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Herzlich willkommen zu einem neuen Blogpost Interview mit einem ganz wundervollen Gast der uns mehr zum Fremd verliebt sein aufklÀrt. Es gibt dazu auch eine Videoaufzeichnung. Ich habe die Melanie Mittermaier bei mir. Sie ist Liebescoach und AffÀren Managerin. Was da wohl dahinter steckt?
Ich habe euch auf Instagram die Möglichkeit gegeben anonym Fragen zu stellen, welche mir Melanie heute beantwortet. Es geht in diesem ersten Teil vor allem darum, was Melanie beruflich als AffĂ€ren Managerin macht. Wie sie ihre Coachings fĂŒhrt und erkennt, ob die Beziehung noch Sinn ergibt.
Ihre Klarheit hilft vielen im alltĂ€glichen Leben. Wir sprechen ĂŒber Polyamorie und ich erzĂ€hle euch wie ich gemerkt habe, dass ich polyamor bin.
Mai: Ich freue mich riesig. Kurze Hintergrundstory: Melanie und ich haben uns zufĂ€llig ĂŒber eine gemeinsame Freundin in einem Biergarten in MĂŒnchen kennengelernt. Haben uns gut verstanden, haben viel gequatscht und im Endeffekt hat sich herausgestellt das wir uns beide durch die Online-Welt schon kannten.
Ich finde, Melanie macht eine unglaublich coole Arbeit. Sie enttabuisiert auch ein sehr spannendes Thema, nÀmlich AffÀren. Fremd verliebt sein: Was macht man da?
In unserer Gesellschaft ist: âAffĂ€ren zu habenâ direkt so ein groĂes Tabu, welches sich nicht gehört und verboten ist. Da macht die Melanie einfach eine unglaublich schöne Arbeit zu.
Ihr wisst das es hier eigentlich um das Thema #metoo geht gleichzeitig sind die Podcastfolgen sowohl zum Thema offene Beziehung und Polyamorie mit der Kathrin Weidner als auch Sexualtherapie und Traumatherapie mit der Dr. Melanie BĂŒttner die beiden meistgehörten Folgen auf dem ganzen Podcast.
Irgendwie interessiert euch ja das Thema: Sex, Beziehung und Liebe. Auf Instagram habe ich euch gefragt, ob ihr mehr zu dem Thema haben wollt, wo ganz laut âjaâ geschrien wurde. Einen Tag spĂ€ter hab ich die Melanie kennengelernt. Ich glaube, das war ein Zeichen. (Melanie lacht)
Melanie erzÀhl doch einfach mal: Wer bist du? Was machst du?
Melanie: Wie du schon gesagt hast. Ich unterstĂŒtze Paare nicht dabei AffĂ€ren zu finden oder zu vertuschen, sondern AffĂ€ren zu managen. Meine Kunden sind entweder Menschen, die fremd verliebt sind und Angst haben sich jetzt zwischen zwei Menschen entscheiden zu mĂŒssen. Sollen sie bleiben oder gehen?
Oder eine AffĂ€re ist aufgeflogen und ein Paar entscheidet sich die Beziehung zu erhalten. Das sind tatsĂ€chlich die meisten die bei mir antanzen, wenn sie einen Scherbenhaufen produziert haben und sich fragen, was sie jetzt machen. âWie können wir die Beziehung retten?â Wie können wir weiter gemeinsam zusammenbleiben?â
Sie haben oft Kinder und schon ein Leben miteinander verbracht. Die AffÀre soll nicht das Ende der Welt sein.
Mai: Das sind dann in der Regel Menschen die sich fĂŒr die Beziehung entscheiden oder auch welche die auf dem Scheideweg stehen?
Melanie: Beides. Die meisten entscheiden sich fĂŒr die Beziehung. Mein Online Programm fĂŒr Betrogene heiĂt âBack to loveâ - Raus aus diesen VorwĂŒrfen und aus dem Schmerz und zurĂŒck zur Liebe. Aber ob das jetzt mit diesem Partner oder mit einem anderen Partner ist ⊠Ich sage immer verarbeiten mĂŒssen es die Leute so oder so, weil sie nehmen den ScheiĂ immer mit in die nĂ€chste Beziehung.
Dadurch ist es generell sinnvoll auch, wenn es in dieser Partnerschaft nicht klappt einen Scherbenhaufen aufzurĂ€umen, es nur fĂŒr sich selber zu tun. Ich bin auf Langzeit Beziehungen spezialisiert. Da sagen die Leute immer wieder: âWir haben uns irgendwie auseinandergelebt.â Oder: âWir haben schon so viele Jahre kein Sex mehr.â. Ist die Beziehung dann vorbei?
