Trauma heilen - Wie sich Jasmin ihr Leben und ihre Sexualität zurückholte

Trauma heilen – Wie sich Jasmin ihr Leben und ihre Sexualität zurückholte Teil (2/2)

Jul 22
Du kannst dich von Trauma heilen

Trauma heilen ist das Thema des zweiten Teils des Interviews mit Jasmin und ihrer #metoo-Story. Im ersten Teil erfährst du, was Jasmin in ihrer Kindheit widerfahren ist und mehr über den Gerichtsprozess bis hin zu ihrer Entscheidung, dass sie heilen möchte. Schau da gerne zuerst vorbei, wenn du den ersten Teil noch nicht kennst.

In diesem Teil geht es um ihre Schlüsselerlebnisse zur Heilung, der Anerkennung der Schönheit des eigenen Körpers und wie sie mit ihrer Sexualität inzwischen umgehen kann.

Außerdem erzählt sie, wie ihr Beziehungsleben inzwischen aussieht, was sie heute macht und was ihr Herzensprojekt ist.

Trauma heilen: Was gehörte für Jasmin dazu?

Sei stark und hole dir Hilfe - sexuelle Gewalt gegen Frauen

Sei stark und hole dir Hilfe, Trauma heilen - sexuelle Gewalt gegen Frauen

Mai: Du hast schon ganz viele unterschiedliche und sehr weise Einsichten im ersten Teil mit uns geteilt. Trotzdem möchte ich nochmal einen Schritt zurückgehen. Wie bist du da hingekommen? Wie bist du zu diesem, wie du es nennst, Altruismus, zum Vergeben gekommen?

Wie bist du dazu gekommen, wieder Kontakt mit der Frau aufzunehmen, die dich damals nicht beschützt hat, obwohl sie vermutlich gesehen hat, was passiert ist? Was hast du getan? Du hast im ersten Teil schon von Psychotherapie und Cacao Zeremonie gesprochen. 

Was hast du noch an Dingen getan? Vielleicht magst du sowohl auf die beiden Dinge noch ein bisschen tiefer eingehen als noch andere Dinge erzählen, die du gemacht hast.

Jasmin: Einen Großteil meines Lebens habe ich an Gott und ans Universum geglaubt. Ich habe angefangen Briefe zu schreiben. Vielleicht war das auch ein Stück weit Vergebungsarbeit an mir selbst, wie ein Tagebuch sozusagen, wo ich einfach reflektiert habe, was in meinem Gehirn gerade abgeht, was mir auf meiner Seele liegt und was mein Herz gerade beschäftigt.

Das Schreiben hat mir sehr geholfen. Da habe ich bis heute noch Tagebücher, in denen ich vieles nachlesen kann. Das hat mir auch sehr geholfen. Dann Psychotherapie hilft zwar viel, aber es tut auch total gut alles einfach mal sacken zu lassen. Alles kommt zu seiner Zeit.

Wenn jetzt jemand zuhört, dem vielleicht auch so etwas passiert ist, dann ist es mir total wichtig, demjenigen oder derjenigen zu sagen: “Alles zu seiner Zeit. Du musst dich nicht ackern, drei Jahre Therapie machen und dann am besten dies und am besten das, sondern manchmal ist unser Körper dazu fähig zu verarbeiten und manchmal halt auch einfach nicht.

Und dann darf man auch einfach mal Spaß haben, so wie ich in der Zeit, in der ich im Ausland auf Reisen war. Ich finde, es ist total wichtig, auch die schönen Dinge des Lebens zu betrachten. Bei all der Reflexionsarbeit und dem sich beschäftigen mit Missbrauch und den dunklen Seiten der menschlichen Psyche, ist es so wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, dass es so viel Schönes auf diesem Planeten gibt.

Eine Cacao Zeremonie war für mich ein Schlüsselerlebnis. Das war auf einem Frauen-Retreat, wo ich mitgemacht habe mit zehn anderen Frauen. Ich habe dann langsam angefangen, Gefühle zuzulassen. Es ist mir wirklich lange schwergefallen ist, diese weibliche Seite an mir anzuerkennen.

