Sexueller Missbrauch in der Familie 😔 – Was tun? (Teil 2/2)

Sexueller Missbrauch in der Familie – Was tun? (Teil 2/2)

Jul 08
Sexuelle Gewalt gegen Kinder

Dies ist der zweite Teil des Interviews mit Gloria Gehrke und ihrer #MeToo Geschichte - sexueller Missbrauch in der Familie. Im ersten Teil erfĂ€hrst du mehr ĂŒber ihre Geschichte und ihren Weg zu ihrer Heilung. 

Sie erzĂ€hlt darĂŒber, welche Punkte ausschlaggebend fĂŒr sie auf ihrem Weg der Heilung waren: 

  1. DarĂŒber zu sprechen
  2. wie wichtig VerstÀndnis und die Tatsache, dass einem als Opfer geglaubt wird
  3. die Aufarbeitung und letztendlich verzeihen zu können.

Wenn du den noch nicht gelesen hast, tu das gerne vorher.

In diesem zweiten Teil erfÀhrst du, wie sie jetzt zu dem Teil der Familie steht, in dem sexuelle Missbrauch stattgefunden hat, und was die Reaktionen darauf waren, als sie davon Erfahren haben, dass ein Familienmitglied sie missbraucht hat.

Warum sie sich dann von der Familienseite abgewandt hat und wie der eigene Körper genau weiß, was in solch einer Ausnahmesituation zu tun ist. 

Reaktionen der Außenwelt nach dem sexueller Missbrauch in der Familie öffentlich wurde

Sexueller Uebergriff als Kind - hole dir Hilfe

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Mai: Wie war denn das fĂŒr deine Familie? Du hattest es deinen Eltern erzĂ€hlt. Wie ist der Rest deiner Familie damit umgegangen? Im ersten Teil hast du schon erzĂ€hlt, wie sie mit dir umgegangen sind, aber wie sind sie dann mit der Person, die dir das angetan hatte umgegangen?

Gloria: Das ist schwierig. Ich hatte mit dem einen Teil der Familie, wo die Person dazu gehört hatte erst lange nach dem Tod wieder Kontakt. Letztes Jahr im Juli. 

Also ich habe einen klaren Cut gemacht und gesagt, dass sie kein Teil meiner Familie mehr fĂŒr mich sind, und ich wollte sie auch nicht wieder sehen.

Mai: Weil sie zu ihm gehalten haben oder weil es fĂŒr dich einfach schwierig war, weil er zu diesem Teil gehört?

Gloria: Da gab es noch genug andere Geschichten, die mit verbunden waren. So ein bisschen Psychoterror, aber auch einfach der Fakt, wo mir der Kragen geplatzt ist, wo es zu diesem Cut kam: 

Als seine Frau auf der Beerdigung zu meinem Vater gesagt hat, dass der Teil der Familie möchte, dass nicht darĂŒber gesprochen wird, “denn das könnte die Familie zerstören”. 

Ich persönlich war nicht auf der Beerdigung, weil ich mich dort erstens nicht gesehen habe und zweitens kein Teil mehr von mir hingehen wollte. 

Mein Vater hatte mir das nicht erzÀhlt. Das ist meiner Mutter letztes Jahr herausgerutscht. In dem Moment bin ich aus dem fahrenden Auto gestiegen.

Ich war so sauer. Weil seine Frau auch Opfer von ihm war, sie wurde wirklich von ihm vergewaltigt und geschlagen. Und gerade von ihr hĂ€tte ich mir viel mehr VerstĂ€ndnis erhofft. 

Nicht erwartet, sondern erhofft. Was nicht kam. Das tat richtig weh, dass jemand, der so gelitten hat oder immer noch leidet, so etwas zu einem anderen Opfer sagt.

Das Schlimmste, was du machen kannst, ist einem anderen Opfer zu sagen: “Sprich nicht darĂŒber.” Nur um den Schein zu wahren. Das war fĂŒr mich ausschlaggebend, dass ich den Kontakt nicht möchte.

Mein Vater hatte mit dem Teil von der Familie gesprochen und auch mit der Person selbst, die hatte es natĂŒrlich geleugnet. Aber die Leute haben es weder meinem Vater noch mir geglaubt. Sie haben alles geleugnet: dass das so war, dass ich mir das ausgemalt hĂ€tte oder dass ich das viel zu ernst nehme.

