abfahren. Ich war froh und redete mir selber ein das er bald weg ist, jetzt ist alles gut und es ist bald vorbei. Nachdem ich von der Toilette gekommen war, hatte er ein ganz komisches Grinsen im Gesicht. Er meinte, dass seine Arbeit ausfällt, und er vor 14 Uhr nicht fahren muss. 

Für mich schwierig gewesen vor allem, weil er auch wollte, dass ich zurück ins Bett komme, um mit ihm zu kuscheln. Der lag da einfach und ist davon ausgegangen, dass alles gut ist. Das hat mich so angeekelt. Er meinte, er fährt mich dann zu meinen Eltern und ich könne ihn dann als neuen Freund vorstellen. 

Da muss ich so schockiert geschaut haben, dass er mich gefragt hat was denn los sei. So nach dem Motto: hat es dir etwa nicht gefallen? Ich hab dann nur gesagt das ich gerade erst aus einer Beziehung raus bin und das komisch kommen würde. 

Und das er mich nicht fahren könne, weil ich mein Zugticket nicht zurückgeben kann und er nach Hause fahren kann ich müsse mich jetzt fertigmachen. Dann war ich erst einmal ein paar Stunden im Badezimmer. Ich habe meine Haare gewaschen, ich habe meinen ganzen Körper fast abgeschrubbt. 

Vor allem habe ich mich innerlich ausgespült, weil er wusste, dass ich nicht verhüte und er ist trotzdem in mir gekommen. Es hat ihn überhaupt nicht interessiert. Ich habe dann Bilder gemacht, mein gesamter Körper nach unten war einfach Blau und Dunkel lila. Mein ganzer Körper war schon voll mit diesen Hämatomen.

Ich kann es immer noch nicht so ganz begreifen, dass ich in dem Moment in Anführungszeichen so geistesgegenwärtig war und Fotos gemacht habe. Ich habe das dann an meine beste Freundin und eine andere sehr gute Freundin geschickt die beide total schockiert waren: Mein Gott was ist passiert und geht es dir gut? 

Das hat mir Sorgen gemacht. Ich habe glaube ich schon in dem Moment versucht das alles zu verdrängen. Habe mir eingeredet das es ja bald vorbei ist, das schon nicht so schlimm sei und alles gut wird. Ich war schon in diesem Survival -modus, dass ich mehr damit beschäftigt war meine Freundinnen zu beruhigen, anstatt mich um mich selbst zu kümmern.

Irgendwann war er dann zum Glück weg und ich bin zu meinen Eltern gefahren. Ich habe völlig verdrängt was passiert ist. Hauptsache nicht drüber sprechen. Er hat mir dann auch noch ein paar mal über WhatsApp geschrieben. Die Vergewaltigung und all das was passiert ist, habe ich mir immer heruntergespielt. 

Das Gespräch so kurz wie möglich gehalten, dass man ja nicht irgendwie in Kontakt bleibt, weil das ging einfach nicht. Ich hatte auch wirklich Angst das, wenn ich ihn irgendwie aufbringe, dass er dann zurückkommt und eine Vergewaltigung wiederholt. 

Das wollte ich unter allen Umständen vermeiden, da er wusste, wo ich wohne. Nach ein paar Monaten hatte ich ein Telefonat mit einem Freund. Der nachgefragt hat, ob ich in den letzten Monaten mit irgendjemand war oder nicht. 

Die Erkenntnis das man vergewaltigt wurde erfolgte erst viel später

Schuldgefuehle und die Erkenntniss der Vergewaltigung

Schuldgefühle und die Erkenntnis der Vergewaltigung

Da habe ich dann ein bisschen von dem Vorfall erzählt und er meinte dann nur das es nach einer Vergewaltigung klinkt. Daraufhin hab ich nur gemeint das, dass Quatsch sei und sowas mir doch nicht passiert. Das hätte ich ja auch mitbekommen. Das fing dann aber natürlich trotzdem an in mir zu arbeiten.

Mai: Dir war also bis zu dem Zeitpunkt gar nicht wirklich aktiv bewusst, dass es eine Vergewaltigung war also du hättest es in deinem Kopf nicht so tituliert?

Rebecca: Nein auf gar keinen Fall. Also wirklich überhaupt nicht, weil ich ja so stark war,  habe Kampfsport gemacht und dachte immer mir passiert sowas nicht. Das passiert nur anderen. 

Ich habe mich dann auch mit meiner zweiten Freundin, der ich das Bild vom morgen darauf geschickt hatte, bei der ich zu dem Zeitpunkt war, unterhalten und sie meinte, dass sie das weiß und das ich nur selber drauf kommen musste da ich ihr nicht geglaubt hätte.

Und damit hatte sie absolut recht. Die Freundin hat in München gewohnt und ich bin dann zurück in meine Wohnung, nach Erfurt und dort ist dann alles über mir zusammengebrochen. Ich habe die ganze Nacht geweint. Ich habe in Internetforen gelesen und mir erst einmal durchgelesen was bei Vergewaltigung denn der Tatbestand war. 

Ich habe Informationen gesammelt um zu schauen, ob die irgendwie mit meinen Gedanken übereinstimmen. Stimmt das denn, was in meinem Kopf vorgeht? Im Strafgesetzbuch habe ich nachgelesen, ich habe die Geschichten von anderen Menschen durchgelesen um zu schauen, ob es Parallelen gibt. 

Ich wollte das nicht wahrhaben. Ich wollte diesen, in Anführungszeichen ‘Opfer Stempel’, den wollte ich nicht. Ich habe mich sehr dagegen gewehrt. Ich habe dann einer Freundin geschrieben das ich glaube, dass ich vergewaltigt wurde. Und sie meinte erstmal “wie du glaubst?”

Das erste, was von ihr kam, war: “Oh mein Gott, du weißt aber schon das du ihn anzeigen kannst?” Ich dann nur so: Nein, kann ich nicht, der weiß, wo ich wohne. Ich bin da komplett in eine defensive Haltung gegangen und wollte auf keinen Fall das er irgendwas erfährt. 

Zum "Glück" hatte Rebecca vor dem Fall schon eine posttraumatische Belastungsstörung und wusste, worauf es jetzt ankommt.

den naechsten wichtigen Schritt tun: Mit jemandem darueber reden

Den nächsten wichtigen Schritt tun: Mit jemandem darüber reden

Ich habe in dem Moment so einen starken Fokus gehabt auf alles was nicht geht, anstatt mich auf Lösungen zu konzentrieren. Wo ich dann in Anführungszeichen Glück hatte war, das ich in einer aggressiven Beziehung war, die posttraumatische Belastungsstörung hatte und wusste, wie wichtig es ist darüber zu sprechen und  es auf keinen Fall in mich rein zu fressen, weil mich das kaputt machen würde.