Die Leute fragen mich dann immer wieder woher sie denn wissen sollten, wann sie sich trennen sollte. Na ja, wenn du merkst, du reitest ein totes Pferd dann solltest du besser absteigend. Da hilft es auch nicht noch einmal mit der Peitsche draufzuhauen, sondern steig ab.
âWoher weiĂ ich denn das mein Pferd tot ist?â Ganz viele Coachings kommen dadurch zustande, weil es sich um die Frage dreht: âMacht die Beziehung ĂŒberhaupt noch in der Form Sinn?â Das kriege ich relativ schnell raus.
Mai: Und wie?
Melanie: Indem ich die richtigen Fragen stelle. Indem ich gucke, ist denn die Beziehung zum Scheitern verurteilt? Wird es nichts mehr, weil die Liebe oder die Bereitschaft aufeinander zuzugehen vielleicht nicht mehr groĂ genug ist? Oder sie so unterschiedliche LebensentwĂŒrfe haben, wo es gar nicht miteinander funktionieren kann.
Wenn es aber nur Denkstrukturen und Denkmuster sind, die falsch laufen. Da wÀren wir bei deinem Thema: Ich habe auch viele Paare im Coaching die als Kinder missbraucht worden sind. Die dann destruktive Verhaltensmuster oder auch Denkmuster entwickeln. Sich selber nicht als liebenswert empfinden.
Sich dann in der Beziehung betrĂŒgen und das aus einem destruktiven Selbstbild kommt oder aus einer Erfahrung, die nicht wirklich verarbeitet wurde. Da kann die Person noch so viele Beziehungen weitergehen. Sie wird immer wieder denselben ScheiĂ machen. Ăndere jetzt in dir, in dieser Beziehung etwas. Wenn du dich dann immer noch trennen willst, kannst du das dann natĂŒrlich machen.
Aber der Hauptfaktor liegt bei der Person selbst. Generell sage ich, dass das Pferd nicht tot ist, wenn sich die Menschen lieben, wenn sie Bock haben miteinander Zeit zu verbringen und ânurâ Konflikte, oder eben ein Sex-Stress Thema haben oder eine AffĂ€re ins Spiel kommt.
Eine AffĂ€re muss ĂŒberhaupt kein Trennungsgrund sein. Wenn sie Bock haben die Beziehung zu erhalten dann lĂ€sst sich dieser Scherbenhaufen absolut aufrĂ€umen.
Mai: Ich liebe deine Klarheit Melanie. Wenn man dir auf deinem Podcast zuhört oder was man auch auf Instagram sieht: Du sagst, wie es lÀuft und es wirkt bei dir immer alles total easy und aufgerÀumt. Manchmal hÀtte ich gerne eine Melanie im Ohr, wenn ich mal wieder mit meinem Partner, dem Oli streite. (Mai lacht)
Melanie: Ich habe meine Kunden in den Coachings lange auch per WhatsApp begleitet und wenn ich dann nicht schnell genug Antworten konnte meinten sie: Sie haben dann einfach kurz ĂŒberlegt, was ich sagen wĂŒrde, wussten es und haben es dann so gelöst.
Die nehmen mich tatsĂ€chlich mit in ihre Beziehungen, weil sie anfangen meine Denkmuster oder auch meine RatschlĂ€ge, die ich gebe, so zu verinnerlichen, dass sie irgendwann wissen, was ich sagen wĂŒrde.
Mai: Das ist ja cool. Es ist ja quasi mehr als nur normales Coaching. Man kauft sich noch die eigene Mini-Melanie fĂŒr die Schulter dazu.
Melanie: FrĂŒher war das immer in den Coachings integriert. Jetzt ist es separat dazu buchbar. Das ist aber etwas was, wenn jemand frisch betrogen worden ist, sehr hilfreich ist. Die brauchen tatsĂ€chlich oft jeden Tag per WhatsApp Hilfen:
Neue Denkmuster, AnstöĂe. âHast du das schon probiert?â Oder. âEr oder Sie ist doch nicht der Arsch, sondern du rauschst wieder in der Achterbahn nach unten.â Da kann ich die Menschen schon immer ganz gut auffangen.
Mai: Supercool. Was mich sehr beeindruckt hat als wir uns kennengelernt haben und wir uns unterhalten haben war, dass du unglaublich undogmatisch bist. Du bist nicht auf Biegen und Brechen dabei die Beziehung zu retten:
âJetzt mĂŒsst ihr zusammenbleiben und jetzt mĂŒssen wir es hinbekommen.â, sondern du hast mir auch irgendwann mal erzĂ€hlt, dass ein gleiches Paar irgendwie zum siebten Mal mit dem gleichen Problem kommt.