Wenn es um Kinder geht und um sexueller Missbrauch in der Famile egal in welcher Form, auch wenn es “nur” anfassen ist, was auch schon schlimm genug ist, heißt es nicht, dass man darĂŒber nicht reden darf.

Oder sich das Kind das einfach eingebildet hat. Das ist nicht wahr. Das ist wirklich Bullshit. Da finde ich es dann wirklich traurig, weil die auch alle Töchter haben. Und trotzdem haben sie alle gesagt, dass es nicht so gewesen sein kann. Sie hatten null VerstĂ€ndnis dafĂŒr wie es mir ging.

Sodass mein Vater gesagt hat, dass er sie dann aber auch nicht sehen will. Mein Vater hat da einen kompletten Cut zu der Person selbst gemacht und jetzt auch zum grĂ¶ĂŸten Teil zu den Leuten. Das war sehr stark von meinem Papa und bin ich auch sehr stolz auf ihn.

Also der eine Teil meiner Familie hat mir einfach nicht geglaubt und den TĂ€ter geschĂŒtzt. Der andere Teil meiner Familie hingegen hat sich totale Sorgen gemacht. Ehrlich gesagt, glaube ich dass sie sich noch bis heute Sorgen um mich machen.

Aber bei mir machen sie sich nicht so doll Sorgen wie bei der anderen Person, der das auch passiert ist, weil ich weitaus emotional stĂ€rker bin. Was nicht heißt, dass die andere Person nicht stark ist, aber sie ist vom Kopf und von der Seele aus nicht so weit ist wie ich.

Deswegen wird die andere Person auf rohen Eiern getragen. Bei mir wird ab und zu mal gefragt. Alle hatten Angst, dass ich alleine bleibe. Da wurde immer nachgefragt, wie es mit den MĂ€nnern lĂ€uft, was ja normal ist, aber ich hatte immer ein das GefĂŒhl, sie denken, dass ich keinen abbekomme. Funfact: Ja, ich habe einen abbekommen!

Es gibt zwei Leute, die es wirklich noch nicht wissen, denen ich es, glaube ich, auch nicht sagen werde, weil es wĂŒrde sie emotional umbringen. Das sind meine Großeltern. Die haben selbst genug Probleme mit sich selber. Da möchte ich mit dem Thema nicht reingrĂ€tschen. 

Es wĂŒrde sie nur unnötig aufregen und es wĂ€re gerade nicht Sinn und Zweck.

Ich wĂŒrde wahrscheinlich einfach nur Mitleid bekommen, was ich nicht will. Also ich möchte nicht, dass jemand mit mir leidet. Es gibt immer mal Situationen, wo jemand nachfragt und meine Großeltern dabei sind. Ab und zu ein bisschen unvorsichtig von anderen Leuten...

Ich versuche es aber, bei meinen Großeltern wegzulassen, dass ich ihnen nicht noch unnötig Probleme im Kopf bereite. Das haben die beiden gerade nicht nötig, die sind schon so alt, da will ich nicht das sie sich sorgen um mich machen mĂŒssen. 

Mir geht es ja gut. Es wĂŒrde mir emotional nichts bringen. Es gĂ€be keinen Fortschritt daraus, dass sie es wĂŒssten. Das ist auch okay so. Man muss es halt auch nicht wirklich jedem in der Familie erzĂ€hlen.

 

Der Rest meiner Familie hat es in meinem Podcast gehört und die sind alle aus den Wolken gefallen. Aber ich konnte nicht anders, das war auch Teil meines Weges, darĂŒber zu reden. 

Es ist immer unterschiedlich. Von meinen Freunden hingegen wissen es alle. 

Durch sexueller Missbrauch in der Familie wird die Familien-Rolle abgelegt 

Sexueller Missbrauch in der Familie - hole dir Hilfe

Sexueller Missbrauch in der Familie - hole dir Hilfe

Mai: Du nennst die Person ja nicht mehr entsprechend ihrer Rolle im Familien-System, sondern nur beim Vornamen. Du hast sie wirklich fĂŒr dich aus dem Familien-System herausgenommen. 