Durch z.B. entsprechende Musik und durch diese Schwesternschaft, die in diesen zehn Tagen Frauen-Retreat entstanden ist, ist es mir gelungen mich frei davon zu machen, dass ich anderen gefallen muss. Das war für mich noch mal ein Schlüsselerlebnis, wo ich sagen kann, das hat mein Denken mein Handeln und vor allem mein Fühlen verändert.

Mai: Dein Erleben passt auch total zu dem, was ich von ganz vielen anderen Opfern/Betroffenen höre. Einerseits auf Reisen gehen und rausgehen, weil da ist man ja auch erst mal außerhalb seines Systems ist. Man holt sich neue Eindrücke, man sieht neue Menschen, man sieht vielleicht sogar neue Lebenskonzepte und Schönheiten.

Trauma heilen und Weiblichkeit: Kann ich hübsch sein?

Sexueller Missbrauch Anzeigen, Heilen, Aufsteigen

Sexueller Missbrauch Anzeigen, Trauma heilen, Aufsteigen

Da sind wir uns beide zum Beispiel total ähnlich. Ich habe auch superlange die weibliche Seite in mir abgelehnt, weil ich eher der burschikose Kumpel war.

Das meine ich gar nicht stereotypisch, sondern eher archetypisch, dass die Schönheit eben auch ein Teil von Frauen ist. Die Schönheit gehört zu uns und solange wir nicht anerkennen, dass Dinge schön sein dürfen, wie zum Beispiel dein schöner Blumenstrauß hinter dir oder der Ohrring, den ich mir von einer Straßenkünstlerin aus Guatemala mitgenommen habe, weil ich ihn so schön fand.

Schönheit hat etwas Heilsames. Ich habe früher immer gedacht, ich kann nichts schön finden und dass das Zurechtmachen für mich nichts sei. Ich hab mir einfach immer einen Zopf gemacht und bin rausgegangen. 

Jasmin: Das kann ich absolut nachvollziehen. Ich habe teilweise Ex-Freunde gehabt, die mehr Schuhpaare hatten als ich. Nagellack? Kenn ich nicht, habe ich nicht. (Mai lacht)

Trauma heilen: Anerkennung der Schönheit des eigenen Körpers

Weiblichkeit und Sexualitaet wieder finden

Trauma heilen - Weiblichkeit und Sexualität wieder finden

Mai: Reisen, Schönheit und Schwesternschaft. Ganz bewusst mit anderen Frauen in einen Kreis gehen. Du hast dich bewusst für ein Retreat entschieden. Es gibt auch Frauenkreise, Frauenzirkel, wo man sich einmal im Monat im geschützten Kreis trifft und eine Frau das Ganze anleitet. So etwas habe ich auch gemacht.

Das war damals noch im Rahmen von Tantra, heute nennt sie es anders, weil der Name inzwischen leider oft missbraucht wird. Sie hat aber noch das ganz alte Tantra gelernt. Mittlerweile führt sie es unter einem anderen Begriff, aber von der Energie her ist es dieses: Wir sind alle eins, wir sind miteinander verbunden.

Wir haben damals in dem Frauenkreis auch immer Hausaufgaben bekommen. Wenn jemand meinem früheren Business-Ich erzählt hätte, dass mal eine Woche lang, jeden Abend mit einem Handspiegel im Bett sitzen und mir meine Vagina anschauen würde, hätte ich ganz laut gelacht und die Person für vollkommen irre erklärt. (Jasmin lacht)

Die ersten zwei Tage habe ich mich so dumm gefühlt. “Warum schaue ich das an? Besonders hübsch ist es ja nicht.” Das hat sich aber dann tatsächlich gewandelt. Am vierten Tag hatte ich Tränen in den Augen, als ich realisiert habe dass “das” ich bin und “es” zu mir gehört.

Wir Frauen haben nicht das Glück wie Männer, dass wir genau Wissen, wie unsere Genitalien aussehen. Mit Pech sehen wir sie nie in unserem Leben.

In dem Moment war es für mich so krass und heilsam in diese Weiblichkeit hineinzugehen und auch anzuerkennen. Da ist nicht nur ein Loch, sondern noch so viel mehr.