Er ist wieder fremdgegangen, obwohl er sechsmal vorher geschworen hat, er macht es nie wieder. Dein Rat dann war: Ich kann euch nicht mehr helfen. Wie wĂ€re es, wenn ihr euch trennt? Das als Beziehungs- und Paarcoach? Die Frau hat Eier. Wie viele anderen Coachs wĂŒrden sagen: Kommt wieder, weil gibt ja wieder Kohle.
Melanie: Ich hab das auch öfter mal gehabt, dass jemand eine AffĂ€re wieder anfangen wollte, aus der ich die Person mĂŒhevoll raus gecoacht habe. Wo ich dann sage, du kannst die AffĂ€re wieder anfangen, musst dir dann aber einen neuen Coach suchen. (Mai lacht)
Da musste ich leider sagen: âDen scheiĂ mach ich nicht nochmal mit. Es war so mĂŒhevoll. Jetzt bist du da wo es wirklich cool ist. Wenn du jetzt nochmal damit anfĂ€ngst, bist du wieder genau in dieser MĂŒhle und das will ich nicht.
Derjenige hat dann die AffÀre tatsÀchlich nicht wieder angefangen.
Mai: Wow. Ich glaube das in der Zusammenarbeit mit dir, deine Klarheit etwas sehr Besonderes ist. Dass du dann nicht die liebe Mutti bist, die vorne und hinten pampert, sondern einfach ganz klar sagt was Sache ist.
Ich glaube das hilft ganz vielen gerade bei so einem Thema, welches im Kopf so verwirrt und verdreht ist, dass du da die FĂ€den auseinander nimmst und zeigst: so sieht die Welt aus.
Mai: Wenn wir gerade schon beim Thema AffÀren sind. Wie stehst du denn zu offener Beziehung und vielleicht auch Polyamorie? Wie ist da deine Welt gestrickt?
Melanie: Ich bin da mal sehr unsanft aus der Polyamorie Gruppe in Facebook rausgeflogen. (Mai lacht lauthals) Ich habe wohl eine ganz spezielle Meinung dazu.
Ich meine ich finde Polyamorie und fremd verliebt sein total spannend und ich hab da gerne mitgelesen und gerne diese Wege verfolgt. Habe damals eine Frage gestellt fĂŒr ein KundenpĂ€rchen. Er möchte gerne Polyamor leben und seine auswĂ€rts Geliebte betrĂŒgt ihren Mann mit ihm heimlich.
Ist nicht meine Kundin und somit nicht meine Baustelle. Ich hab nur dieses PĂ€rchen unterstĂŒtzt damit klarzukommen, dass er diese andere Frau liebt. Die Polyamoren haben mich in der Luft, in dieser Facebook-Gruppe, zerfetzt.
Wo sich der Leiter der Gruppe am nÀchsten Tag bei mir entschuldigt hat und fand es ganz schade. Ich bin nÀmlich ausgetreten. Wenn sie mich bei einer Frage so in die Mangel nehmen, werde ich nie wieder was schreiben.
Die Polyamoren sind dogmatisch wie die âkrass monogamenâ. Bei den einen darfst du nur eine Person lieben und alles andere ist ganz doll schlimm. Bei den anderen musst du immer zu allen ehrlich sein, du darfst niemals lĂŒgen ansonsten ist das alles ganz arg schlimm.
Es ist fĂŒr mich quasi dieselbe Art von Verbissenheit nur zu einem anderen Thema. Sie glauben sie wĂ€ren so offen. Sie glauben sie wĂ€ren so tolerant auch anderen LebensentwĂŒrfen gegenĂŒber. Sind sie oft nicht. Wenn jemand streng monogam leben will oder heimlich betrĂŒgt, ist es ein Lebensentwurf. Der ist moralisch vielleicht nicht so geil aber letzten Endes ein Lebensentwurf was sich jemand selber ausdenkt und ĂŒberlegen muss, ob man damit umgehen kann. Kriege ich das hin meinen Partner ĂŒber Jahre lang anzulĂŒgen? Ja oder Nein.
Da bin nicht ich diejenige die bestimmt, ob das jemand darf oder nicht. Ich kann nur aufzeigen welche Konsequenzen das haben kann und ob das wirklich das Ziel ist, welches die Person erreichen möchte?
Das sind Dinge worauf ich die Leute aufmerksam machen kann aber davon, das es immer ehrlich und immer monogam sein muss halte ich nicht so viel. So funktioniert der Menschen nicht. Bei offenen Beziehungen gibt es ja auch verschiedenste Abstufungen. Swinger und Tantra, offene Beziehung, emotional offene Beziehung, sexuell offene Beziehung und so weiter.
Da gibt es ja ganz viele verschiedene offene Beziehungs-Konzepte. Ich finde alle cool und spannend. Auch Polyamorie finde ich cool und spannend. Ich tue mir nur schwer mit der Verbissenheit, wenn die Leute jemand anderem den Lebensentwurf ĂŒberstĂŒlpen wollen und ĂŒbergriffig werden.