Mai: Das ist so gut.

Rebecca: Ja definitiv. Auch, wenn es vielleicht für manche Menschen komisch klingt, bin ich so dankbar, dass ich die Erfahrung vorher gemacht habe und dadurch viel schneller in den Modus “Ich muss etwas tun.” gekommen bin. 

Das war eine Erfahrung, die ich machen musste, um die nächste überstehen zu können. Ich hatte dann einen Freund angerufen, der bei der Polizei arbeitet und ihm erzählt, dass ich glaube das ich vergewaltigt wurde. Er meinte dann nur, das sei kein Privatgespräch, ich solle ihn auf der Wache wieder anrufen. Wo er alles vorliegen hat und nachlesen kann.

Ich habe ihn dann nochmal angerufen und ihm alles erzählt. Seine Antwort war: “Ich kann dich nicht zwingen Anzeige zu erstatten aber entweder du gehst freiwillig oder ich lass dich abholen.” Ich wusste nicht, dass er das nicht darf. 

Vergewaltigung anzeigen

Entscheidungen treffen nach dem sexuellen Missbrauch

Entscheidungen treffen nach dem sexuellen Missbrauch

Ich hatte keine Ahnung, dass das nicht geht. War aber so. Daraufhin habe ich meine beste Freundin angerufen, die ja auch von dem Foto wusste, geschrieben das XY mich damals vergewaltigt hat und das ich zur Polizei gehen muss, ob sie mich unterstützt. 

Sie war erst mega geschockt und meinte auch warum ich das an dem Abend nicht gesagt habe. Ich hätte doch zu ihr kommen können, hätte sie doch nur anrufen müssen und er hätte alleine dort schlafen können. 

Nichts was ich in dem Moment hätte gebrauchen können aber sie hat es natürlich nur gut gemeint und auch nicht verstanden, genauso wenig wie ich, warum ich denn nicht gleich etwas gesagt habe.

In dem Moment war ich so irrational. Mein Handy lag damals neben mir, das habe ich gar nicht wahrgenommen. Ich hatte auch mehr bedenken was passieren würde, wenn ich nachts, nackt aus meiner Wohnung gehe und bei den Nachbarn klingel. 

Oder wenn ich jetzt gehe der könnte meine Wohnung anzünden und zu dem Zeitpunkt hatte ich noch zwei Katzen, um die ich mir mehr Gedanken gemacht habe als um mich. Nichts davon war irgendwie rational. 

Sexueller Missbrauch - meine Geschichte

Sexueller Missbrauch - meine Geschichte

Entsprechend konnte ich die Frage nicht beantworten, warum ich sie nicht angerufen habe. Für mich hatte ich noch überhaupt keine Klärung. Wir waren dann bei der Polizei und haben Anzeige erstattet. Was für sie dann auch nochmal spannend war, weil sie plötzlich alle Details von dem Abend gehört hatte.

Mai: Sie war also bei der Anzeige Erstattungen dabei, auch mit im Raum?

Rebecca: Genau, dass ich eben nicht alleine sein musste.

Mai: Das hat mir auch sehr geholfen als mein Freund mit dabei war. Ich glaube auch für die Person, die mit dabei ist, ist das nochmal extra schwierig.

Rebecca: Ja definitiv. Ich habe sie danach auch gefragt wie es für sie war und sie hatte gemeint, sie hat versucht sich so gut wie möglich abzulenken. Über andere Dinge mit Freunden per Whatsapp geschrieben. 

Sie war eben physisch da und wenn ich eine Pause brauchte hat sie auch darauf geachtet, dass wir eine Pause machen also nicht alles in einem Rutsch machen. Es hat auch eine ganze Weile gedauert bis alle Details da warn, alle Nachfragen gestellt wurden, das Protokoll aufgenommen wurde. Das hat alles ein bisschen gedauert.

Mai: Du hattest auch gesagt das es insgesamt drei Monate gedauert hat bis du überhaupt erst angezeigt hattest. Also ich finde es einerseits schnell und andererseits langsam. In dem Moment in dem es irgendwie um Vergewaltigung oder Missbrauch geht spielen Raum und Zeit irgendwie vollkommen keine Rolle mehr. 

Schnell macht man sich Vorwürfe nicht anders gehandelt zu haben

Victim blaming

Victim blaming

Wie du auch gerade gesagt hast: Mein Handy lag neben mir, warum hab ich nicht angerufen, warum bin ich nicht rausgerannt? Gleichzeitig auch warum habe ich nicht am nächsten Tag gleich etwas gesagt, sondern erst drei Monate später? Ich finde es auch einfach abgefahren wie bei uns im Kopf auf einmal ganz andere Mechanismen angehen, die wir so gar nicht kennen. 

Wir verstehen uns ja auch so gut, weil wir beide eigentlich mega krasse Powerfrauen sind, beide super in Männerdomänen unterwegs gewesen, irgendwie die einzige Frau im Raum und trotzdem gerockt haben oder gerade deswegen. Stark, kämpferisch, von außen würden alle sagen, das ist die emanzipierte, unabhängige Rebecca oder Mai. 

Und das gerade dieses Bild, von dem wie wir uns sehen, wie wir gerne wären, wie wir vielleicht auch die meiste Zeit des Tages sind uns davon abhält anzuerkennen, dass wir eben trotzdem Opfer einer Straftat geworden sind. Ich meine ich war ein Kind und trotzdem kenne ich genau diese Sätze: “Das passiert anderen aber mir nicht.” “Ich hätte was sagen können” und “ich hätte einfach zu meinen Eltern laufen können”.

Im Nachhinein denke ich mir, warum ich nicht einfach in den verdammten letzten 20 Jahren einmal zu meinen Eltern gegangen bin und ihnen erzählt habe das Onkel XY  dies und das gemacht hat? Das ist aber einfach nicht passiert.

Rebecca:  Da ist ja auch dieser Selbstschuld Gedanke dabei. Was hätte ich eigentlich anders machen können? Hätte ich ihm meine Adresse erst gar nicht schicken sollen? Aber er war ja ein Freund der da sein wollte? Ich konnte ja nicht ahnen, dass das passiert. 

Mai: Victim-blaming?

Rebecca: Und zwar vor allem gegen sich selbst.

Mai: Das ist sogar das krasseste eigentlich. Ich habe letztens einen Text gelesen, den ich so lustig fand, und zwar das die Stimmen in unserem Kopf also das, was wir uns selber sagen, die schlimmsten überhaupt sind. 