Finde ich superstark, dass die Person fĂŒr dich, bis zu dem Zeitpunkt zwar noch da war, sie war ein Teil deiner Vergangenheit aber heute ist sie nicht mehr die Rolle, die sie mal verkörpert hat. (Mai an die Leser*innen gerichtet:) Damit meine ich Onkel, Tante, Oma, Opa, denkt euch hier einen Begriff. 

Das finde ich auch sehr passend. Ich war vor fast zwei Monaten mit einer Sexualtherapeutin im GesprĂ€ch und sie hat mir einen Einblick gegeben: Sie war 20–30 Jahre nur in der Sexualtherapie tĂ€tig. Dementsprechend hat sie viele Opfer aber auch TĂ€ter da gehabt.

Das war fĂŒr mich sehr einleuchtend. Dass fĂŒr Opfer, gerade im Familien-System, ein sexueller Missbrauch in der Familie meistens gar nicht so schlimm war. 

Ein sexueller Missbrauch in der Familie wird nicht als so schlimm empfunden wie die Tatsache, dass die Person ihre Rolle missbraucht hat.

In dem Moment, in dem sich der Vater in das Schlafzimmer schleicht, stirbt fĂŒr einen der Vater, die Vaterrolle. Die ja essentiell wichtig ist. Genauso auch, wenn es z.B. die Oma oder der Opa ist.

Und auch, wenn die Mama einem zum Beispiel nicht glaubt. Die Mutter, die das Rollenmodell fĂŒr uns ist, stirbt in dem Moment als Rolle. 

Dass du das aktiv getan hast, ist stark.

Gloria: Das kam im Zuge von diesem Cut zu diesem Teil meiner Familie, weil ich einfach gemerkt habe, dass mir das nicht guttut. Ich habe jetzt fast anderthalb Jahre lang einen Coach gehabt, der mich so ein bisschen betreut hat, der meinte dazu: Tu, was du fĂŒr richtig hĂ€ltst.

Das Erste, was ich gesagt habe, war, dass ich ihn nicht mehr so nennen will. Ich bin dann zu denen hingefahren und meinte: „Ich will euch nicht wiedersehen und ich werde euch nicht mehr im Familienzusammenhang erwĂ€hnen. Ihr seid fĂŒr mich nur noch Bekannte, deren Name ich kenne.“ 

Auch, wenn ich das nicht von Therapien kenne, dass man das so macht. FĂŒr mich war das alles aus dem Bauch heraus und das hat mir gutgetan. 

Wenn man ĂŒberlegt, man hat 21 Jahre lang zu seinem Onkel, Onkel gesagt und dann arbeitest du alles auf und sagst nicht mehr Onkel, sondern Klaus. Das fĂ€llt einem natĂŒrlich anfangs schwer. (Im Übrigen habe ich keinen Onkel, der Klaus heißt. Das war nur ein Beispiel).

Es ist Hirnarbeit, weil das so im Gehirn verankert ist und man aus dieser Routine einfach aussteigt. Das ist Übung. 

'Vergessen' ist ein normaler Schutzmechanismus der Psyche

Sexueller Missbrauch in der Familie, als Kind

Sexueller Missbrauch in der Familie, als Kind

Mai: Im ersten Teil schon ganz am Anfang hast du gesagt, dass du dich an viele Dinge gar nicht mehr erinnern kannst, was passiert ist. Ich finde es superspannend, das auch wieder als Kraft und als Ressource anzuerkennen. 

Unser Gehirn und unsere Psyche reagieren gesund. Sie erkennen, dass ein Mensch mit acht Jahren das nicht verarbeiten kann, wenn wir das im aktiven GedĂ€chtnis in Erinnerung behalten wĂŒrden. Deswegen wird es ganz weit weggeschoben oder es wird vergessen. 

Das ist eine echt Superkraft. Wir Menschen können solche schlimmen Erlebnisse so lange verdrĂ€ngen, bis wir ĂŒberlebensfĂ€hig sind. Ich meine wir sind als Kinder abhĂ€ngig von denen, die um uns herum sind - von den Erwachsenen, die fĂŒr uns gottesgleich sind.

