Viele Missbrauch-Opfer haben Panikattacken und Flashbacks. Nachdem der letzte Artikel âWie ein Trauma den Körper auf Zellebene verĂ€ndertâ so gutes Feedback bekommen hat, gibt es heute wieder eine geballte Ladung umsetzbares Wissen. Ich habe viele Fragen zur Umsetzung bekommen ĂĄ la:
âJetzt weiĂ ich, wie mein Gehirn bei einem Trauma und einem Flashback reagiert, aber was kann ich tun, um wieder gesund zu werden?â Dieser Frage gehen wir in diesem Blogpost gemeinsam auf den Grund.
Heute schauen wir uns an, welche 3 Gehirne wir eigentlich haben und wie wir diese nutzen können, um unsere Amygdala, unseren Inneren Rauchmelder, der auf uns aufpasst, beeinflussen zu können.
Wir gehen auf die verschiedenen Methoden ein, die du fĂŒr dich nutzen kannst. Spoiler Alarm: Meditation, Yoga und AcroYoga, gehören da zum Beispiel dazu.
Fangen wir mit den drei Gehirnen an, die jeder von uns hat. Vielleicht erinnert ihr euch aus dem Biounterricht daran. Ich habe mich sehr dunkel daran erinnert (so dunkel schwarz). Damals war das fĂŒr mich gar nicht interessant. Eigentlich ist das ziemlich cool, was unser Gehirn eigentlich so kann und wie es fĂŒr uns arbeitet.
Flashback sexueller Missbrauch
Unser Gehirn besteht eigentlich aus drei unterschiedlichen Teilen. Ihr könnt euch das Gehirn vorstellen wie eine Zwiebel. Das Innerste, was quasi auf unserer WirbelsÀule im Inneren aufliegt, ist unser Reptilienhirn. Das ist zu unserer Geburt auch schon voll funktionsfÀhig.
Das wird schon im Mutterleib fertig ausgebildet. Das ist das Ă€lteste was wir haben, welches uns Leben und Ăberleben ermöglicht. Da befindet sich zum Beispiel das autonome Nervensystem. Also alles, was unser Körper tut, ohne dass wir ĂŒberlegen mĂŒssen: Atmen, Blutdruck regulieren - einfach alles, was wir nicht selber aktiv und bewusst regulieren.
Stellt euch mal vor ihr mĂŒsstet immer aufpassen, dass ihr nicht vergesst zu atmen oder dass, wenn ihr sitzt, die Muskelspannung so aufrechterhalten wird, dass euer RĂŒcken gerade bleibt. Ziemlich verrĂŒckt, was darin eigentlich alles so geregelt wird, oder?
Gehirn verstehen - Amygdala
Dann haben wir als zweite (mittlere) Schicht unserer Zwiebel: das SĂ€ugetiergehirn. Es wird auch oft das limbische System genannt. (FĂŒr mich ist es einfacher die deutschen Begriffe zu benutzen.) Das SĂ€ugetiergehirn, wie der Name schon sagt, ist sehr typisch fĂŒr SĂ€ugetiere. Im SĂ€ugetiergehirn ist beispielsweise unsere geliebte Amygdala.
Die Amygdala ist ungefĂ€hr Mandelkern groĂ. Wer den Blogpost zu âWie ein Trauma den Körper auf Zellebene verĂ€ndertâ schon gelesen hat weiĂ das schon. Schaut gerne dort erst vorbei, wenn ihr es noch nicht getan habt.
Super spannender, hilfreicher Post, wo ich meine frisch erlernten Erfahrungen aus meiner Psychotherapieausbildung mitgeteilt habe und aus dem wundervollen Buch âVerkörperter Schrecken - Traumaspuren in Gehirn, Geist und Körper und wie man sie heilen kannâ* von Bessel van der Kolk gelesen habe. Ein groĂartiges Buch, welches ich gerade begleitend zu meiner Therapieausbildung lese.
ZurĂŒck zur Amygdala. Sie ist Mandelförmig groĂ und man kann sie als Rauchmelder bezeichnen. Sobald irgendetwas passiert ist diese immer wachsam. Ihr könnt euch das so vorstellen: Bei einem Ereignis zieht Rauch in die Amygdala, in euren Rauchmelder und diese schlĂ€gt dann Alarm.