âNur Monogamie ist richtig oder nur Polyamorieâ Einen ScheiĂ. Es ist alles in Ordnung - auch fremd verliebt sein. Jeder darf so leben und lieben wie er will. Warum kann man die Leute nicht einfach so leben und lieben lassen, wie sie das fĂŒr richtig empfinden?
Wenn jemand heimlich seinen Partner betrĂŒgt, wird es ihm oder ihr entweder um die Ohren fliegen oder auch nicht. Ich sehe das ein bisschen differenzierter. Generell finde ich jeden Lebensentwurf geil. Jeder muss da wahrscheinlich auch hereinwachsen, wenn jemand aus einer monogamen Beziehung in eine offene oder in eine polyamore Beziehung wechselt.
Krasser Scheià (Mai lacht), weil wir von Grund auf eigentlich alle monogam geprÀgt sind. Aber es lohnt sich in die Persönlichkeitsentwicklung zu gehen. Letzten Endes ist eine Beziehung mit offenerem Beziehungs-Konzept eine krasse Persönlichkeitsentwicklung.
Mai: Da stimme ich dir total zu.
Mai: FĂŒr mich war mein Weg spannend. Ich war, das Wort habe ich witzigerweise das erste Mal bei dir gelesen, âfremd verliebtâ. Das war so ein schönes Wort und hat fĂŒr mich so zugetroffen.
Ich war seit ich in Beziehungen war, dauernd fremd verliebt. Das hat mit 14 angefangen. Auch, wenn es lÀngere Beziehungen waren. Ich hab mich dauernd irgendwo verguckt, mich dauernd verknallt und hab immer gedacht mit mir stimmt was nicht.
Ich habe auch oft die Beziehung beendet wegen solchen Gedanken und durch diese GesellschaftsprÀgung: Wenn ich fremd verliebt bin, kann ich meinen Partner ja gar nicht richtig lieben.
Melanie: Ich habe viele Kunden, die so denken. Die verliebt sind, in groĂartigen Beziehungen sind und einer fremd verliebt ist. Erst eben hab ich ein Paar verabschiedet, welches so eine coole Beziehung fĂŒhrt, nur weil sie jetzt fremd verliebt sind, heiĂt es noch lange nicht, dass diese Beziehung schlecht oder nicht erhaltenswert ist. Das bedeutet auch nicht, dass ihr mit XYZ durchbrennen mĂŒsst.
Es ist alles völlig in Ordnung. Das Gehirn tut, was es soll. Nur, weil wir in Beziehung sind, hört das Gehirn nicht auf zu feuern. Es gibt Menschen die verlieben sich leichter und es gibt Menschen die verlieben sich nicht so leicht. Ich meine ich war zehn Jahre verheiratet bis ich mich zum ersten Mal verliebt habe.
Da dachte ich auch: âScheiĂe, ich bin der schlimmste Mensch auf diesem Planeten.â oder âMit mir ist was falsch.â. Obwohl ich damals frisch in einem Paarberatung-Institut zum psychologischen Berater ausgebildet wurde. 2009 war ich mit meiner Ausbildung fertig und hatte nichts von Polyamorie, offene Beziehungs-Konzepte oder ĂŒber âfremd verliebt seinâ gelernt.
Das war mir total neu als es mir passiert ist. Und da war ich ausgebildete Paarberaterin. Es ist abgefahren. Es war halt noch diese alte Schule. Ich habe viele Kunden die zu mir kommen, obwohl sie vorher bei einer anderen Paarberatung waren, weil die andere uns nicht geholfen hat. âAffĂ€re beenden und das ist alles ganz schlimm.â
Anstatt zu schauen, was die AffĂ€re fĂŒr einen Sinn hat. Manchmal hilft sie ein Mangel zu lösen und manchmal ist sie einfach nur da, weil sie verfĂŒgbar war.
Mai: Das heiĂt, du schaust dann mit deinen Coachees was dahinter steckt? Welches BedĂŒrfnis wurde da vielleicht durch das fremd Verliebtsein oder auch mehr, erfĂŒllt?
Melanie: Genau. Manchmal ist es auch eine totale Ausrede, wenn Menschen sich fremd verlieben. Wenn sie meinen, sie mĂŒssen nun Polyamorie leben und den Partner mit auf den Weg nehmen wollen.
Lesen dann bei mir âfremd verliebtâ und denken das ist alles ganz normal. Die glauben dann das Polyamorie ein gutes Konzept fĂŒr sie ist aber eigentlich machen sie mit einer neuen Liebe nur ein Pflaster auf eine Wunde, welche sie nie geheilt haben.