Dass es in der Zeit so ĂŒberlebenswichtig ist, dass wir uns gar nicht gegen diese Personen wehren könnten. Heutzutage gibt es mehr Möglichkeiten, wie das Jugendamt zum Beispiel, wo man sich melden könnte. 

Das einfach anzuerkennen und es nicht als SchwÀche zu sehen, sondern, dass es megagut war, dass dein Körper das gemacht hat. Gleichzeitig sehe ich ganz viele, die dann daran zweifeln:

“Ich habe nur Erinnerungsfetzen. Ich weiß gar nicht, wie ich das erzĂ€hlen soll. Ich weiß gar nicht, ob mir geglaubt wird, weil ich mich nicht ganz daran erinnere.” 

Das finde ich so krass, dass der Schutz uns einerseits hilft zu ĂŒberleben und andererseits wir uns dann selber nicht glauben und glauben das andere uns nicht glauben, weil das keine vollstĂ€ndige Erinnerung ist.

Da möchte ich einfach mein eigenes Erleben mitteilen, welche ich auch in einem anderen Blogpost geschildet habe.

Ich kann und konnte mich bis heute nicht an alle Szenen erinnern, die passiert sind. Ich wurde auch mehrfach von einem Freund meiner Eltern missbraucht und manche Szenen habe ich auch nur wie im Film als ganz bestimmte Filmsequenzen im Kopf.

Ich habe keine Ahnung, wie ich dort gelandet bin, und ich habe keine Ahnung, wie ich da wieder weggekommen bin. Nur AuszĂŒge und trotzdem, um dem*der Leser*in einfach mal Mut zu machen, ist es vor Gericht gegangen, und zwar sogar direkt auf zweiter Ebene, vor das Landesgericht. 

Er wurde verurteilt. Es war komplett Aussage gegen Aussage. Ich hatte keine vollstĂ€ndige Erinnerung, da waren ErinnerungslĂŒcken da, wegen der Amnesie. Trotzdem kann es funktionieren.

Einerseits juristisch, aber darum geht es mir auch nicht, dass jeder den juristischen Weg wĂ€hlt, und andererseits familiĂ€r. Mir wurde sofort von meiner Familie, von meinen Eltern, meinen Schwestern geglaubt und das war die grĂ¶ĂŸte Heilung.

Um da noch mal den Kreis zu schließen: Auch fĂŒr dich war das ja ein sehr heilsamer Moment, in dem deine Eltern dir ohne Wenn und Aber geglaubt haben. 

Wenn man sich selbst die ganze Zeit nicht glaubt und plötzlich jemand von außen, der nicht dabei war, einem glaubt, ist das sehr heilsam.

Gloria: Vor allem, wenn das Vertrauen in der Familie missbraucht wurde. Ich finde es auch gut, dass ich nicht alles weiß, das ist okay so. Es kommt nur dann manchmal das GefĂŒhl wieder und das hat dann einen Grund, warum es genau in dem Moment wieder kommt.

Der Körper kann nicht alles auf einmal mitnehmen, deswegen löscht er Erinnerungen in Momenten, wo wieder etwas emotional nicht tragbar ist. Das macht dein Körper nicht ohne Sinn. 

Es braucht eine Weile, auch wenn wir alle immer höher, weiter, schneller wollen und denken wir mĂŒssen unsere Persönlichkeitsentwicklung in die Höhe schießen. Du musst niemandem beweisen, dass du unglaublich stark bist, weil du das jetzt aufarbeitest.

Umgang mit Problemen in der Heilung: Der Hass im Internet

Mit sexueller Missbrauch in der Familie und Problemen der Heilung umgehen

Mit sexueller Missbrauch in der Familie und Problemen der Heilung umgehen

Gloria: Im weiteren Teil meiner Heilung habe ich auch Probleme mit meinem Körper selbst gehabt. Ich hatte letztes Jahr im November deswegen fĂŒr mich alleine ein Nackt-Shooting gemacht. Ein sexueller Missbrauch in der Familie kann dir viel Selbstbewusstsein nehmen.