Die Amygdala schlĂ€gt immer Alarm, weil sie nicht weiĂ, ob das nur ein verrauchtes Steak ist, oder ob gerade die Bude abfackelt. Das ist oft ein Problem fĂŒr jemanden, der sexuellen Missbrauch erlebt hat.
Unsere Amygdala reagiert dann noch stĂ€rker. Das personifiziere ich gerne, da man sich den Prozess dann besser vorstellen kann: Die Amygdala, die eigentlich dafĂŒr zustĂ€ndig ist auf uns aufzupassen, hat in einem Moment oder in mehreren, wenn jemand mehrmals Missbrauch erfahren hat, nicht gut aufgepasst.
Und was macht ein WĂ€chter, wenn er mal nicht gut aufgepasst hat? Der ist danach doppelt und dreifach wachsam. Das heiĂt, er schlĂ€gt viel hĂ€ufiger bei jedem Pipifax Alarm.
Da rÀuchert ein RÀucherstÀbchen und die Amygdala rastet komplett aus.
Flashback was tun - Panikattacken
Dann haben wir unser rationales Gehirn auch prÀfrontaler Cortex genannt. Das ist das Gehirn, was uns Menschen ausmacht. Man sagt auch, dass das der Teil unseres Gehirn der Grund ist, warum wir Menschen uns so entwickelt haben, wie wir uns entwickelt haben.
Warum wir auf zwei Beinen durch die Welt laufen, alles Mögliche errichten und vorstellen können. Wir sind auch dank dieses rationalen Gehirns die einzigen Lebewesen, die sich selber erkennen können und die auf sich selber drauf schauen können.
Vielleicht kennt ihr das, ich hatte frĂŒher als Kind eine HĂŒndin. Sie hieĂ Elfi. Wenn Elfi in den Spiegel geschaut hat, hat sie angefangen den Hund auf der anderen Seite anzubellen. Das Gleiche machen Kleinkinder auch, sie fangen dann an, mit dem Baby im Spiegel zu kokettieren oder erschrecken sich und weinen. Dann sehen sie ein weinendes Baby und weinen noch mehr.
Da gibt es alle möglichen Versuche und auch ultrasĂŒĂe YouTube-Videos wo man sieht, dass es nicht selbstverstĂ€ndlich ist, sich selber zu erkennen, sich seiner selbst bewusst zu sein und zu wissen, dass es einen selbst gibt. Wir können Abstand von uns nehmen, wir können eine Situation, in der wir sind oder in der wir waren aus der Meta-Ebene, von weiter weg, anschauen.
Das ist sehr typisch Mensch. Das ist, was dieses Gehirn fĂŒr uns tut.
Jetzt die groĂe Frage: Was bringt uns diese wissenschaftliche Information? Falls ihr aufgepasst habt, vielleicht hilft es euch mitzuschreiben, um es zu visualisieren.
Wenn man die drei Schichten aufschreibt oder -mal, dann wird es viel klarer, worĂŒber ich spreche. Ganz unten haben wir das Reptiliengehirn, in der Mitte haben wir das SĂ€ugetiergehirn ganz oben haben wir das rationale Gehirn.
Flashback
In dem Moment, in dem man eine posttraumatische Belastungsstörung hat, was der GroĂteil aller Opfer von sexuellem Missbrauch hat, ist es so, dass die Amygdala die im SĂ€ugetiergehirn sitzt (im mittleren Teil) im Vergleich zu den anderen Bereichen viel zu stark ist. Besonders aber im Vergleich zum rationalen Gehirn.
Wenn jetzt noch Emotionen dazukommen, dann entsteht Chaos. Vielleicht kennt ihr das. Ich kenne das sehr gut von mir und auch von meinen Klientinnen. Es gibt drei Emotionen, die machen, dass das Ungleichgewicht noch gröĂer wird:
Angst, Trauer und Wut. Diese drei sind sehr starke GefĂŒhle. Wenn eins dieser GefĂŒhle auftaucht, dann ist es ganz oft so, dass die Amygdala ausrastet. Es ist dann nur noch eine Frage der Zeit was danach kommt: Flashback, Zusammenbruch, Panikattacke...
Du funktionierst auf jeden Fall nicht mehr normal wie vorher und jetzt ist die groĂe Frage, die ich wirklich sehr hĂ€ufig gestellt bekommen habe auf den letzten Blogpost zum Thema Gehirn: Was kann ich tun? Wie gehe ich mit der Information um, mit dem Wissen, dass meine Amygdala ĂŒberreizt ist?