Da gibt es eben auch alte Verletzungen aus der Kindheit oder ich hatte einen Kunden da ist die erste Frau gestorben. Die zweite hat ihn quasi aus der Trauer geholt und die hat er geheiratet.
Nach 15 Jahren hat er sich fremd verliebt und gemeint er mĂŒsse jetzt mit der dritten Frau eine Polyamorie Beziehung beginnen. Er hat aber eigentlich die Trauer von seiner ersten Frau noch nicht verarbeitet. (Mai erstaunt)
Da geht es dann in die Tiefe wo ich sage: Polyamorie Konzepte, alles schön und gut, nur wenn du sie dafĂŒr nutzt, um irgendwo hinzugehen, wo es dir sonst Angst macht wird dir die ScheiĂe um die Ohren fliegen.
Mai: Das hast du sehr nicht-diplomatisch ausgedrĂŒckt. Super spannend. So klar habe ich das noch nie jemanden ausdrĂŒcken hören. Es ist cool.
Mai: Um gerade nochmal an mein Weg anzuknĂŒpfen. FĂŒr mich war es eine Befreiung. Ich lebe jetzt seit vier bis fĂŒnf Jahren in einer offenen und polyamoren Beziehung. Ich habe witzigerweise in all meinen Langzeit Beziehung irgendwann den Punkt erreicht, wo ich gefragt habe, ob man eine offene Beziehung ausprobieren könnte.
Das ist anscheinend etwas, was mir schon so lange ein Wunsch war. Eine feste Partnerschaft zu haben und trotzdem gleichzeitig dem Gehirn einfach nachgehen zu dĂŒrfen, wenn da BedĂŒrfnisse da sind.
Es ist einfach schön, wenn du fĂŒnf Jahre lang mit dem gleichen Mann im Bett warst, dann auf einmal mit jemandem anderen zu kuscheln, ist der absolute Orgasmus. FĂŒr mich war es eine richtige Befreiung.
Viele denken jetzt âMai hat jetzt jedes Wochenende einen anderen Typen.â Ganz ehrlich in fĂŒnf Jahren habe ich vielleicht mit zehn Typen rumgemacht und mit ein paar davon geschlafen. Mir hat es einfach ganz viele Freiheiten gegeben.
Es ist auch eine Persönlichkeitsentwicklung einfach mal nachzuforschen und das GefĂŒhl zuzulassen, das man jemand anderen interessant findet und sich nicht die ganze Party lang umdreht. Aus Angst den Partner zu betrĂŒgen oder etwas Falsches zu tun.
Da wÀren wir wieder beim Dogma.
Melanie: Ich habe das auch in der Polyamorie-Community gelesen das sich die Menschen seit Anfang an so fĂŒhlen. Ich habe gelesen das ist wie, wenn du homosexuell bist. Das ist eine andere Art zu lieben.
Und wenn jemand das in sich trĂ€gt, ich habe auch viele Kunden die dann versuchen das Fremdvliebt sein unterdrĂŒcken und meinen sie mĂŒssten sich in die Monogamie reinpressen. Da sage ich, das wird nicht funktionieren, wenn das die eigene Orientierung ist.
Du möchtest ja auch einen homosexuellen nicht umorientieren. Das ergibt ja ĂŒberhaupt keinen Sinn. Dann zu sagen: âDu bist vom Herzen Polyamor aber du kannst nur monogam leben âŠâ Schwachsinn.
Mit manchen Partnern wird es polyamor wohl nicht laufen, ja. Nicht jeder sagt: âJuhu, ich bin dabei.â Da muss man sich den entsprechenden Partner suchen, der dieses Konzept mit dir leben kann. Das geht nicht mit jedem.
Viele meiner Kunden wollen dann eben den Partner davon ĂŒberzeugen, dass es doch eine gute Idee wĂ€re ein polyamores Konzept zu leben nur, weil sie Angst haben den Liebeskummer auszuhalten.
Das habe ich oft und nicht jeder wird sich dem öffnen. Sie glauben dann immer ich könnte die Partnerin oder den Partner davon ĂŒberzeugen, dass es doch eine gute Idee ist. Ich muss da dann leider immer im Coaching sagen, dass die Idee gar nicht so gut ist.
Weil wenn deren Burg stabil ist, dann kann man mal raus und hereinreiten. Aber, wenn die Burg total brĂŒchig ist und ĂŒberhaupt nicht geschĂŒtzt dann kommt mal irgendjemand hereingeritten und nimmt die ganze Burg ein.
Nils hat das mal so schön ausgedrĂŒckt: Wenn du auf dem Haus, wo die Fenster schon kaputt sind, und Mauern schon teilweise eingebrochen sind, einen fetten, schweren Dachstuhl draufpackst, kracht dir das Haus zusammen.