Das krasseste Victim-blaming welches ich in meinem gesamten Leben erfahren habe kam von mir selber. All die Sätze, die ich mir gedacht habe, bei denen ich dachte das werden bestimmt alle genauso denken. Im Leben nicht. Ein Prozent vielleicht von außen der Rest kam von mir selber. Wir selber sind unsere schlimmsten Gegner und Kritiker.

Rebecca: Ja definitiv, auch darauf zu achten wie rede ich eigentlich mit mir selbst, in Momenten wo es gerade nicht so läuft, wie ich es mir eigentlich vorstelle. Dann zu sagen nein das war nicht dumm. Das war eigentlich spannend, das hätte vielleicht auch nicht jeder so hinbekommen wie ich das gerade geschafft habe.

Mai: Schönes paraphrasieren.

"Was man sich selbst erzählt, ist meist schlimmer, als was andere Menschen über einen sagen. "

Mit sexuellem Missbrauch umgehen - Spaetfolgen

Mit einer Vergewaltigung umgehen - Spätfolgen

Rebecca: Einfach dazustehen und sich wundern was man da selber wieder geschafft hat. Also ich stimme dir definitiv zu, dass was sich jeder Mensch selbst erzählt, ist meist schlimmer als alles andere, was Menschen über einen sagen können. 

Ich habe für mich einfach rausgefunden, nachfragen: ”Ich habe das Gefühl, das du von mir denkst, das ich blöd bin. Stimmt das eigentlich?” Meinem eigenen Kopf einen Strich durch die Rechnung machen. 

Weil die meisten sagen dann nur: “Nein, wie kommst du darauf? Das habe ich ganz anders gemeint aber interessant wie du das wahrgenommen hast.” Weil doch jeder alles anders wahrnimmt, es ist immer eine individuelle Einschätzung. 

Das hilft ganz doll einfach nachzufragen. Das erfordert am Anfang eine menge Mut. Denn die Wahrscheinlichkeit das derjenige dich blöd findet, ist ja immer noch da, aber dann habe ich mich ja nicht getäuscht. 

Mai: Und wie ging es dann nach der Polizei weiter?

Rebecca: Genau, wir waren dann bei der Polizei. Dazu kam das ich während des Studiums nicht mehr arbeiten konnte. Dazu war ich nicht in der Lage. Ich habe meinem Chef erzählt was passiert ist. Der wollte erst mal wissen, ob es jemand aus dem Betrieb war. 

Was aber nicht der Fall war. Musste dann zum Arzt gehen, weil die einzige Maßnahme, die ich damals kannte, war Psycho-Therapie. Was anderes war überhaupt noch nicht in meinem Berufskreis drin, nicht im geringsten. 

Sobald man darüber spricht, wirkt das befreiend für das Vergewaltigungsopfer

Angst und Depression bekaempfen

Angst und Depression nach der Vergewaltigung bekämpfen

Zu dem Zeitpunkt wussten es schon ein paar meiner Freunde, meiner Familie habe ich es irgendwann erzählt, die Menschen von der Polizei wussten es, mein Chef, ein paar Mitarbeiter, mein Arzt, meine Psychotherapeutin, das heißt es wussten auch noch Menschen von der Krankenkasse. 

Eine riesen Wolke an Menschen, die plötzlich wussten, was los ist. Ich brauchte dann ja noch einen Anwalt. Dann habe ich mich noch beim Weißen Ring gemeldet und mit denen gesprochen.

Also es wussten plötzlich sehr viele Menschen von der Vergewaltigung und ich hatte für mich persönlich das Gefühl, je mehr ich darüber spreche und diesen Schmerz so ein bisschen verteile, insofern derjenige es hören möchte was passiert ist, umso leichter wurde es dann für mich. 

Das ist sicherlich auch ein bisschen so mein Ego jemanden anderen zu bitten meine Lasten zu tragen, aber es ist auch viel mehr einfach nur: “Hör mir bitte einfach nur zu, wenn ich nur noch mit mir selbst Rede, funktioniert dieses ganze Leben hier nicht mehr.” 

Meine täglichen Ängste noch lange nach der Vergewaltigung

Verhaltenstherapie nach sexueller Missbrauch

Verhaltenstherapie nach sexueller Missbrauch

Bin dann auch relativ schnell in Therapie gekommen. Das war Verhaltenstherapie wo ich, gerade am Anfang noch super viel Angst hatte. Ich bin in meine Wohnung gekommen und habe mich nicht getraut die Wohnungstür zu schließen bevor ich in jeden Raum mindestens dreimal gecheckt hatte, selbst in die kleinsten Schubfächer hab ich geschaut, ob er sich irgendwo verstecken könnte. 

Absolut irrational. Aber ich brauchte diesen Realitätscheck für mich, dass er nicht hier ist und ich jetzt hier zu Hause sein, die Tür zu machen und abschließen kann. Das war dann mein “to go”.  

Dann auch wieder einkaufen zu gehen oder dann irgendwann wieder auf die Arbeit fahren zu dürfen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Ich habe mich permanent beobachtet gefühlt. Ich habe auch gerade am Anfang keine Musik mehr gehört.

Ich höre sonst den ganzen Tag Musik. Normalerweise muss ich mir alle drei Monate neue Kopfhörer kaufen, weil die immer so abgenutzt sind. Und das war nach der Vergewaltigung nicht mehr so. Ich war sehr empfindlich. Schon ganz kleine Sätze haben mich plötzlich zum Weinen gebracht. 

Ich war vorher nicht so. Abgesehen davon, dass ich das auch nicht cool fand irgendwelche Emotionen zu zeigen, denn ich bin ja stark. In Psycho-Therapie haben wir dann daran gearbeitet das ich wieder weniger Angst habe. 

Die größte Herausforderung für mich war nachts zu schlafen. Ich habe sehr viele Monate nach der Vergewaltigung nicht in meinem Bett geschlafen, weil ich es einfach nicht konnte. Was mir dabei geholfen hat und das ist kein Tipp für alle anderen da draußen,  ihr solltet das nicht machen, es hat nur mir persönlich mental geholfen. 

Und zwar habe  ich in meiner kompletten Wohnung Messer versteckt habe. Das gab mir dieses Sicherheitsgefühl. Es lag direkt eins neben meinem Kopfkissen. Es lag eins in der Stube bei der Couch wo ich zum Fernsehgucken saß. 

Ein Messer lag in der Küche, direkt auf dem Schuhregal im Flur. Selbst im Badezimmer hatte ich ein Messer liegen. Einfach nur um mir das Sicherheitsgefühl zurückgeben. Nach dem Motto “mich wehren zu können, wenn er wiederkommt und dann steche ich zu und diesmal laufe ich.” Aus dieser Starre herauszukommen. Da hat es dann auch wieder angefangen, dass ich nachts wieder schlafen konnte. Das hat mir total geholfen. 