Im Englischen gibt es einen Begriff âhyperarousalâ was ins Deutsche ĂŒbersetzt Hypervirgilanz bzw. HypersensibilitĂ€t bedeutet. Es gibt zwei Möglichkeiten diese Hypervirgilanz wieder in den Griff zu bekommen laut Bessel van der Kolk*, ein groĂartiger Wissenschaftler & Forscher, den ich sehr bewundere und dessen Forschung sehr grundlegend fĂŒr die Forschung und Traumatherapie heutzutage sind.
Er hat vor 40 Jahren das Trauma Zentrum in den USA gegrĂŒndet und hat posttraumatische Belastungsstörung erst an Soldaten aus dem Vietnamkrieg erforscht. Bis dahin gab es das Krankheitsbild der posttraumatischen Belastungsstörung ĂŒberhaupt nicht. Die Menschen, die aus dem Krieg wieder gekommen sind, wurden auf alles Mögliche diagnostiziert.
Von einer Schizophrenie, zu Depression bis hinzu âdie simulieren nurâ. Da wurde wirklich alles Mögliche diagnostiziert. Aber damals gab es keine posttraumatische Belastungsstörung, die hat er sehr groĂ mit erforscht. Er hat dann ĂŒber seine Arbeit hinweg auch festgestellt, dass es auch Menschen, hauptsĂ€chlich Frauen, gibt, die posttraumatischen Belastungsstörungen haben aufgrund davon, das sie Opfer von sexuellem Missbrauch geworden sind.
Panikattacke Amygdala
Er sagt, dass es zwei Möglichkeiten gibt, an das Thema heranzugehen wie man seine Amygdala wieder runter regulieren kann und wie man damit in seinem Alltag umgehen kann.
Als ich das zum ersten Mal gelesen habe, erinnerte mich das total an mein BWL-Studium: Die âTop-downâ und âBottom-upâ Methoden.
Es gibt einerseits die âTop-downâ Methode bei Panikattacken: Von oben nach unten wo es darum geht, dass wir ĂŒber unser rationales Gehirn was oberhalb des SĂ€ugetier Hirns ist runter auf die Amygdala schauen und die von oben runterregulieren.
In dem Moment, in dem unsere Amygdala, die sich im SĂ€ugetierhirn befindet, im mittleren Teil, in dem Moment, wenn sie ausrastet, bringt das nichts, wenn wir versuchen innerhalb desselben Gehirnareals zu arbeiten. Zu diesem Zeitpunkt ist das Areal komplett ĂŒberlastet. Stellt euch eine kleine, sĂŒĂe Amygdala vor, die gerade im Kreis lĂ€uft und schreit âWir sterbenâ. Mit der kann man nicht viel klĂ€ren, oder?
Was aber funktioniert ist die âTop-downâ Methode. Wir gehen in das rationale Gehirn hinein, das rationale Gehirn wird oft als Wachtturm bezeichnet. WĂ€hrend die Amygdala der Rauchmelder ist oder der Ăberaktive WĂ€chter der bei allem Alarm schlĂ€gt, schaut der Wachtturm von ganz weit oben darauf.
Genau darum geht es: zu lernen aus der Situation der Panikattacken herauszugehen. Im NLP, der Neuro-linguistischen-Programmierung, eine ganz tolle Therapie und Coaching Methode, spricht man von Assoziation und Dissoziation. Wenn ich vollkommen in einer Situation stecke, dann bin ich assoziiert, wÀhrend, wenn ich rausgehe und mich auf den Wachtturm stelle, um von oben herunter zu schauen, dann bin ich dissoziiert.
Das kann man sich hier zu nutze machen. In dem Moment, in dem wir nÀmlich darauf schauen und uns selber anschauen und merken, dass es vorbeigeht, dass es eine doofe Situation ist, die aber vorbeigeht.
Wenn ihr das Problem der posttraumatischen Belastungsstörung kennt, werdet ihr bestimmt sagen: âDas klingt ja sehr einfach, aber wie mache ich denn das? Wie geht das?â I feel you. Das ist mir frĂŒher so schwergefallen. Es klang fĂŒr mich in der Theorie immer so klug. Wenn ich dann aber mitten in einer Panikattacke oder im Flashback war, dann war das so schwierig.
Das coole hierbei ist aber, dass wir das rationale Gehirn, unserem Wachtturm im Alltag trainieren können. Es geht nicht darum erst in dem Moment in dem wir einen Flashback, Panikattacke oder Àhnliches haben damit anzufangen, weil es dann schon zu spÀt ist.