So ist es mit diesen offenen Konzepten. Wenn die Paarbeziehungen nicht stabil genug ist, kann es oft sein dass, sie eine Ăffnung nicht aushalten. Die damit auch nicht vorwĂ€rtskommen.
Mai: Spannend. Das geht auch schon in die Richtung einer Frage, die ich zugeschickt bekommen habe: Sie hĂ€tte gerne eine offene Beziehung und ihr Partner nicht. Eine Standardfrage, vor der du bestimmt oft stehst, aber sie fragt nun wie sie mit ihm in die Verhandlung gehen kann und ihn vielleicht davon ĂŒberzeugen kann eine offene Beziehung doch mal auszuprobieren?
Melanie: Ja. Letzten Endes kannst du niemanden davon ĂŒberzeugen. Schon gar nicht als Partner der da irgendwie Bock drauf hat. An die Fragestellerin: NatĂŒrlich kann und muss sie mit ihrem Partner diese GesprĂ€che fĂŒhren. Aber, wenn Ihr Partner sagt: âWenn wir das leben wollen, sorry dann bin ich raus.â
Das heiĂt nicht, dass sie nicht mehr drĂŒber reden kann oder soll, sondern ein stetiger Tropfen höhlt den Stein. Vielleicht wird ihm immer klarer wie stark ihr BedĂŒrfnis wirklich ist. Sie auch nicht locker lĂ€sst und immer erzĂ€hlt, dass sie neugierig ist, Bock drauf hat, Fantasien dazu hat.
Sie kann es trotzdem mit ihrem Partner teilen. Das finde ich, sollte in jeder Beziehung möglich sein auch nur ĂŒber eine Idee reden zu können. Auch wenn es unbequem und unangenehm ist, weil der Partner dazu eine andere Meinung hat erzĂ€hl ich meinem Partner immer wieder von meinen WĂŒnschen, TrĂ€umen und Ideen, rein hypothetisch.
Wenn derjenige jedes GesprĂ€ch abblockt, das man keine Möglichkeiten hat. Da muss man sich ĂŒberlegen, ob es wirklich die Beziehung ist, in der man leben möchte. Es geht. Also ich habe Kundinnen wo meistens die MĂ€nner 0,0 Prozent reden.
Manche Frauen beschweren sich dann, weil man doch reden muss. Wo ich sage: âJa, wĂ€re eine gute Idee.â Wenn du jetzt einen Mann hast der nicht spricht, was willst du machen? Ihn foltern? (Mai lacht) Dann muss man schauen mit welchem Partner bin ich zusammen und was ist mir wichtiger: Dieses Konzept zu etablieren monogam, polyamor oder offen, oder ist mir dieser Mensch wichtiger.
Dann kann ich schauen, was man mit diesen Menschen machen kann. Wie man sie in GesprĂ€chen darĂŒber informieren kann, was die eigenen WĂŒnsche sind. Auch Beziehungsmodell technisch.
Wenn er sagt, ihm ist das Modell der Monogamie wichtiger als die Partnerin, dann muss er halt auch loslassen können. Wenn sie fĂŒr sich entscheidet, sie möchte es öffnen dann muss er seine Entscheidung fĂŒr sich treffen.
Das trauen sich die meisten Menschen nicht, weil die Angst den Partner zu verlieren so viel gröĂer ist. Dadurch unterdrĂŒcken sie ihre WĂŒnsche. Die Gesellschaft gibt einem auch das Bild, dass es blöd ist, was man möchte. WĂŒrde sie irgendwelche Freundinnen fragen wĂŒrden sie sagen: âSpinnst du?â
Deswegen sind die Menschen halt auch so alleine, wenn sie sich ein offenes Beziehungskonzept vorstellen könnten, weil so wenige mit gehen. Das muss sie fĂŒr sich selber klar wissen, was ist ihr gerade wichtiger?
Das kann sie auch jedes halbe Jahr wieder neu reflektieren und gucken, ob sie immer noch in der Beziehung ist, in der sie sein will. âKann ich wirklich ĂŒber die Themen sprechen, die mich interessieren und die mich beschĂ€ftigen?â Wenn ich es nicht kann, liebe ich diesen Menschen trotzdem?
Dann muss das Pferd nicht sterben. Dann können wir trotzdem in einer Beziehung sein. Den Partner aber verĂ€ndern oder von irgendwas ĂŒberzeugen. No way!
Mai: Schön. Ich mag dieses eigenverantwortliche, was du da reinbringst. âJeder steht fĂŒr sich und jeder muss fĂŒr sich handeln.â Was geht fĂŒr einen selbst und wo geht man in Verhandlungen oder was geht gar nicht?