Mai: Bist du da selbst drauf gekommen?

Rebecca: Ja. Ich habe mich eben gefragt was ich machen würde, wenn er wieder kommt, da lag dann ein Messer und da meinte ich nur das ich davon genug habe, jetzt verteidige ich mich.

Emotionen Ignorieren nach Vergewaltigung

Traumata nach einer Vergewaltigung besiegen

Mai: Ich stelle mir eine Wohnung voll mit Messern vor. Ich bin so tollpatschig. Ich glaube, ich hätte Angst mich selber daran zu schneiden.

Rebecca: Die waren ja aber auch immer ein bisschen versteckt. Man hat nicht, wenn man in meine Wohnung gekommen ist überall Messer herumliegen sehen. Ich wusste nur eben wo die sind. Ich habe auch festgestellt das ich eine Zeitlang das Ganze als Ausrede benutzt habe um Dinge nicht tun zu müssen. 

In der Wohnung, in der ich gewohnt hatte, da wurde das ganze Wohnhaus verkauft und die wollten bei mir die Wohnung ausmessen. Und ich wollte niemand in meine Wohnung lassen.

Und als die beim dritten Mal immer noch nicht locker gelassen haben, habe ich ihnen eine E-Mail geschrieben und hab gesagt das ich in der Wohnung vergewaltigt wurde.

Sie könnten so oft anfragen wie sie möchten, ich würde keine fremden Männer in meine Wohnung lassen. Danach haben sie sich nie wieder gemeldet haben es auch nicht einmal wieder versucht. 

Nur zum Beispiel, wenn der Schornsteinfeger zum Reinigen kommen musste, konnte ich nichts tun. Aber da hatte ich dann ein super mulmiges Gefühl bei, es war plötzlich ein fremder Mensch in meiner Wohnung, in der ich gerade dabei war mich wieder sicher zu fühlen. 

Die meiste Zeit, wenn ich mich nicht irgendwie mit Freunden getroffen habe oder bei meinen Eltern war, habe ich mich in meiner Küche aufgehalten. Ich habe sehr viel geraucht und gerade um wieder Schlaf zu finden auch leider viel zu viel getrunken. 

Meine Lösung war dafür Alkohol. Irgendwann war es so schlimm, dass ich bei einer halben Flasche Schnaps am Abend war. Wir hatten direkt um die Ecke einen Späti der immer so bis zwölf Uhr aufhatte. Teilweise wurde ich nervös, wenn kein Alkohol im Haus war und bin dann noch kurz vor zwölf schnell rüber gelaufen. 

Der Verkäufer hat mich teilweise so mitleidig angesehen. Weil der wahrscheinlich genau wusste, wer ich bin. Normalerweise bin ich ihm im Business Look entgegengekommen und dann kam ich auf einmal abends in Jogginghose und kaufte Alkohol. 

Man muss eine wichtige Entscheidung für sich treffen - mein Wendepunkt

Ich habe mich entschieden wieder zu Leben

Ich habe mich entschieden wieder zu Leben

Der Wendepunkt war dann, dass ich mich irgendwann daran erinnert hatte, was ich mir damals selbst nach der aggressiven Beziehung geschworen hatte. Nämlich, dass kein Mensch auf der Welt mich wieder so tief herunterzieht. 

Dass ich keinem Menschen dieses Recht geben möchte. Und dann bin ich aufgestanden. Ich habe dann den Standort von meiner Arbeit nach Erfurt gewechselt. Wieder angefangen zu arbeiten, wieder angefangen Sozialkontakte zu pflegen, wieder herauszukommen aus diesem Schneckenhaus, welches ich mir aufgebaut hatte. 

Mai: Wie lange hat das gedauert? Vom Zeitpunkt der Vergewaltigung bis zum Entschluss wieder zu leben?

Rebecca: Im Januar ist es passiert und im November darauf hatte ich mich bei dem anderen Standort angemeldet. Was glaube ich, relativ schnell ging.

Mai: Ja das ist gut. Ich hab mir als ich dann, zwei Monate nachdem ich angezeigt habe aufgehört zu arbeiten habe, das komplette erste Jahr eingeredet, dass ich im nächsten Monat wieder arbeiten gehe. 

Ich habe ein Jahr gebraucht um anzuerkennen, das ich krank bin, dass bei mir irgendwas nicht in Ordnung ist und das ich jetzt gerade nicht einfach nur Urlaub hab und machen kann was ich will, sondern das ich gerade in einer ganz anderen Phase bin. 

Respekt dafür, dass du nach einem Jahr die klare Entscheidung getroffen hast. Also mir geht es nicht ums funktionieren, sondern das du so eine Kraft hattest einfach zu beschließen dich nie wieder runterziehen zu lassen. Das finde ich geil. Powerfrau.

Rebecca: Irgendwann stand dann die Entscheidung an, ob ich das Studium komplett abbreche und meinen alten Job aufgeben muss, da ich einfach krank war. Den Job konnte ich aufgrund der Krankheit nicht mehr ausführen. 

Ich war noch krankgeschrieben wegen der posttraumatischen Belastungsstörung, das hatte gar nichts mit der Vergewaltigung zu tun. Nachdem man bei der Firma mit arbeiten aufgehört hat, gibt es einen Fördertopf für Weiterbildung. Ich wusste gar nicht was ich damit anfangen soll.

Eine Freundin von mir meinte dann das ich doch zu ihr ins Coaching kommen kann, sie sei da gerade in der Ausbildung und das wäre auch umsonst. Das war mir damals so unangenehm. 

Ich hatte ja einen Psychotherapeuten und war der Meinung, es sei ja alles gut. Im Nachhinein wäre das sicherlich sinnvoll gewesen aber ich war leider zu dem Zeitpunkt noch nicht so weit. 

Taeter Opfer Gespraech - Sexueller Missbrauch anzeigen

Suche dir als Vergewaltigungsopfer unbedingt Hilfe

Ich hatte mich dann über die Ausbildung informiert, welche über den Topf bezahlt werden würde. In der Nacht vom 12. zum 13. März 2017 habe ich das letzte Mal versucht mich umzubringen.

Vier Tage später ging die Ausbildung zum Personal-, Buseinesscoach los. Ab da hat sich ganz viel, ganz doll geändert. Dort wurde eben gesagt bevor irgendjemand raus darf um jemanden zu coachen, coacht ihr euch Ersteinmal gegenseitig. 