Es geht eher darum, dir im Alltag eine Alltagsroutine aufzubauen, in der du lernst, wie du mit deinem rationalen Gehirn (deinem Wachturm) arbeiten kannst. Du bist jetzt bestimmt nicht ĂŒberrascht, wenn ich dir sage, dass Meditation eine der besten und tollsten Möglichkeiten dafĂŒr ist.
Meditation war ja ganz lange verspottet und nicht angesehen, aber seit zehn Jahren wird das Thema Achtsamkeit und Meditation viel stĂ€rker von der Wissenschaft erforscht und mittlerweile ist bewiesen, dass die Meditation das rationale Gehirn unterstĂŒtzt. Und dass das rationale Gehirn dadurch stĂ€rker wird und sich dadurch besser gegen die Amygdala durchsetzen kann. Bei Panikattacken sehr praktisch!
Wenn die Amygdala ausrastet, steht der WĂ€chter oben auf dem Wachturm und sagt: âIch sehe das ganze gerade und es ist nichts Böses, ein Wurm, der tut dir nichts, chill mal.â
Das Gehirn bei Panikattacken verstehen - sexueller Missbrauch
Das wird ein bisschen ein Tipp-Post, ich werde ganz viele Tipps und RatschlÀge geben.
Schaut was ihr fĂŒr euch mitnehmen könnt und wollt. Aber wenn ihr euch etwas aus dem Post mitnehmt, nehmt Meditation mit. Ich weiĂ, wie unglaublich schwer Meditation am Anfang sein kann.
Gerade, wenn man mittendrin ist, gerade wenn man Angst hat, alleine mit sich und seinen Gedanken zu sein, doch gerade dann, ist das so hilfreich und gut. Schaut, dass ihr eine Meditationsroutine entwickelt. Eine App, die ich von Herzen empfehle, ist Headspace. Ein Teil der Meditationen in der App ist umsonst, fĂŒr einen anderen Teil musst du ca. fĂŒnf bis zehn Euro pro Monat zahlen.
Ich benutze die App seit vier Jahren und es ist fĂŒr mich meine allerliebste Meditation-App geworden, weil sie gefĂŒhrte Meditationen haben. AuĂerdem gibt es dort auch verschiedene Meditationen und Meditation-Pakete zu ganz bestimmten Themen wie Stress, Schlaf, ProduktivitĂ€t etc.
Das kannst du mit der App super regulieren und schauen, wie viele Minuten die Meditation heute fĂŒr dich sein soll. Und wenn du es hinbekommst, dass du wirklich jeden Tag ein paar Minuten meditierst, verspreche ich dir, dass es besser wird.
Und dass du, wenn du dann in akute Situationen kommst, wo deine Amygdala ausrastet es erstaunlich einfacher haben wird. Nicht sofort. Und es ist auch kein Allheilmittel, aber es ist ein echt krasses, multifunktionales Werkzeug.
Ich denke ich werde noch einen Blogpost veröffentlichen nur zum Thema Meditation. Wie Meditieren eigentlich funktioniert, und wenn sich gerade alles in dir strĂ€ubt und du sagst du kannst nicht meditieren, du fĂŒhlst dich schrecklich dabei. Ich habe meditieren frĂŒher gehasst. Ich habe es nie hinbekommen, bis ich dann irgendwann mal wirklich musste, weil bei mir nichts mehr ging.
Ich dachte immer meditieren sei herumsitzen, an nichts denken und Om sagen. Irgendwie fand ich das ultradoof bis ich dann neue, unterschiedliche Werkzeuge an die Hand bekommen habe und gelernt habe, das Meditation soviel mehr ist. Meditation ist Achtsamkeit, Meditation ist einen Gedanken bekommen und zu lernen sich den Gedanken anzuschauen.
sexueller Missbrauch
Suprise: Yoga hilft uns auch sehr unser rationales Gehirn zu stÀrken. Egal welche Art von Yoga du machst. In so ziemlich allen Yoga Richtung geht es um die Achtsamkeit und darum sich zu beobachten. Du allein mit dir auf der Matte, yeah! Und vielen fÀllt Yoga leichter als meditieren, weil da auch noch Bewegung dabei ist.