Jasmin: Es war auch total klasse, in dem Retreat haben wir einen Abdruck von unserer Yoni gemacht. Das hat mich so gefreut. Das hängt noch heute in meinem Schlafzimmer. Ich hab mir die schön rosa angemalt mit Glitzer und allem drum und dran. Das ist mein Tempel. (Mai lacht.) 

Ich steh dazu und finde es ganz wundervoll, zu sehen, dass das ein Teil von mir ist und jedes Mal, wenn ich ins Schlafzimmer gehe, gucke ich mir meine Yoni an.

Mai: Wow, Hammer. Für alle Leser*innen die sich gerade wundern, was eine Yoni ist: Das ist der tantrische Begriff für die Vulva und Vagina. Das ist einfach ein schöner, unverfänglicher Begriff. 

Trauma heilen: Sexualität nach einer Vergewaltigung in der Kindheit

Gegen sexuelle Gewalt gegen Frauen

Gegen sexuelle Gewalt gegen Frauen - Trauma heilen

Mai: Nächstes Thema: Sexualität. Du hast erzählt, dass für dich im Teenageralter Sexualität schwierig war und dann war sie auch noch eng für dich verbunden mit Liebe - also Sex gleich Liebe und Liebe gleich Sex. Andererseits hast du danach auch immer geweint. Wie hast du das für dich gewandelt? Wie ist das passiert?

Jasmin: Tatsächlich habe ich mir unbewusst immer Männer ausgesucht, die tendenziell gar nicht wie der Täter waren.

Sprich: immer blond, immer ein bisschen bübchenhaft und auf keinen Fall so, dass ich irgendwie in irgendeiner Form Angst vor diesem Menschen haben müsste. Z. B. hatte er nie markante Wangenknochen oder eine breite Schulter. 

Mai: Das heißt, du hast dir immer nur Bubis gedatet. 

Jasmin: Ja genau, bis hin dazu, dass ich auch eher Jüngere gedatet habe, weil ich dachte, die können mir ja nichts. Das war so ein Muster, das ich mittlerweile total durchbreche. Da musste ich aber erst einmal dahinter steigen. Mir das selber eingestehen, dass ich bestimmten Mustern hinterhergegangen bin, weil ich mir es sozusagen nicht erlaubt habe, einen männlichen Mann vor mir stehen zu haben, der mir sagen kann, wie es läuft und wie nicht.

Mittlerweile strebe ich genau nach solchen Männern und finde gerade diese toll. Von den anderen habe ich genug bekommen, um ehrlich zu sein. Aber das musste ich erst einmal für mich realisieren. Wie ich dazu gekommen bin? Wie gesagt viel durch Ausprobieren, viele Affären, um es ganz platt zu sagen. Ich finde es so schön, beim Sex die Macht abzugeben, sich fallen zu lassen, sich hinzugeben.

Genauso kann ich mich aber auch bewusst dazu entscheiden mich nicht hinzugeben! Es ist eben ein Spiel, welches ich erst einmal  ausprobieren durfte. Ich finde es auch sehr schön selber mal in der Position zu sein, die sagt, wo es lang geht.

Am Ende bin ich wieder zurückgekommen und habe gesagt, ich möchte doch lieber Frau sein. (Jasmin lacht.) Also beides ist cool, nichtsdestotrotz wünsche ich mir einfach einen dominanten Mann z. B. beim Sex, der darf mir ruhig mal sagen, was Sache ist.

Mai (grinsend): Danke für diese sehr persönlichen Einsichten.

Jasmin: Das muss man ja auch einfach mal sagen, damit die Leser*innen verstehen. Auch wenn ich immer Bübchen hatte, kann sich das nichtsdestotrotz immer wandeln: die Vorlieben, die Bedürfnisse und was für mich am Ende das Wichtigste von allem ist, die klare Kommunikation mit dem Partner über sämtliche Bedürfnisse.

Klare Kommunikation ist das A und O. Wenn irgendwas in der Sexualität passiert, worüber man möglicherweise vorher nicht gesprochen hat, dann ist es klar, dass ein Fehltritt passiert, wo der andere nicht d'accord mit ist, weil man vorher nicht drüber geredet hat.