Das haben wir dann über sechs Monate sehr intensiv getan. Gerade Glaubenssatzarbeit. Wo kommt das eigentlich her?  Kindheitstraumata usw. Da sind wir direkt sehr tief gegangen und haben das große Kino aufgemacht. 

Ich finde immer noch Glaubenssätze. Was man sich über das Leben einredet, was einen dann blockieren kann. Es ist faszinierend.

Wie mir die Verhaltenstherapie geholfen hat meine größten Ängste zu bewältigen.

Wie geht es weiter - Aengste bekaempfen

Wie geht es weiter - Ängste bekämpfen

Mai: Bevor wir in den Teil einsteigen würde ich gerade noch mal kurz da bleiben, wo wir gerade waren. Mir sind nur noch ein paar verschiedene Fragen eingefallen, die ich spannend finde. 

Du hast davon erzählt, dass du eine Verhaltenstherapie gemacht hast. Wie sah das bei dir aus? Therapien sind ja wirklich super unterschiedlich. Wie war das bei dir? Was habt ihr gemacht? Was hat dir geholfen? 

Rebecca: Also am Anfang hatte ich einmal die Woche Therapie. Da wurde erst einmal drüber gesprochen was passiert ist. Ich konnte es zumindest schon mal benennen, das ich vergewaltigt wurde.

Da sind wir aber nicht gleich dran gegangen, sondern es ging erst einmal darum, wie ich jetzt gerade meinen Alltag überstehe, welchen Herausforderungen ich mich stellen muss. 

Persönlich und beruflich, was auf mich gegebenenfalls zu kommen wird. Das war wichtig um zumindest das mit der Angst unter Kontrolle zu bekommen, was wir in Anführungszeichen, relativ schnell innerhalb von ein paar Monaten hinbekommen haben. 

Insgesamt wurde dann eben festgestellt, dass ich zeitweise eine leichte Angststörung hatte und eine milde Depression. Ich habe ganz doll den Wunsch gehabt nie wieder eine posttraumatische Belastungsstörung zu haben. Auf gar keinen Fall.

Mai: Da haben sie sich einfach zwei neue Störungen ausgedacht.

Rebecca: Aber eben keine posttraumatische Belastungsstörung und das war mir ganz wichtig. Und das habe ich ja auch geschafft. Dann haben wir viel geredet. Was ich schade fand, war als die Therapeutin erfahren hat, dass ich meinen alten Job nicht mehr machen kann und sich dadurch die Krankenkasse ändert und weniger bezahlt wird. 

Ich aber die Coachausbildung mache. Weiß ich nicht, ob sie wütend oder traurig war, dass ich mir andere Hilfe geholt habe. Doch von da an haben wir plötzlich Speed in die Sache gebracht und dann ging es schnell darum alles sehr schnell aufzuarbeiten. 

Was sicherlich auch gut war, für mich aber auch teilweise sehr überfordernd. Sie hat mich dann aufschreiben lassen, wie so eine Art Drehbuch, was passiert ist - das war die erste Aufgabe. 

Eine der härtesten Aufgaben war die Vergewaltigung nochmal genau festzuhalten und zu bewerten

Wie geht man mit seinem Schicksal um als Vergewaltigungsopfer

Wie geht man mit seinem Schicksal um als Vergewaltigungsopfer

Die zweite Aufgabe war, das ich von 0 bis 10 bewerten sollte was am schlimmsten gewesen ist. Dann haben wir sehr viel daran gearbeitet das wir die Lücken schließen, die es in meinen Erinnerungen gab, um diese aufzuarbeiten und zu schließen. Das mein Gehirn mich an diese Erinnerung lässt. Das war hart.

Mai: Würdest du sagen, dass dir das geholfen hat? Ich habe von dieser Therapiemethode schon häufiger gehört, genau dieses eine Tool, das man sogar teilweise immer wieder aufschreibt und immer wieder in eine Kamera erzählt und das bei jeder Sitzung. 

Um eine gewisse Resilienz aufzubauen, das es irgendwann nicht mehr so schlimm ist. Ich habe keine Verhaltenstherapie gemacht, sondern eine tiefe, fundierte Psychotherapie. Genau das Gegenteil davon wo es darum ging mich irgendwie dazu zu bringen zu erzählen wie es gerade in mir aussieht und ich konnte mir aussuchen worüber genau. 

Ich stelle mir sowas mega krass vor und irgendwie auch Re traumatisierend immer wieder dort einzusteigen. Wie war das für dich?

Rebecca: Ich glaube, es ist mehr: Sich an den Schmerz zu gewöhnen, dadurch das Ganze nicht mehr als so intensiv wahrzunehmen. Ich glaube dafür, ist das auch auf jeden Fall gut. Vor allem auch sich selbst ein bisschen zu zwingen an diese Erinnerung zu gehen, was man glaube ich, nicht mit jedem machen kann. 

Meine Therapeutin wusste aber, dass ich das aufarbeiten möchte. Ich möchte, dass mich das nicht mehr definiert. Um wieder zu einer Art Ursprungszustand zurückkehren zu können. Ich glaube deshalb, konnte sie mich auch so pushen. 

Für mich als Person war das bestimmt gut. Ich kenne definitiv auch andere Betroffene, auch von mir aus dem Coaching, denen würde ich das nicht zumuten. Ich habe das schon jemandem vorgeschlagen, der das nicht wollte.

Das Tool ist an sich nicht verkehrt. Sollte aber individuell abgestimmt sein. Re-traumatisierend? Vielleicht ein bisschen. Ich glaube, dass das vor allem bei Patientinnen geeignet ist, die das schon benennen können, die wissen was passiert ist. 

Und es einfach mal aus dem Kopf herauszulassen und es einfach mal aufzuschreiben, kann eine gute Idee sein. Und dann auch, wie du erzählt hast, es vorzulesen. Das war nochmal eine ganz andere Stufe. Wie heftig ist das eigentlich, was mir da passiert ist?

Suizidversuche - war es wirklich ernst gemeint?

Selbstmordversuch und Verzweiflung

Selbstmordversuch und Verzweiflung

Mai: Du hast auch von deinem letzten, damit auch implizit von mehreren Suizidversuchen erzählt. Heikles Thema. Wenn du darüber mehr erzählen magst, gerne. Ansonsten nehme ich auch ein nein. 

Was mich interessiert, man spricht ja von ernstgemeinte Suizidversuchen von: Ich will hier nicht mehr sein. Und es gibt Suizidversuche die mehr als Hilferufe gelten: Ich weiß nicht mehr weiter ich mach jetzt einfach mal und schau was passiert. Wie hast du das für dich erlebt?