Zu schauen, wo man zusammen kommt. Auch, wenn man schon ewig zusammen ist. Ganz oft kommt das Thema erst viel spÀter auf den Tisch.
Melanie: Klar, logisch. Bei mir nach 27 Jahren verheiratet. Plötzlich sagt er: âIch habe noch nie an andere Frauen gedacht aber jetzt ist es so.â Bei mir tut es was es soll. Es funktioniert immer noch. (Mai lĂ€chelt)
Mai: Andere Standardfrage: âWie gehe ich mit der Eifersucht meines Partners um?â
Melanie: Auch da wieder: die Eifersucht, jedes GefĂŒhl wird von unserem eigenen Gehirn ausgelöst und erzeugt. HeiĂt was möchtest du machen, wenn das Gehirn deines Partners Eifersucht erzeugt?
Reparieren oder dem Gehirn neue Gedanken geben? Klar kannst du mit dem Partner reden und sagen, dass du den Partner liebst und nicht vorhast dich zu trennen. Je nachdem wodurch diese Eifersucht ausgelöst wird. Was der Gegenstand der Eifersucht ist. Ist die Person krankhaft eifersĂŒchtig? Ohne irgendeinen Grund und hat VerlustĂ€ngste, was irgendein Erlebnis aus der Kindheit auslöst?
Da wĂ€ren wir wieder bei dem Thema: Weil irgendwas in der Kindheit passiert ist, hat es das Grundvertrauen des Menschen komplett zerstört. Der Mensch kann ĂŒberhaupt nicht mehr vertrauen. Da kann sich der Partner auf den Kopf stellen und mit den FĂŒĂen wackeln, da wird nichts passieren. (Mai grinst)
Die Eifersucht des Partners ist nicht dein Business, weil es ist ein GefĂŒhl im Körper des Partners. Du kannst deinem Partner versichern, dass du ihn liebst. Du kannst Engagement zeigen durch deine Taten.
Deinen Worten, Handlungen folgen lassen. Im Sinne von nicht nur labern, sondern dem Partner durch Körperkontakt oder Interesse an ihm oder ihr, zeigen das du diese Person in deinem Leben haben möchtest.
Wenn die andere Person trotzdem eifersĂŒchtig ist. Schwierig. Es ist die eigene Gehirnschleife, das eigene Denkmuster.
Mai: Wie kann man mit dem Partner umgehen, wenn die Eifersucht da ist.
Melanie: Naja, dem Partner einfach mal was zumuten. Es links liegenzulassen. Kurzes Beispiel: in meinem Coaching habe ich ein PĂ€rchen, wo er unglaublich reinlich und ordentlich ist und sie ein bisschen chaotisch. Wenn sie irgendwie einen Wasserflecken auf der Arbeitsplatte in der KĂŒche hinterlassen hat oder sich am falschen Handtuch abgetrocknet hat, ist er völlig ausgeflippt.
Sie ist nur noch wie auf rohen Eiern durch die Wohnung gegangen, weil sie alles vermeiden wollte, was ihn stört. Aber je ordentlicher sie sein wollte, desto mehr hat sie etwas umgeschĂŒttet. Schwierig. Dem Partner immer alles recht zu machen ist nicht immer hilfreich.
Sondern: âIch gehe gern auf den Ordnungssinn ein im Rahmen meiner Möglichkeiten. Mehr bekomme ich nicht hin. Ich möchte hier auch noch leben. Es ist eine Wohnung und kein Museum.â
Also hab ich ihr geraten sie soll sich einfach mal ganz natĂŒrlich verhalten und ihm zumuten, dass er alle fĂŒnf Minuten an die Decke geht. So ist es auch bei der Eifersucht, wenn wir uns als Frauen dann stĂ€ndig entsprechend kleiden, damit der Mann keine Angst haben muss oder MĂ€nner sich nie mit irgendwelchen anderen Frauen unterhalten damit die Partnerin nicht ausflippt.
Immer zu versuchen die Komfortzone des Partners zu decken und sich darin aufzuhalten wird das ganze 0,0 Prozent verbessern. Verbessern tut es nur dann, wenn jeder sagt: Das ist mein Leben, ich gehe nicht mit anderen Leuten ins Bett. Ich bin monogam.
Das ist das Commitment, womit man klarkommt. Aber alles davor, im Sinne von flirten, vielleicht mal mit jemandem schreiben oder mal mit jemandem Kaffee trinken gehen, muss in der eigenen Welt vorhanden sein.