Mai: Gab es für dich einen Moment, wo du nach dem Sex bemerkt hast: “Krass, ich muss nicht weinen.” Oder hat sich das einfach eingeschlichen?

Jasmin: Nein, das hat sich tatsächlich in meiner Ausprobier-Phase, wo ich auch selbst mal dominanter war, spüren und sehen dürfen, wie es auch gehen kann, irgendwann eingestellt. Ich habe das immer aus dem Lernfaktor heraus begriffen und immer aus dieser Vogelperspektive mit einem Aha-Effekt. 

Mit diesem natürlichen Forscherdrang und Entdeckerfreude. Das ist auch der Tatsache geschuldet, dass es bis heute etwas ist, wo ich sage, dass man da auch Spaß dabei haben darf.

Mai: Ich finde es super inspirierend schön zu hören, dass du da auch deinen Weg in eine gesunde Sexualität gefunden hast. Und dass du da mit so viel Spaß und Freude am Erforschen bist. 

Jasmin und Polyamorie?

Polyamorie leben

Polyamorie leben

Mai: Ich stelle die Frage einfach mal, wenn du nicht drüber reden möchtest, ist das auch okay. Wir haben ja auch die Gemeinsamkeit, den Wunsch nach Polyamorie zu haben, auch wenn es immer noch ein sehr unübliches Beziehungskonzept ist. Möchtest du darüber noch etwas erzählen? 

Jasmin: Tatsächlich ist es bei mir auch erst letztes Jahr aufgekommen, ich war zu dem Zeitpunkt in einer langjährigen Beziehung und habe mich auch erst vor Kurzem getrennt. Wir standen damals kurz vor der Hochzeit und das war der Punkt, spätestens als ich verlobt war, wo ich mir die Frage gestellt habe: Was das eigentlich dann jetzt für mich heißt. Heiraten und dann Kinderkriegen? Am besten noch Hund und Haus und was ist das eigentlich für ein Konzept vom Leben?

Dann auf einmal, als ich die Hochzeit schon bejaht hatte, habe ich mir erst die Frage gestellt, was das eigentlich bedeutet. Dann habe ich auch Menschen kennengelernt, die ein anderes Lebenskonzept ausleben, die Polyamorie ausleben. Das hat mich dann total inspiriert, ich war interessiert, neugierig und habe diejenigen total ausgefragt.

Bis dato war ich viereinhalb Jahre mit dem Mann zusammen und habe dann auch festgestellt, dass es durchaus so ist, dass ich natürlich andere Männer attraktiv finde und ich, auch wenn ich in einer Beziehung bin, mir manchmal vorstelle, jemand anderen zu küssen oder auch mehr mit ihm zu haben. 

Ich habe mich immer dafür geschämt. Ich habe immer gedacht, als Frau darfst du gar nicht so darüber denken. Wenn ein Mann so denkt, wird immer gesagt: Männer sind alle gleich. Ich habe mich etwas dafür verurteilt.

Bis ich diese Menschen, die in mein Leben getreten sind, die diese Art von Lebensführung erfolgreich leben auch Kinder haben und trotzdem das Lebenskonzept weiter leben können. Ich durfte sehen, dass es tatsächlich funktioniert. Das hat mich total motiviert dazu zu stehen - auch meinem Partner gegenüber.

Ich habe das schon länger gespürt, dass ich in der Lage bin mehrere Menschen gleichzeitig zu lieben, weil ich einfach unglaublich viel Liebe in meinem Herzen habe und es gerne weitergebe. Mein Ex-Freund und ich haben das dann auch gemeinsam besprochen. Wir haben gesagt, dass wir etwas ändern müssen, weil es lief auch einfach nicht mehr so. Das Sexleben schlief irgendwann auch ein, wie das so ist, wenn man länger zusammen ist.

Dann haben wir eine offene Beziehung ausprobiert. Ich habe mich dann auch mit anderen Männern und Sexualpartnern getroffen - auch mit dem gleichen Geschlecht und ich fand es sehr interessant. Ich möchte keine der Erfahrungen missen. 