Rebecca: Also gerade bei dem letzten Versuch, den habe ich sehr sehr ernst gemeint. Ich war auch super betrunken und zu dem Zeitpunkt sind so viele Dinge aufeinander gekommen. Mein Opa lag im Sterben. Ich stand kurz davor meinen Job zu verlieren. Das hat mich fertiggemacht. 

Ich hatte zu dem Zeitpunkt sehr emotionalen Stress mit zwei Männern gleichzeitig, die ich beide gut fand. Einer von den beiden hatte mich angerufen, mich 30 Minuten beleidigt und angeschrien. Ich wollte einfach nur noch sterben. 

Ich wollte, das alles nicht mehr spüren müssen. Der Schmerz war so immens groß, mit der Vergewaltigung, anstehenden Gerichtsverfahren und mit der Wohnung lief es nicht so wie es sollte. Ich wollte einfach nur noch ganz doll sterben. 

Als ich da eben mit dem Mann telefoniert habe, ist mir mein Handy runtergefahren. Ich stand auf einem Balkon im dritten Stock, unter mir der Asphaltboden und ich wollte einfach nur noch meinem Handy hinterher. 

Ich wollte den Boden berühren, wollte das mein Kopf einfach aufplatzt. Ich hab mir das gedanklich vorgestellt wie dann auch alles vorbei ist. Wie es weitergehen würde und es war mir egal. Es war mir egal, ob dann alle anderen irgendwie Schmerzen hätten. 

Ich habe eine Ruhe gespürt und diese Ruhe kannte ich schon von einem Versuch vorher. Der Gedanke, der mich davon abgehalten hat, war meine Schwester, die sich zu dem Zeitpunkt getrennt hat und meine Hilfe brauchte. Ich wollte sie nicht alleine lassen.

Dieser Gedanke kam mir plötzlich und ich dachte mir, nein geht nicht. Ich bin zurück in die Wohnung. Ich war komplett verheult und hab nur noch gemeint, das mein Handy vom Balkon gefallen ist. 

Der Kumpel hat dann mein Handy geholt, welches noch funktioniert hat und er hat mich dann nach Hause gebracht. Ich erinnere mich an den Rückweg nicht mehr wirklich.

Das Einzige was ich noch weiß, das der Mann, mit dem ich telefoniert hatte, mitbekommen hat, nachdem ich die ganze Zeit gesagt habe, dass ich sterben will nicht mehr geantwortet habe, sich Sorgen gemacht hat und mich nochmal angerufen hat. 

Mein Kumpel hat dann nur zu ihm gemeint, er soll nie wieder anrufen. An den Rest vom Heimweg erinnere ich mich nur so ganz dunkel. Ich weiß nur noch das ich irgendwo zwischen Garagen auf dem Nachhauseweg gesessen und geweint habe. 

Das war schon sehr ernst gemeint. Der davor definitiv auch, da war ich alleine. Es war noch alles sehr frisch, dass ich in Therapie gegangen bin. Es war im Sommer wo es noch relativ lange hell war. Durch mein Badfenster kam noch Licht und ich konnte viel sehen.

Selbstmordversuch - Depressionen

Selbstmordversuch - Depressionen

Es gibt solche Hilfsmittel mit Rasierklingen, um Hornhaut vom Fuß zu entfernen, da waren auch Ersatzklingen dabei. In meiner Küche hatte ich schon ein Schild aufgehängt: Komm hier nicht hin. 

Ich habe alle Versicherungsunterlagen in der Küche ordentlich hingelegt hatte meine Katzen mega überfüttert, für die auf jeden Fall ein guter Tag gewesen. Ich selbst war dann im Bad, hatte mein Handy mitgenommen und vergessen es auf stumm zu stellen. 

Ich wollte mir eben das Leben nehmen. Und dann hat mein Handy geklingelt. Ich war zu neugierig. Wer schreibt mir jetzt und warum? Und es war eine Freundin, die einfach wissen wollte, wie es mir geht und ob wir uns mal wieder treffen wollen. 

Jetzt wein ich gleich. Das war der Moment wo ich gesagt hab vielleicht bleib ich noch ein bisschen, mal schauen. Hast du noch mehr Fragen die ich dir beantworten darf?

Der Grund für Rebeccas Anzeige

Grund der Anzeige

Wie kann ich Andere vor einer Vergewaltigung mit dem Mann schützen?

Mai: Ich habe tatsächlich noch eine. Nochmal ein Sprung zur Anzeige selber oder zur Anzeigenerstellung, zur Entscheidung dazu. Was war für dich der Grund anzuzeigen? 

Rebecca: Ich hatte mit einer Freundin telefoniert, die selbst auch eine Vergewaltigung erleben musste und hatte sie gefragt, ob ich jetzt Anzeige erstatten soll und das ich nicht weiter wusste und was ich machen soll. 

Und sie meinte dann das sie damals nicht die erste war, aber sie hätte die letzte sein können hat sich aber nicht getraut ihn wegen Vergewaltigung anzuzeigen. Ab da wusste ich dann, ja ok ich mache das auch für Andere. 

Damit verhindert werden kann, dass er das nochmal tut oder zumindest, selbst wenn es dann nicht dazu kommt, habe ich es versucht. Ansonsten würde ich mir wahrscheinlich Vorwürfe machen. 

Das war dann der Gedanke dahinter überhaupt zu sagen: Ich mache das jetzt, ich ziehe es durch und ich weiß, dass es hart wird aber ich mache es. 

Mai: Lustig. Ich habe genau aus dem gleichen Grund angezeigt. Ich habe das Gefühl das ist auch wieder so ein Power-Frauending. So von wegen für mich selber würde ich es nicht machen aber, wenn der dann irgendwen anders anfasst, und ich hätte das verhindern können, dann muss ich das jetzt machen.

Rebecca: Vielleicht haben wir auch nur ein sehr stark ausgeprägtes Helfersyndrom. Das kann natürlich auch sein.

Mai: Mit der Aussage kann ich mich auch identifizieren,  auch wenn ich nicht wusste, ob ich die erste oder die zehnte bin die ihn wegen Vergewaltigung anzeigt. Und selbst wenn ich die erste bin, ermögliche ich der zweiten einen sehr viel einfacheren Weg. 

Denn das steht in der Akte. Das war für mich ein Riesending wo ich dachte, das ich auch die Verantwortung für potenziell andere Vergewaltigung Opfer trage, egal ob sie in der Vergangenheit oder in der Zukunft liegen.

Rebecca: Das fühle ich total, war bei mir genau das Gleiche. Was für Horrorszenarien man sich dann auch ausmalt. Vor allem habe ich mir darüber Gedanken gemacht, was wenn ihm in Anführungszeichen keine normalen Schläge mehr reichen, was ist, wenn er den nächsten richtig verletzt?