Gerade bei uns hier im Westen, ist ganz still sitzen und mit sich allein sein sehr ungewöhnlich. FĂŒr viele, die gerade eine sehr aktive Amygdala haben, ist es auch unheimlich mit sich allein zu sein.
Es lohnt sich im Yoga Studio in der NĂ€he eine Probestunde, probe Woche, probe Monat ausprobieren oder wieder mit einer App, oder ĂŒber YouTube-Videos Yoga auszuprobieren. Ich kann da leider gar nicht so viel empfehlen, weil ich selber nicht online Yoga mache, nur mit Lehrern, die ich dann aber auch schon kenne und bei denen ich auch im Unterricht war.
Trauma therapieren - Panikattacken und Flashbacks
Als akut Tipp: Wenn die Amygdala dann vollkommen ausrastet, versuche zu beobachten. Versuche dich selbst von oben anzuschauen, versuche zu schauen was gerade passiert, wo du stehst, wer du bist und gibt es wirklich gerade einen Grund, weswegen du ausrasten solltest?
Manchmal ist das ja vollkommen gut, dass wir eine Panikattacke bekommen, dass nichts funktioniert und alles im Ausnahmezustand sein muss, darf und soll. Aber oftmals ist es unnötig und hindernd.
Die zweite Möglichkeit, die uns der Bessel van der Kolk gibt, ist die âBottom-upâ Variante. Man kann es sich schon fast denken. Wir haben gerade darĂŒber gesprochen wie wir unsere Amygdala von oben, vom rationalen Gehirn her bearbeiten können.
Jetzt ist die Frage: Wie können wir es von unten her, vom Reptiliengehirn aus, bearbeiten, da, wo sich unser autonomes Nervensystem befindet. Es gibt eine Sache, in unserem autonomen Nervensystem, die wir entweder bewusst steuern, oder es passiv passieren lassen können.
Panikattacken sexueller Missbrauch
Das ist unsere Atmung. Wir können entweder ganz bewusst und aktiv atmen oder wie es wahrscheinlich die meisten Menschen den gesamten Tag ĂŒber tun, gar nicht darĂŒber nachdenken zu atmen, sondern unseren Körper einfach machen lassen.
Das coole ist, dadurch, dass Atmung so eine lebenswichtige Funktion in unserem Körper ist, kann sie uns helfen die Amygdala wieder herunterzuholen. Der Klassiker aus Filmen ist ja, wenn jemand anfĂ€ngt zu hyperventilieren und er dann eine TĂŒte an den Mund bekommt. Ich habe mich als Kind immer gefragt, was das bringen soll. Warum in eine TĂŒte atmen?
Erst viel spĂ€ter habe ich verstanden, dass einem die TĂŒte bewusst macht, wie schnell man eigentlich atmet, um dann kontrollierter zu atmen. Die Person bekommt ein optisches Feedback ĂŒber die TĂŒte, die sich superschnell groĂ und wieder klein macht. Dadurch reguliert sich der Körper schon automatisch selber und fĂ€ngt dann an langsamer zu atmen und lĂ€ngere AtemzĂŒge zu machen.
In dem Moment, in dem sich unser Körper also unsere Körperfunktionen beruhigt, sendet sie das Signal dann an die Amygdala weiter: âBei uns ist alles chillig. Was ist bei euch los?â
Ganz oft kann es dann funktionieren, dass die Amygdala dann sagt: âOk, ihr habt recht.â Ich weiĂ, dass es unglaublich schwer sein kann und ich weiĂ, wie oft mir Menschen sagen mussten: âMai atmen!â Das dann erst die Erinnerung kam: Atmung hilft.
Also: Atmen, atmen, atmen und auch das kann man ĂŒben. Das ist ĂŒbrigens auch ein Teil im Yoga - Pranayama. Ganz bewusst in die Atmung reingehen. Da gibt es dann unterschiedliche Rhythmen zu atmen: zweimal ein und dann aus oder durch das rechte Nasenloch einatmen, durch das Linke wieder aus. Da gibt es ganz viele unterschiedliche Methoden.
Ăberfordert euch da nicht. Im Prinzip geht es bei allem darum, in eine bewusste und achtsamere Weise zu kommen, in der man sich und seinen Atem beobachten lernen und steuern kann. Das Beobachten im rationalen Gehirn und steuern im Reptiliengehirn.