Das war fĂŒr mich ĂŒberhaupt erst mal eine Überwindung, weil der Fotograf ein Mann war. Dann gibst du dich einfach anders, wenn du da komplett nackt oder nur in einem Slip da stehst.

Es fĂŒhlt sich im ersten Moment komisch an aber, wenn man dann danach die Bilder sieht und sieht, wie man ĂŒberhaupt wirkt. Auch die Reaktionen als ich eins dieser Bilder gepostet habe und drunter geschrieben habe, dass ich stolz bin, eine Frau zu sein.

Der Hass der dann auch kam, was ich mir einbilde, das zu schreiben. Aber man lernt, damit umzugehen, zu merken, dass ich das nicht poste, um die Aufmerksamkeit zu bekommen.

Mein Freund meinte, man merkt, dass ich diese Bilder nicht gepostet habe, um diese Aufmerksamkeit zu bekommen, sondern einfach, weil es mir selbst wichtig ist. 

Ich möchte anderen Frauen zeigen, dass es geht, damit glĂŒcklich zu sein. Dass du nicht ein Leben lang zu Hause im Rollkragen Pulli und Skianzug sitzen sollst und dich hĂ€sslich, komisch oder beschmutzt fĂŒhlen sollst.

Sondern das du es ablegen kannst und das ist das Wichtige, was ich von dem Shooting gelernt habe. Zum einen Bilder zu sehen und sich zu bestaunen "Bin ich das?!" Und man dann sieht, wie schön man eigentlich ist. Und zum anderen auch mit dem Feedback umzugehen. Es werden immer Menschen kommen, die dir gegen dein Bein pinkeln.

Mai: Vorgestern habe ich meinen ersten Hater bekommen. Der mir mit einem Account ohne Bilder ohne alles schrieb, warum ich eigentlich so nach Aufmerksamkeit geiere.

Gloria: Die Frage, die mir gerade kommt: Wer hat denn wirklich nach Aufmerksamkeit gesucht? Du oder der Typ, der die Nachricht geschrieben hat?

Ich frage mich immer, warum viele die bei mir haten und trotzdem meinen Content konsumieren. Solange man selbst nicht mit der Intention postet, schreibt oder mit dem Thema rausgeht, um Mitleid zu bekommen, und so die Aufmerksamkeit auf sich ziehen möchte, dann kann das auch schiefgehen.

Ich behandele in meinen Podcast fast jedes Thema. Das ist fĂŒr mich wie ein Tagebuch. Ich betreibe mein Instagram nicht, um irgendwelche Leute zu beeinflussen oder irgendwie Likes zu bekommen. 

Sondern wenn ich das gepostet habe, fĂŒhle ich mich leichter und jeder hat so seinen Weg, wie man die Sachen loswird. Schreib Tagebuch, schreib Briefe an deine nicht vorhandene Brieffreundin oder Brieffreund, mache einen Podcast oder fang mit einem Blog an oder was auch immer.

Egal was dir hilft, solange es dir guttut, ist das in Ordnung. Das ist fĂŒr mich eben mein Instagram und mein Podcast. Ich merke, dass es mir hilft. Ich ĂŒberlege mir keinen krassen Mehrwert. Ab und zu sind meine Gedanken schon Mehrwert genug. Hauptsache mir hat es geholfen.

Nach sexueller Missbrauch in der Familie - sich selbst wichtig nehmen

Sich selbst wichtig nehmen - sexueller Missbrauch in der Familie

Sich selbst wichtig nehmen - sexueller Missbrauch in der Familie

Mai: Hast du noch irgendwas wo du sagst das haben wir vergessen anzuschneiden oder da wĂŒrdest du noch gerne darĂŒber erzĂ€hlen?

Gloria: Alles, was ich gesagt habe, ist, wie ich es sehe. Ich weiß nicht, wie es auf der anderen Seite aussieht, ich weiß nicht wie es bei der anderen Person in meiner Familie ist. Es ist nur meine Sichtweise von den Sachen, die passiert sind. Ich möchte, dass sich jeder selbst ein Bild von dem, was passiert ist, macht.