Wie hat sich die Alkoholabhängigkeit bemerkbar gemacht?

Alkoholabhaengigkeit

Alkoholabhängigkeit bei Vergewaltigung

Mai: Verrückt wie unsere Gehirne funktionieren. Vom Alkohol hattest du vorhin erzählt. Kam das bei dir schleichend oder von jetzt auf gleich, dass du gesagt hast: Ich brauch jetzt jeden Tag eine halbe Flasche.

Rebecca: Also ich kannte den Prozess schon. Ich habe ihn auch wahrgenommen. Irgendwo habe ich aber die Entscheidung getroffen zu sagen, dass ich das jetzt brauche.

Ich wusste das ich da wieder rauskomme da es nicht das erste Mal war, dass ich so eine Alkoholabhängigkeit hatte, sondern damals auch im Zuge der posttraumatischen Belastungsstörung vor der Vergewaltigung, habe ich sehr viel getrunken. 

Aber der Prozess ging schon schleichend bis hin zu Schnaps. Es hat angefangen mit einem Glas Sekt, das beruhigt mich ein bisschen. Der Prozess war sehr schleichend und hat sich auch Ein und Einvierteljahr gezogen, bevor ich dann aufgehört habe. 

Das dann erst während der Coaching-Ausbildung, weil dort dann alte Traumas aufgelöst worden sind. Und dadurch nicht mehr den Drang hatte, emotionale Lasten mit Alkohol zu kompensieren. Und das jetzt seit Ende Juli 2017.

Warum der Alkohol gerade bei Rebecca gefährlich war

Verfolgungsangst

Verfolgungsangst nach der Vergewaltigung

Mai: Noch zwei letzte Fragen und dann gehen wir zum nächsten Punkt. Aus reinem Interesse. Ich mache gerade eine Ausbildung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie. Da behandeln wir auch Themen wie Sucht und Alkohol. 

Und das der Alkohol zum Betäuben und als Schlafmittel missbraucht wird. Was ich aber auch gelernt habe und nicht aus eigener Erfahrung kenne.

Dass das aber eigentlich gar nicht zum Betäuben hilft, man kann dadurch nur ganz gut einschlafen, weil man in diesen Dämmerzustand kommt, aber der Schlaf gar nicht wirklich heilsam und hilfreich ist und man danach ziemlich gerädert aufwacht. Ist das so?

Rebecca: Gerädert… da kann ich nicht mitsprechen, da ich noch nie einen Kater hatte egal wie viel ich getrunken habe. Weswegen das bei mir auch doppelt gefährlich war. Weil ich die schlimmen Konsequenzen am nächsten Morgen nicht hatte. 

Ich bin aufgestanden und zur Arbeit gegangen. Weil mein Körper scheint den Alkohol sehr langsam abzubauen und dadurch war ich einfach noch sehr lange betrunken. Ich hab dann einfach normal gegessen, getrunken, Sport gemacht und dann hab ich irgendwann gemerkt das ich langsam nüchtern werde. 

Aber das hat meistens sehr lange gedauert. Der Schlaf war auch nicht erholsam aber er war zumindest traumlos. Das war für mich wichtig, dass ich nicht wieder Albträume bekomme. Ansonsten ist Alkohol wirklich nur zum Betäuben, nicht zum Heilen geeignet.

Mai: Und dein Umfeld haben die was davon mitbekommen bzw. haben sie nichts gesagt?

Rebecca: Die haben nichts mitbekommen. Während der posttraumatischen Belastungsstörung damals ja, da mein damaliger Freund, nicht der aggressive, mich irgendwann fragte, ob ich ihn nicht ohne Alkohol ertrage. 

Ich hatte auch immer irgendwas zu trinken dabei. Da hab ich dann aufgehört. Meine Mama hatte das da auch mitbekommen, weil ich es ihr erzählt hatte. Aber ansonsten, nein. Die Leute haben schon gemerkt, wenn wir irgendwie feiern waren, damals bin ich noch in Discos gegangen, dass ich super viel trinken kann und dann super betrunken bin.

Aber von dem Alkoholproblem hat keiner etwas mitbekommen. Die waren eigentlich meistens nur sauer, weil ich keinen Kater bekommen habe. Es hat niemand irgendwas zu mir gesagt.

Man entwickelt Schamgefühle, die erst nach und nach aufgearbeitet wurden.

Schamgefuehle

Schamgefühle bei Opfern einer Vergewaltigung sind nicht selten

Erst während der Coach-Ausbildung habe ich angesprochen, dass ich mich in den Schlaf trinke. Ich habe es auch meiner Therapeutin nicht erzählt. Der habe ich viele Sachen nicht erzählt, weil ich mich dafür geschämt habe. Das war auch nicht gut.

Mai: Ich glaube, das ist auch eine unglaubliche Hürde. War bei mir auch so. Das ging wirklich nur Stück für Stück. Ich meine ich hatte zwei Jahre Tiefentherapie. Zweimal die Woche lag ich auf dieser roten Couch. 

Es hat ewig gedauert bis ich dann endlich mit Sachen herausgerückt bin, für die ich mich geschämt habe. Es gibt ja dann immer mehr Sachen, wenn man mal angefangen hat, wo man noch nicht drüber gesprochen hat. 

Rebecca: Das ist aber auch befreiend, dann die Maske einfach mal abzunehmen. Und zu zeigen: Guck mal, so bin ich. 

Warum Rebeccas Anzeige der Vergewaltigung nie durch ging

Anzeige erstatten - Sexueller Missbrauch

Anzeige erstatten - Sexueller Missbrauch

Mai: Allerletzte Frage: Du hast erzählt, dass du Anzeige erstattet hast. Was ja ein riesengroßer Schritt ist den unglaublich viele Frauen, Männer, Menschen gar nicht erst gehen. Leider hat das ja nicht den Verlauf genommen, den du gerne gehabt hättest. Möchtest du darüber etwas erzählen?

Rebecca: Zu dem Zeitpunkt gab es dieses, ‘Nein heißt Nein’ noch nicht. Das war noch nicht gesetzlich verankert. Das kam dann im folgenden Herbst erst und dadurch war es für die Behörden, viel schwerer das ganze greifen zu können. 

Die Aussage, die so in meinem Kopf geblieben ist, war das keine Absicht zu erkennen war, das er mich wirklich vergewaltigen wollte. Ich hätte den Prozess erzwingen können. Wovon mein Anwalt mir aber abgeraten hat, weil das viele tausende Euro gekostet hätte, ohne dass man gewusst hätte was passiert ist.