Trauma heilen
Dann gibt es den Aspekt der Bewegung. Bewegung passiert bei uns in der Regel ohne, dass wir aktiv jeden einzelnen Muskel im Körper bewegen mĂŒssen. Ich kann mich dazu entscheiden nach meiner Wasserflasche zu greifen, aber wie viele Muskeln, Nerven, Faszien angeregt werden, das wird im Körper automatisch gemacht.
Wie viele einzelne Prozesse da miteinander interagieren mĂŒssen, dass ich diese Wasserflasche greifen kann und sie an meinen Mund fĂŒhre, um etwas zu trinken. Dann kommt die Speiseröhre dazu und so weiter.
Yoga ist meine absolute Empfehlung, um den Körper in Bewegung zu bringen. Ich bin ein groĂer Fan von AcroYoga: Partnerakrobatik verbunden mit den achtsamen Elementen des Yogas. Das ist toll, um in eine vertrauensvolle Beziehung zu kommen, da ganz viele Menschen, denen Missbrauch widerfahren ist, Probleme mit BerĂŒhrungen, Vertrauen und Loslassen haben.
Hatte ich alles. I feel u. In dem Moment, in dem man mit einer zweiten Person auf einer Matte ist, kann man und muss man lernen ihr zu vertrauen. Es ist ganz wichtig fĂŒr unser Reptiliengehirn, dieses Grundvertrauen wieder neu zu lernen und neu abzuspeichern, sodass, wenn die Amygdala das nĂ€chste Mal ausrastet, weil sie Ă€ngstlich ist, dann das Reptiliengehirn sagen kann, dass wir gar nicht so viel Angst zu haben brauchen, denn wir haben Vertrauen.
AcroYoga war fĂŒr mich ein unglaublich gutes und starkes Werkzeug wieder ins Vertrauen, in BerĂŒhrung und in Bewegung zu kommen. Ich lege euch den AcroYoga Online-Kurs, den mein Partner Oli und ich erstellt haben, sehr ans Herz.
Die erste Woche ist kostenlos, danach könnt ihr euch den Kurs kaufen, wenn er euch SpaĂ macht mĂŒsst es aber nicht. Wobei ich mich natĂŒrlich freuen wĂŒrde, wenn. đ
Panikattacke
Es gibt noch einen Aspekt zum Thema Bewegung, den ihr nutzen könnt, wenn ihr ein einer akuten Panikattacke seid oder einen Flashback habt. Kommt in Bewegung. Die meisten Opfer erstarren dann in der Situation ein (freeze), weil das die Methode war, die sie frĂŒher benutzt haben.
Die meisten Opfer sind auch deshalb zum Opfer geworden, weil sie keine Möglichkeit hatten zu kÀmpfen (fight) und keine Möglichkeit hatten zu fliehen (flight). Daher mussten sie sich dann der letztmöglichen Methode bedienen: zu erstarren (freeze).
Das lernt der Körper und immer dann, wenn wir in eine Situation kommen, in der die drei Möglichkeiten auftauchen können, entscheiden wir uns, zu erstarren, da das bisher unsere Ăberlebensstrategie war und wir nur dadurch ĂŒberlebt haben.
Das ist etwas âPositivesâ, was sich das Gehirn merkt und es passiert dann eben leider auch, wenn ihr Flashbacks oder Panikattacken habt. Ihr kommt in den Freeze-Mode und macht euch ganz klein und zittert vor euch hin.
Was ihr stattdessen machen könnt: Kommt in Bewegung. Stellt euch hin und geht. Es ist auch okay, wenn es nur auf der Stelle Gehen ist. Bewegt die Arme mit, als ob ihr gehen wĂŒrdet und hebt die FĂŒĂe, die Knie hoch und geht, lauft, bewegt euch auf der Stelle.
Das mag im ersten Moment vollkommen verrĂŒckt klingen und sehr seltsam aussehen aber es holt uns zurĂŒck. Das aktiviert unser Reptiliengehirn, das bewirkt, dass wir in Bewegung kommen und die Amygdala nicht mehr die Chefin ist.
So banal das klingt, probiert es aus. Es ist fĂŒr mich und vieler meiner Klient*innen ein absoluter Goldtipp, bei den Sachen, die man machen kann, bei denen mana uch einen direkten Effekt sieht und spĂŒrt.
Trauma heilen
Der dritte Aspekt bei âBottom-upâ ist die BerĂŒhrung. BerĂŒhrung ist etwas, was grundlegend fĂŒr uns gemacht ist. Unser autonomes Nervensystem spĂŒrt BerĂŒhrungen. Du musst nicht aktiv darĂŒber nachdenken, dass da gerade mein Oberarm berĂŒhrt wird. BerĂŒhrung bringt uns zurĂŒck in unseren Körper.