Ich würde fast schon sagen, es war mit manchen intimer. Es waren wahrhaftige Begegnungen und nicht, wo man sich kurz kennenlernt und miteinander in die Kiste springt - das gab es auch - trotzdem fand ich das total schön, auf eine bewusste Art und Weise zu l(i)eben.

Immer mit offener Kommunikation, das war mir sehr wichtig. Jedes Mal, wenn ich mich mit jemandem getroffen habe oder wenn sich mein Partner mit jemandem getroffen hat, dann haben wir darüber gesprochen. Mittlerweile bin ich aber nicht mehr mit diesem Partner zusammen. 

Aus verschiedenen Gründen: mitunter aber auch aus der Tatsache heraus, dass ich gemerkt habe, dass Polyamorie nicht unbedingt etwas ist, was ihn so sehr beschäftigt wie mich. Für mich ist es so, dass ich nicht mehr in einer monogamen Beziehung leben könnte. Ich sag niemals nie, vielleicht war ich auch bisher noch nie in einer so erfüllten Partnerschaft, dass ich sagen würde: Bis das der Tod uns scheidet.

Dieses komische Konstrukt der Kirche kann und will ich nicht leben. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ich mein Leben lang nur mit einer Person weiterhin Sex habe oder nur ihn/sie lieben kann. Ich glaube, dass es viel mehr möglich ist und dass, wenn unsere Gesellschaft ein Stück weit liberaler wäre, noch viel mehr möglich wäre.

Ich bin aber auch aus einem sehr traditionellen Haushalt und ich komme aus Baden-Württemberg, was jetzt nicht unbedingt das liberalste Bundesland neben Bayern ist.

Es ist nur ein Glaubenssatz, das weiß ich, aber mitunter ist es für mich schwer, als Frau offen darüber zu reden, ohne das es gleich einem männlichen Geschlecht zum Angebot wird. Nur weil ich gerne über Sex spreche, es gerne habe und gerne Spaß dabei habe, zu meiner Weiblichkeit stehe oder auch zur Polyamorie stehe, heißt es nicht zwangsläufig, dass ich mit jedem in die Kiste springe.

Mai (lacht): Gutes Statement. 

Was macht Jasmin heute?

Souldance - heilung fuer die Seele

Trauma heilen, Souldance - Heilung für die Seele

Mai: Ich glaube, wir haben inzwischen schon viel über deine Vergangenheit und deinem Weg erfahren. Was machst du heute? Wer bist du heute? Was arbeitest du heute? Wie kann man mit dir zusammenarbeiten, wenn man dich unglaublich cool fand?

Jasmin (geschmeichelt, grinsend): Ich bin immer noch Jasmin Methner. Wie du es schon am Anfang des ersten Teils angemerkt hast, habe ich Wirtschaftspsychologie studiert, nebenbei habe ich dann noch eine Tanzpädagogik-Ausbildung gemacht. 

Ich bin Freiberuflerin und habe zwei Standbeine. Zum einen bin ich weiterhin Trainerin und Coach für Einzelpersonen, in Richtungen Karrierecoaching oder wenn es Richtung Arbeitslosigkeit geht: Lebenslauf Checks und solche Sachen. 

Wo soll die Reise für diejenigen hingehen, gerade aus dieser wirtschaftlichen Sicht, aber auch für Firmen. Trainings zum Thema Achtsamkeit für Führungskräfte zum Beispiel. Das ist auch etwas, was ich sehr gerne mache. Und das zweite Standbein ist “Souldance”.

Das habe ich seit August letzten Jahres gegründet und ist am Entstehen. “Souldance” ist meine Philosophie, mein Herzens-Business sozusagen. Es vermischt die positive Psychologie mit der Tanzpädagogik. Was ich nämlich bei vielen Trainings und Coachings gemerkt habe, wie ich selbst auch bei der Psychotherapie, dass es schön und gut ist: Man redet, redet und redet und man kommt nicht aus dem Reden heraus.

Was ich so doof finde ist, dass eine Therapie auch gerne in Bewegung kommen darf. Wenn sich Frauen zum Beispiel in toxischen Beziehungen finden und spüren, dass da irgendwas nicht stimmt, dürfen sie das in ihrem Körper erst einmal alles fühlen lernen und quasi auszutanzen, um dann am Ende ein anderes Selbstkonzept von sich zu entwickeln. 