Ich hatte auch zu dem Zeitpunkt das Geld überhaupt nicht und die Wahrscheinlichkeit wäre höher gewesen das er wegen fahrlässiger Körperverletzung verurteilt worden wäre. Das hat mich so wütend gemacht. Ich war wirklich richtig wütend. 

Wie fahrlässig? Ich habe ja auch nicht Sex mit Menschen und dann upsi, sind die von oben bis unten blau. Da war ich richtig wütend. Ich meine ich habe mich dann irgendwann damit abgefunden, gerade auch aufgrund des monetären Aspekts, dass ich das Verfahren nicht erzwingen kann. 

Mir lange aber auch deswegen Vorwürfe gemacht. Ich habe mein Ziel nicht erreicht. Es steht jetzt in keiner Akte. Es weiß niemand. Ich weiß es nicht. Ich würde immer noch sagen, dass es die richtige Entscheidung war, da ich mich sonst in immens hohe Schulden gestützt hätte. 

Ich würde das ganze jetzt so beurteilen, dass ich getan habe was ich konnte. Mehr ging halt einfach nicht.

Worum es einem Opfer oft wirklich geht, wenn er eine Anzeige wegen Vergewaltigung durchführt.

Was man wirklich von einer Anzeige haben will

Was man wirklich von einer Anzeige haben will

Mai: Ich habe auch das Gefühl das es, uns Opfern, Betroffenen, Ganz viel um unseren Seelenfrieden geht. Klar ist Gerechtigkeit toll, aber was ist schon Recht? Recht haben und Recht bekommen sind auch zwei unterschiedliche Dinge. Aber wir können für unseren Seelenfrieden sorgen, wir können uns wieder self empowern und in unsere Kraft kommen. 

Bei mir kam es zu einer Gerichtsverhandlung und am Ende im Plädoyer hat meine Anwälte und ich als neben Anklage gesagt, das es für mich okay ist, wenn er nicht in den Knast geht. Wenn er verurteilt wird und eine Bewährungsstrafe bekommt. 

Dann ist für mich schon recht getan. Er hat sich bei mir vorher, in Anführungsstrichen, entschuldigt. Eine andere Geschichte, aber er hat eben ganz klar zugestanden: Ich bin ein Täter gewesen, ich habe das getan und du bist mein Opfer gewesen, es tut mir leid. 

Das hat meinen Seelenfrieden wiederhergestellt. Dass er nachher in Bau gegangen wäre und da ein jämmerliches Leben geführt hätte, was nicht abzustreiten ist, habe ich gemerkt das es dabei nur um Rache gehen würde. 

Er soll leiden und dem soll es schrecklich gehen. Da habe ich gemerkt, nein das bringt mir nicht meinen Seelenfrieden. Deswegen haben wir als Schlussplädoyer gesagt, dass eine Bewährungsstrafe genug ist und es okay ist, wenn er nicht in den Knast muss. Da nochmal die Brücke zu dem was du gesagt hast. 

Den Seelenfrieden der sich jedes Opfer einer Vergewaltigung wünscht

Seelenfrieden

Seelenfrieden nach Vergewaltigung

Rebecca: Der so sogenannte Täter-Opfer-Ausgleich. Weil ganz viele Betroffene einer Vergewaltigung einfach nur möchten, das der Täter ihnen in die Augen sieht während sie erzählen, was dieser Mensch gemacht hat. Männer genauso gut wie Frauen können Täterinnen oder Betroffene sein. Die Person soll genau wissen, was sie getan hat. Man möchte sehen, ob es dem Täter leid tut.

Mai: Genau so war es bei mir auch. Als ich den Mann das erste Mal im Gerichtsflur gesehen habe, habe ich gesagt das ich kein Täter-Opfer-Ausgleich will, was soll ich mit dem Mann noch reden. 

Für mich war ziemlich klar was soll ich mit dem reden? In dem Moment, in dem er mir vor meinen Füßen auf die Knie gefallen ist und wie ein Häufchen Elend um Verzeihung gebettelt hat. Da habe ich es gespürt. Da hab ich gespürt das dieser Mann, es ernst meint. 

Hätte er das im Gericht gemacht wäre das etwas ganz anderes gewesen aber er hat es gemacht bevor das Verfahren überhaupt angefangen hat. Er hat das gemacht ohne das ein Richter, ein Staatsanwalt, nicht mal meine Anwältin war da, dabei war. 

Er hat es gemacht ohne das jemand der Urteilen könnte es gesehen hätte. Ein paar Journalisten waren dabei, mein Freund, meine Schwestern und meine Mama aber es war keine Show, sondern es war vollkommen aufrichtig und ernst gemeint.

Ab da war ich dann bereit für ein Täter-Opfer-Ausgleichsgespräch. Das hat das Gericht dann auch vorgeschlagen, also so wie ein Gericht einem eben Sachen vorschlägt. Das hat bei mir dann nochmal sehr viel geheilt als ich das erste Mal, nach 20 Jahren mit ihm an einem Tisch saß. 

Ein Mediator vom Gericht war dabei, ein Dolmetscher, weil der Täter ein Landsmann von meinen Eltern ist (also Vietnamese) und noch nicht klar war, auf welcher Sprache gesprochen wird. 

Ich habe lange nichts von dem Täter-Opfer-Ausgleichsgespräch gehalten. Bevor überhaupt klar war, ob ein Gerichtsverfahren stattfindet, hatte er über seinen Anwalt schon verlauten lassen, dass sie das gerne machen würden. Da dachte ich mir aber das ich keinen Bock hatte mich mit ihm an einen Tisch zu sitzen und mir sonst was anzuhören. Aber es kommt immer genauso wie es kommen soll. Und das war sehr gut für mich.

Rebecca: Es freut mich auch mega, dass du das machen konntest, aber ich kann auch das Ego, welches Nein dazu sagt verstehen. Verstehe auch total, wenn jemand sagt, dass er das nicht kann oder auch unter keinen Umständen möchte. Ich kann da eigentlich alle Seiten nachvollziehen. 

Mai: Voll. Und das ist ja jetzt auch dein Job. 

Wenn du jetzt weiter lesen oder hören möchtest wie Rebeccas heutiges Leben aussieht dann gehts hier weiter mit dem zweiten Teil.

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About the Author

Hi, ich bin Mai 😊 Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht Opfern sexuellen Missbrauchs zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Auch wenn eure Scham und Angst etwas anderes erzählen: Das ist nicht wahr! Und es kommt noch besser: Der richtige schöne Teil eures Lebens liegt noch vor euch! Ich habe es geschafft, aus dem schlimmsten Erlebnis meines Lebens, eine enorme Kraft zu ziehen & mein Leben nach meinen Ideen neu zu gestalten - also kannst du das auch! Deine Mai 💛

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