Das muss jedes Paar fĂŒr sich definieren. Wo ist die Grenze? Bis zu dieser Grenze hat dann aber jeder seine Freiheit. Das sind erwachsene Menschen. Da kannst du nicht sagen: âNach 22 Uhr darfst du nicht mehr auĂer Haus sein.â Oder âDu darfst nicht mit einem gefĂ€hrlichen Geschlecht essen gehen.â
Den natĂŒrlichen Lebensraum, das natĂŒrliche Verhalten weiterhin zu leben. Ohne dem Partner zu viel zuzumuten, das man extrem flirtet oder stĂ€ndig irgendwelche Telefonate fĂŒhrt, nur noch am Handy ist.
Ich meine das ist ja Blödsinn. Aber sich trotzdem frei zu bewegen im Rahmen der Absprachen in der Beziehung muss möglich sein. Wenn der Partner trotzdem eifersĂŒchtig ist, dann ist es halt so. Das ist ein GefĂŒhl. Die Person fĂ€llt nicht tot um.
Mai: Das ist eine sehr schöne Erkenntnis: Er fĂ€llt nicht tot um vor Eifersucht. Ich finde es sehr schön, wie du gerade noch gesagt hast sich die Grenzen zu definieren. Ich habe das GefĂŒhl das ganz oft in klassisch, monogamen Beziehung die Grenze gar nicht genau definiert wird. Das kenne ich auch von meinen frĂŒheren Beziehungen.
Man spricht irgendwie kurz darĂŒber: âWie findest du Treue?â -âJa Treue finde ich wichtig.â und dann war es das. Irgendwann knallt es dann, weil fĂŒr den einen schon flirten fremdgehen ist wĂ€hrend fĂŒr den anderen sogar knutschen noch in Ordnung ist. Ich habe schon von Paaren gehört da hat die Frau einfach fĂŒr sich definiert: FĂŒr sie ist Fremdgehen, nur wenn sie penetrativen Sex hat, wenn der Penis in die Vagina geht. Das heiĂt, sie hat dann einfach mit jemandem anderen alles getan auĂer das.
Da Grenzen einfach klar zu haben, gemeinsam darĂŒber zu sprechen. Grenzen können und dĂŒrfen sich ja auch ĂŒber die Zeit verschieben. Man hat unterschiedliche BedĂŒrfnisse. Ich merke es auch bei mir, wenn es mir zum Beispiel gerade nicht so gut geht oder ich meine Tage habe, da bin ich ganz besonders liebebedĂŒrftig. Dann ist eine Bitte von mir, das mein Partner zu dem Zeitraum keine Dates hat.
Ganz banale Sachen. Aber die Beziehung, egal ob man jetzt eine offene oder geschlossene Beziehung hat, auf die eigenen BedĂŒrfnisse abstimmen.
Melanie: Die eigenen BedĂŒrfnisse auch immer reflektieren anstatt zu sagen: âDas ist mein BedĂŒrfnis und da ist eben die Grenze.â Ist diese Grenze möglich? Ist sie möglicherweise verschiebbar? Je verbissener die Grenze gesehen wird, desto mehr wĂŒrde ich unterstellen, dass die Person sich selbst noch nicht wirklich reflektiert hat.
âKnutschen ist ein Nogo.â Warum genau? Was passiert dabei? Was ist denn das Schlimme daran? Sich dann wirklich zu hinterfragen, um was es genau geht. Geht es ums eigene Ego? âDer soll nie einer anderen das GefĂŒhl geben, dass sie auch toll ist.â Oder geht es um wirkliche Verlustangst?
Auch diese Verlustangst muss nicht in Stein gemeiĂelt sein. Muss ich da bleiben? Auch da kann man dehnen. Ich habe neulich eine Kundin gehabt die meinte: âJa ich bin sehr konservativ.â - âJa, konservativ und keiner sagt, dass du es fĂŒr immer bleiben musst.â Man kann, selbst wenn man katholisch groĂ geworden ist, wie ich, ein wenig unkonservativ leben.
Mai: Sagt die Frau im tiefsten Bayern.
Das war der erste Teil vom Interview mit Melanie. Im zweiten Teil halten wir weiterhin an Eifersucht fest und Melanie klÀrt auf, wie man mit der eigenen Eifersucht umgehen kann.
AuĂerdem Trennung zu respektieren, Liebeskummer durch Akzeptanz schneller verarbeiten und verzeihen zu lernen. Was ist bedingungslose Liebe und wie halte ich meine Langzeitbeziehung am Leben?
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Hi, ich bin Mai đ Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht Opfern sexuellen Missbrauchs zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Auch wenn eure Scham und Angst etwas anderes erzĂ€hlen: Das ist nicht wahr! Und es kommt noch besser: Der richtige schöne Teil eures Lebens liegt noch vor euch! Ich habe es geschafft, aus dem schlimmsten Erlebnis meines Lebens, eine enorme Kraft zu ziehen & mein Leben nach meinen Ideen neu zu gestalten - also kannst du das auch! Deine Mai đ
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