In die Selbstheilung, aber genauso auch in die Selbstliebe zu gehen. Das sind so die Sachen, die ich mit “Souldance” mache: Retreats und Coachings, aber auch die "Masterclass". 

Die beinhaltet, ein drei Monatsprogramm wo wir mit maximal fünf Frauen zusammenarbeiten und auch ganz intensiv im Austausch mit der Gruppe leben.

Das Trauma heilen und Herrin deiner eigenen selbst werden

Einfach mal Spaß haben trotz Vergewaltigung

Einfach mal Spaß haben trotz Vergewaltigung - Trauma heilen

Mein Lieblingsfach im Studium war immer die Neurologie, weil ich unser Gehirn so unglaublich geil finde.

Ich aber immer noch sehr davon überzeugt bin, dass wir uns manchmal das Leben einfacher machen könnten, wenn wir das Gehirn verarschen. Gerade zum Thema Selbstliebe, ist es das einfachste überhaupt. Wir nehmen Reize von außen auf. Warum sollten wir uns nicht selbst geben?

Warum können wir uns nicht selbst über die Wange streicheln und uns sagen, dass wir gut sind wie wir sind? Warum sich nicht selbst einfach mal streicheln? Haut: Das beste Organ überhaupt, weil es an unserem ganzen Körper ist. Es hat superviele Rezeptoren und es kommt im Gehirn relativ schnell an, dass mich gerade etwas berührt.

Natürlich ist es etwas anders, wenn es von jemand anderem kommt, aber diese Sachen sind wunderschön auch an seinem eigenen Körper zu entdecken. Die “wissenschaftliche Art des Denkens” einfach an die Hand zu bekommen und zu verstehen.

Beispiel, Triggerpunkte: Wenn ich zum Beispiel Alkohol Geruch vermischt mit Zigarettenrauch gerochen habe, habe ich das sofort in Verbindung mit dem Missbrauch gebracht, weil der Täter ähnlich gerochen hat. 

Immer, wenn ich diesen Geruch in der Nase hatte, kam so eine Wut in mir auf und ich wusste gar nicht, was da mit mir los ist. Zu realisieren, dass diese kleine Amygdala im Gehirn, die die Größe eines Mandelkerns hat, dann Angst bzw. Emotionen hervorruft. Warum schenke ich der Amygdala gerade so viel Aufmerksamkeit?

Dann habe ich angefangen, Konfrontationstherapie zu machen, mich einfach von Menschen entfernen, die so riechen. Ich bin die eigene Herrin meiner selbst. Ich bin die Regisseurin meines Lebens. Das ist mitunter auch die Philosophie die in “Souldance” und aber auch in die Arbeit als Wirtschaftspsychologin einhergeht. 

Wie kann ich mit Jasmin zusammen arbeiten?

Spaß am Leben haben trotz sexuellen Missbrauchs

Trauma heilen - Spaß am Leben haben trotz sexuellen Missbrauchs

Mai: Superspannend und mit dir arbeiten kann man nur vor Ort oder machst du das auch online?

Jasmin: Sehr viel online. Ich arbeite über die ganze Republik bis hin in die Schweiz. Ich habe auch mittlerweile Kundinnen in Spanien, die Deutsch sprechen, aber in Spanien leben. Ich bediene jeden, der zu mir kommt unabhängig davon, wo er lebt. 

Bei den Retreats geht das leider nicht. Der nächste Retreat im Oktober findet aber tatsächlich in Marokko statt. Aber ansonsten finden die deutschlandweit statt. Sehr gerne auch online. Manchmal funktioniert das online auch gar nicht so schlecht, weil die Leute eher in ihrer Komfortzone sind.

Ich merke einfach, dass es viel einfacher ist. Man muss nicht von A nach B fahren. Man kann sich sehr viel schneller verabreden. Wie wir zwei. Das ist der Hammer. Wir haben uns noch nie persönlich kennengelernt, sind aber schon auf einer Wellenlänge.