Das heiĂt, du kannst entweder wieder AcroYoga machen, denn da bist du mit einem anderen Menschen, da lernst du, dass die BerĂŒhrung etwas Positives ist und sein kann.
Die Thai Yoga Massage hat mir auch sehr geholfen. Im Abschluss unseres AcroYoga online Kurs lernt ihr zum Beispiel eine Thai-Massage Sequenz. Ihr könnt natĂŒrlich auch zu Workshops oder Ăhnlichem gehen und dort mit einer Vertrauensperson hingehen, um euch gegenseitig zu massieren.
Hier noch ein Tipp: Ihr könnt euch immer auch selber berĂŒhren, wenn die Amygdala ausrastet oder ihr einen Flashback habt. Versucht euch selber zu berĂŒhren.
Ihr könnt euch ĂŒber den Arm streicheln, ĂŒbers Gesicht, euch klassischerweise auch kneifen. Einfach alles tun, sodass ihr euren Körper wieder spĂŒrt.
Denn, wenn ihr euch an den letzten Artikel ĂŒber das Gehirn erinnert, in dem Moment in dem ein Flashback passiert seid ihr nicht mehr im Hier und Jetzt, sondern euer Gehirn versetzt euch in die Situation, in der das Trauma passiert ist.
Alle Gehirnareale arbeiten so, als ob es so wÀre, wie es in dem Moment, in dem das Trauma wirklich passiert ist, war.
Das war es zum Thema: Wie ist das eigentlich mit dem Gehirn? Wie gehe ich mit dem Wissen um, was dort passiert und wie kann ich die Amygdala bearbeiten, dass sie aufhört, mir das Leben schwer zu machen und nicht mehr so stark arbeitet und alle anderen Gehirnareale beherrscht und ihnen sagt, wo es lang geht.
Selbsthilfe
Die akuten Möglichkeiten sind aber in dem Moment nur Pflaster, um euch wieder zurĂŒckzuholen. Um wirklich wieder zu einem halbwegs normalen Zustand zurĂŒckzukommen, in dem die Amygdala nicht mehr euren Alltag bestimmt, euch dauerhaft in Angst, Panik und Flashbacks versetzt, ist es wichtig eine Routine fĂŒr euch aufzubauen, dass ihr euren anderen Gehirnarealen Möglichkeiten gebt stĂ€rker zu werden.
Stellt euch vor die haben alle Muskeln und die Amygdala ist der Anabolika Typ, der irgendwie super breit ist und alle anderen herumkommandiert. Die anderen beiden Gehirne sind eher die Lauchs, die sich sagen lassen, was zu tun ist.
Sie wissen es zwar besser aber wollen sich lieber nicht verschlagen lassen.
Ihr könnt aber eben im Training ganz bewusst die anderen Hirnareale unterstĂŒtzen. Sie ins Fitnessstudio schicken, sie ins Training schicken, dass sie lernen, selbstbewusster zu werden. Damit sie stĂ€rker werden und lernen sich durchzusetzen.
Ihr könnt sie auch ins Rhetoriktraining schicken. Sie mĂŒssen ja nicht nur auf körperlicher Ebene gegen die Amygdala kĂ€mpfen, sondern ihr könnt sie auch einfach in Grund und Boden diskutieren, bessere Argumente liefern oder ihr zeigen, dass dein Plan besser ist.
Panikattacke Sexueller Missbrauch
DafĂŒr ist es superwichtig, dass ihr eine Routine aufbaut. Zum Beispiel meditieren lernt, das ihr ins Yoga geht, regelmĂ€Ăig AtemĂŒbungen macht, das ihr auch gerne AcroYoga oder Thai Massage lernt. Ăbung macht die Meisterin*.
Man kennt es von Leuten, die ins Fitnessstudio gehen, die gehen dann einmal im Monat, ĂŒbertreiben komplett, haben super Muskelkater und gehen dann deswegen erst mal einen Monat nicht mehr, weil es so weh wat und so anstrengend war.
Also ĂŒberanstrengt euch nicht, habt keinen zu groĂen Perfektionismus und seid nicht zu hart mit euch selbst. Es hat mir am Anfang sehr geholfen, die ersten 30 Tage jeden Tag zumindest fĂŒnf Minuten zu meditieren. Es hilft so sehr. Jetzt meditiere ich auch nicht mehr jeden Tag und schon gar nicht eine halbe Stunde lang.