Klar kann man in meinem Fall den TĂ€ter nicht mehr fragen, aber trotzdem nicht so viel zu urteilen. Das ist mir unglaublich wichtig. Aber auch einfach die Fortschritte zu schĂ€tzen. Ich habe riesige Fortschritte gemacht. Ich habe frĂŒher Probleme mit dem Sex gehabt, keinen Orgasmus bekommen und hatte mich gefragt, ob ich falsch bin. Was viele Frauen erleben.

Aber ich habe richtige Gespenster im Kopf gehabt. Das kann man aber alles aufarbeiten, wenn du die richtige UnterstĂŒtzung an deiner Seite hast z.B. einen tollen Partner. An alle die das gerade lesen: Rede mit ihm darĂŒber und versucht, gemeinsam eine Lösung zu finden.

Ich habe das auch gemacht und ich sage euch was: Ich kann das und ihr könnt das auch.

Verzweifelt nicht daran, sondern fangt an, eine Lösung zu finden. Wer kann dir damit helfen?

Mai: Was wÀre das Wichtigste was eine Person, die beide Teile dieses Interviews gelesen hat, mitnehmen sollte. Die Person sitzt heute Abend mit Freunden zusammen und erzÀhlt, was sie gelesen hat. Was wÀre dein Wunsch, was die Person daraus mitnimmt?

Gloria: Das man okay ist, so wie man ist. Egal was passiert, egal was kommt, wie man aussieht, wie man damit umgeht, alles ist okay. Du musst nicht anders sein, als du gerade bist. Das wÀre mir ganz wichtig, dass sich das die Leute mitnehmen.

Das war mein Lernprozess, dass man sich selber nicht vergessen sollte. Ich habe mich ganz lange selber vergessen, nimm dich selber ernst. Auch wenn ich mich immer ĂŒber mich selber schlapp lache, aber ich nehme mich halt doch noch ernst.

Hör auf das, was dir dein Körper sagt, der sagt dir das schon im richtigen Moment. 

Mai: Ich Danke dir, Gloria fĂŒr das wunderschöne Interview, fĂŒr die Ehrlichkeit und deine Leichtigkeit, die du trotzdem mitbringst.

Gloria: Gerne. Es hat megaviel Spaß gemacht, es hat mir auch selbst viel geholfen. Einfach auch mal mit jemand anderen darĂŒber zu quatschen. Es ist was anderes, wenn man nur mit Freunden darĂŒber spricht oder mit dir zum Beispiel.

Es geht halt auch einfach leichter von der Hand, weil man das GefĂŒhl hat, dass man verstanden wird. Vor allem hat es geholfen, dass du Fragen gestellt hast, die mir erlaubt haben, meine Gedanken zu teilen. Danke, dass ich hier ein Teil davon sein darf.

Mai: Sehr gerne. Danke an alle, die bis hierher gelesen haben. Ich hoffe, ihr habt etwas aus dem GesprÀch mit der Gloria herausgenommen. Wenn ihr Interesse daran habt, was Gloria sonst so alles tut, dann schaut doch gerne bei ihrem Podcast: Gloridays, Blog und Instagram vorbei.

In der Podcast Folge Nummer 6 berichtet sie das erste Mal ĂŒber ihre Geschichte und die schlimme Erfahrung: Ein sexueller Missbrauch in der Familie. Falls ihr euch das anhören möchtet schaut mal rein.

Das war der zweite Teil des Interviews zu Glorias #MeToo Geschichte, wenn du den ersten Teil noch nicht gelesen hast dann schau hier rein. Es geht um: Sexueller Missbrauch in der Familie und in der Kindheit und ihren Weg zur Heilung. Welche Schritte fĂŒr Ihre Heilung dazugehörten und wie sie letztendlich verzeihen konnte.

Bis bald!

Deine Mai

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About the Author

Hi, ich bin Mai 😊 Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht Opfern sexuellen Missbrauchs zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Auch wenn eure Scham und Angst etwas anderes erzĂ€hlen: Das ist nicht wahr! Und es kommt noch besser: Der richtige schöne Teil eures Lebens liegt noch vor euch! Ich habe es geschafft, aus dem schlimmsten Erlebnis meines Lebens, eine enorme Kraft zu ziehen & mein Leben nach meinen Ideen neu zu gestalten - also kannst du das auch! Deine Mai 💛

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