Ich weiß, wenn ich dich sehe, dass ich dich mit einer Herzensumarmung lieb haben werde. Das hat gar nichts damit zu tun, wie weit man voneinander entfernt ist.

Mai (geschmeichelt): Das ist super schön und wer das jetzt spannend fand, was die Jasmin erzählt hat, schaut euch gerne ihre Kontaktdaten und ihre Webseite an.

Aus Scheiße Gold machen - Trauma heilen 

Aus Scheisse Gold machen - sexueller Missbrauch in der Familie

Aus Scheiße Gold machen - sexueller Missbrauch in der Familie

Mai: Meine Notizen wären somit zu Ende. Hast du noch etwas, was du gerne loswerden würdest? Ist da noch irgendwas das du noch gerne thematisieren würdest?

Jasmin: Das Wichtigste finde ich, dass ich den Leser*innen definitiv mitgeben darf: Sei du selbst. Egal was dir passiert ist, egal was für schlimme Sachen du in deinem Leben durchmachen musstest. Das ist gar kein Grund irgendwie die Flinte ins Korn zu werfen, sondern ich glaube, wir müssen alle unserer Herzensmission, dieser Frage: Warum bin ich hier auf dieser Erde, folgen.

Vielleicht ist es auch genau das, dass du dein Erleben teilen darfst, das Nachfühlen darfst, so wie bei mir. Dann ist es so und du darfst das gerne annehmen. Aus Scheiße Gold machen. (Mai lacht.) Ist voll mein Statement geworden. 

Deswegen habe ich mir auch eine Lotosblüte auf meinem Arm tätowieren lassen, weil ich das so ein schönes Statement finde. Eine Lotosblüte wächst im Schlamm und erkennt nicht, was aus ihr wird.

In einem ekelhaften Tümpel wächst auf einmal so eine wunderschöne Blüte. Genau das kann jedes Opfer. Jeder Mensch kann aus scheiße Gold machen. Das finde ich, ist noch wichtig zu sagen, weil das auch für mich sehr lange eine Sache war, die mich am Leben gehalten hat.

Dass ich an diesem Wunsch festgehalten habe, dass ich aus Scheiße Gold machen möchte. Deswegen hab ich mit der Wirtschaft auch aufgehört, ich meine ich bin ja nicht umsonst selbstständig geworden. Ich habe mich in der Wirtschaft nicht mehr wohl gefühlt.

Ich habe dort keine Luft mehr bekommen, du musst funktionieren, du musst auch unethische Dinge tun, die dir zuwider sind. Dieses “Sei du selbst” ist nicht nur einfach daher gesagt, sondern, wenn wir alle mehr wir selbst wären, dann wäre die Welt ein anderer Ort. 

Da bin ich vollkommen überzeugt von. 

Mai (leise): Finde ich auch. Danke dir Jasmin, dass du dir die Zeit genommen hast, dass du so offen, ehrlich und authentisch warst dich zu zeigen und deine #metoo-Story mit uns geteilt hast.

Jasmin: Dankeschön für die Möglichkeit und ich hoffe, dass die Leser*innen auch einiges daraus mitnehmen konnten.

Mai: Da bin ich mir sicher. Vielen lieben Dank an die, die bis hierher gelesen haben. 

Eure Mai & eure Jasmin.

Das war der zweite Teil des Interviews zu Jasmins #metoo-Storty, wenn du den ersten Teil noch nicht gelesen hast und erfahren möchtest, was Jasmin in ihrer Kindheit widerfahren ist und mehr über den Gerichtsprozess bis hin zu ihrer Entscheidung zur Heilung, damm schau hier gerne vorbei.

Liebe Grüße, 
Deine Mai

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About the Author

Hi, ich bin Mai 😊 Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht Opfern sexuellen Missbrauchs zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Auch wenn eure Scham und Angst etwas anderes erzählen: Das ist nicht wahr! Und es kommt noch besser: Der richtige schöne Teil eures Lebens liegt noch vor euch! Ich habe es geschafft, aus dem schlimmsten Erlebnis meines Lebens, eine enorme Kraft zu ziehen & mein Leben nach meinen Ideen neu zu gestalten - also kannst du das auch! Deine Mai 💛

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