Die Routine am Anfang macht etwas mit unserem Gehirn. Vielleicht kennt ihr das Bild von den Nervenbahnen, die sich verÀndern. Dass Wege, die man noch nie gegangen ist oder nur ganz selten geht eher, wie Trampelpfade durch den Dschungel sind. Und je hÀufiger man die geht und sie benutzt, desto mehr baut das Gehirn sie aus. Desto stÀrker werden die Nervenverbindungen ausgebaut, bis es irgendwann vielleicht sogar Autobahnen sind.
Genau so ist es eben auch, je hÀufiger ihr meditiert, Yoga macht, AcroYoga macht, Thai Massage macht, desto einfacher und schneller wird es und desto besser kommt euer Körper, euer Gehirn, euer Geist an die Informationen ran, die ihm dann in den akuten Situationen helfen.
Das war ein voll gefĂŒllter Blogpost mit Informationen, ich hoffe, ihr habt einiges fĂŒr euch mitnehmen können. Ich freue mich jederzeit ĂŒber Feedback und Fragen, wenn ihr noch welche habt. Ich freue ich mich ĂŒber jede Nachricht, ob ĂŒber Instagram, E-Mail, oder was auch immer fĂŒr euch stimmig ist.
Ich freue mich auch ĂŒber Support, teile gerne diesen Artikel mit anderen Frauen. Am besten an drei dann habt ihr mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, so sagt die Statistik, schon einer Frau geholfen, weil mindestens eine von ihnen sexuellen Missbrauch erlebt hat.
Und, wenn ihr mich monatlich unterstĂŒtzt, denn der Podcast ist zwar kostenlos, hat aber Kosten, die ich aktuell komplett selber trage, weil es mir super wichtig ist, dass dieses Wissen hinausgeht. Die Informationen sollen in die Welt getragen werden, um Opfern zu helfen.
Damit ich das weiter alles so machen kann, habe ich am Ende der Blogposts immer einen UnterstĂŒtzer Link, da könnt ihr mir entweder einmalig einfach etwas ĂŒber PayPal zukommen lassen, da freue ich mich mega oder ihr unterstĂŒtzt mich sogar monatlich.
Da benutze ich die Webseite âSteadyâ, ein deutsches Unternehmen, bei dem ihr quasi ein Abo bei mir abschlieĂt und mich monatlich ĂŒber einen Bankeinzug unterstĂŒtzt und dafĂŒr all die wunderschönen Informationen zur VerfĂŒgung gestellt bekommt.
Noch eine Sache. Wenn ihr das GefĂŒhl habt, ihr wĂŒrdet gerne mit mir arbeiten, ihr findet es cool, was ich erzĂ€hle, ihr vertraut mir, dann meldet euch gerne bei mir. Ich hab aktuell noch ein paar wenige Coaching PlĂ€tze frei. Bin gerade ganz viel in der Vorbereitung fĂŒr meine Heilpraktiker fĂŒr Psychotherapie PrĂŒfung.
Super spannende Themen, die natĂŒrlich auch immer mit in meine Coachings einflieĂen. Also, wenn ihr das GefĂŒhl habt, die Mai ist ein cooler Mensch, mit der ihr arbeiten möchtet, weiterkommen möchtet, dann freue ich mich sehr, wenn ihr euch bei mir meldet. Ein paar PlĂ€tze sind noch frei.
Bis bald! Deine Mai
P.S. Fandest du den Artikel hilfreich? Dann wĂŒrde ich mich riesig freuen, wenn du mich dabei unterstĂŒtzt, dass die Blog- und Podcastinhalte weiterhin kostenlos bleiben. Erfahre hier, wie du mit nur 6⏠im Monat zum*zur UnterstĂŒtzer*in werden kannst.
Hi, ich bin Mai đ Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht Opfern sexuellen Missbrauchs zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Auch wenn eure Scham und Angst etwas anderes erzĂ€hlen: Das ist nicht wahr! Und es kommt noch besser: Der richtige schöne Teil eures Lebens liegt noch vor euch! Ich habe es geschafft, aus dem schlimmsten Erlebnis meines Lebens, eine enorme Kraft zu ziehen & mein Leben nach meinen Ideen neu zu gestalten - also kannst du das auch! Deine Mai đ
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