Retraumatisierung bei Geburt durch übergriffige Hebamme (2/2) 🥺

Retraumatisierung bei Geburt durch grenzüberschreitendes Krankenhauspersonal & Hebamme – Katharinas #metoo-Story (2/2)

Sep. 16
Retraumatisierung Geburt

Dies ist der zweite Teil von Katharinas #metoo-Story, in der sie detaillierter auf die Retraumatisierung bei der Geburt ihrer Tochter eingeht. Außerdem hat sie über 20 Jahre Trauma Therapieerfahrung und teilt ihre Erfahrungen mit uns. 

Im ersten Teil haben wir darüber gesprochen, wie die Beziehung zwischen ihr und ihrem Bruder (dem Täter) und ihrer Mutter heute ist. Wir sprechen auch darüber, wie ein Trauma das ganze Leben beeinflussen kann.

Seit über 20 Jahren in Trauma Therapie - Retraumatisierung

sexuelle gewalt gegen frauen und maenner

Traumatherapie

Mai: Ich möchte gerade mal einen Blick auf die Therapie setzen. Du hast mir erzählt, dass du schon seit über 20 Jahren alle möglichen Arten von Therapien gemacht hast und auch in Kliniken warst. Du hast eine ganze Bandbreite ausprobiert: von der klassischen Krankenkassen Therapien, bis hin zu eher spirituellen und schamanischen Erfahrungen, was ich super finde. Dadurch hast du echt viel kennengelernt. 

Magst du dazu einmal erzählen, welche Therapien dir geholfen haben, oder auch anders herum, wo es dir nichts gebracht hat? 

Katharina: 

1. Die Caduceus Klinik

Hilfe holen

Die Klinik war für mich auf alle Fälle eine Anlaufstelle, bei der mir sehr viel hochgekommen ist. Ich bin da eigentlich nur wegen einem Burnout hingegangen. Die Klinik ist aber sehr besonders, da sie relativ klein ist und nur psychosomatische Medizin und Psychotherapie gemacht wird. Die bieten auch spirituelle Richtungen an. Es wird zum Beispiel Meditation gemacht. Das hat mir enorm viel gebracht. 

Es gibt freiwillige Angebote, bei denen man teilnehmen kann. Es war für mich genau der richtige Ort, denn etwas großes und anonymes wäre nicht gut für mich gewesen. Schön war auch, dass die Klinik im Wald gelegen ist. 

Die Natur so nah gehabt zu haben, war sehr heilsam. Die Zeit dort war sehr intensiv und die Menschen (hauptsächlich nur Frauen) die ich dort kennengelernt habe, hatten alle echt krasse Geschichten. 

Man soll ja nicht vergleichen und trotzdem fand ich einige Geschichten von den Frauen verglichen mit meiner viel heftiger. Ich habe dort in dieser Klinik und mit diesen Frauen so eine Tiefe erlebt und gleichzeitig so viel gelacht, wie sonst selten in meinem Leben. 

Man lernt sich dort mit seiner Geschichte kennen, sodass man einfach gar nichts verbergen muss. Selbst wenn keine Therapie stattgefunden hat, durfte man in den Gemeinschaftsraum. Dort haben wir uns oft Musik gemacht, getanzt, Yoga miteinander gemacht und natürlich auch viel geweint. 

Bei jedem kommt einfach ganz viel hoch und wir haben ganz viel geteilt und trotzdem war ich auch noch viel für mich alleine. Es war eine sehr intensive Zeit und gerade dies in einer Gruppe zu verbringen war sehr heilsam für mich, weil man sich zeigen kann und man gesehen wird.

Das wahrgenommen, gesehen und anerkannt werden ist ein ganz wichtiger Faktor dafür, wieder ein Gefühl dafür zu kriegen was eigentlich gesund ist und was nicht. Es schafft mehr Klarheit, was einem guttut und man merkt, dass auch ich anderen guttue. Ohne das es eine Übung ist, sondern es passiert einfach im Miteinander.

Man merkt, wie man wächst und weiterkommt, denn jede Woche gehen welche und es kommen neue dazu. Ich war insgesamt acht Wochen da. 

2. Zu Einzeltherapien:

coach fuer opfer von sexueller gewalt

Einzeltherapie - Trauma Therapie

Die haben mir schon auch immer was gebracht, wobei wir da oft eher über Blockaden aus dem Alltag gesprochen haben, die gerade akut waren. Die Einzeltherapie hatte mit einer Stunde in der Woche nicht diese Tiefe, wie die Klinik zum Beispiel. 

3. Der Besuch bei einer Schamanin

Die Zusammenarbeit mit der Schamanin hat auch vieles verändert. Mir ist in der Klinik schon aufgefallen, dass mein Körper sich anfühlte, wie wenn ich bei den Therapien nicht mit im Kreis sitze, sondern oben in der Zimmerdecke sitze und alles von dort aus wahrnehme. 

Ich wollte deswegen unbedingt mal zu einer Schamanin gehen, und zwar zu einer, die das nicht als Ausbildung gemacht hat, sondern eine bei der das Talent sich von selbst gezeigt hat. Ich bin dann durch einen Flyer auf sie gestoßen.

Es hat sich extrem viel verändert: Mein Hirn hat sich verändert, mein Sehen, mein Fühlen. Ich habe mich zum ersten Mal wieder von innen gefühlt. Ich hatte früher immer Angst vor Kindergruppen, weil ich in der Schule gemobbt wurde. 

Ich war immer Außenseiterin. Es war für mich deshalb schlimm an Gruppen vorbeizugehen und das war überhaupt kein Problem mehr. Die Bilder, die sie in der Session erlebt hat und die sie mir da mitgeteilt hat, haben alle so zugetroffen, das etwas in mir wieder ganz gemacht.

Es war nie so, dass ich spezifisch an dem sexuellen Missbrauch aufgearbeitet habe, sondern mit den Methoden die Dinge bearbeitet habe, die hochgekommen sind. Ich habe eher gemerkt, dass sie im Zusammenhang mit der Geschichte des Missbrauchs zu tun haben. 

Es gibt für mich nicht die eine Methode, die richtig ist und die alles löst. Ich glaube, es ist wie ein Puzzle. Ich kann mir auch vorstellen, dass es Menschen gibt, die suchen sich eine Methode aus und das reicht. 

Bei mir ist jetzt die Geburt vor vier Jahren dazu gekommen, die mich so dermaßen wieder in das Trauma zurückgeritten hat. Es gibt aber auch Therapeuten die sagen, es gibt keine Retraumatisierung, es ist immer ein neues Trauma. 

Es hat einfach noch ein anderes Fass aufgemacht, was auch damit zu tun hat. Das ist für mich eine ganz andere Komponente: Mutter von einem Kleinkind zu sein, und dann den Raum zu finden, wie ich das aufarbeiten kann. Für mich kommen jetzt hauptsächlich Möglichkeiten und Methoden in Frage, die ich übers Telefon bzw. Internet machen kann. 

Retraumatisierung durch die Geburt ihrer Tochter

Retraumatisierung bei der Geburt ihrer Tochter

Retraumatisierung bei der Geburt ihrer Tochter

Es ist einfach nochmal ein großes Thema für sich und ist mir ein Anliegen das hier zu erwähnen. Es ist eine spezielle Situation, wenn Frauen, die missbraucht wurden Mutter werden. Es braucht unbedingt Beachtung. Es kann sehr traumatisierend sein, wenn man nicht Menschen hat, die einen dabei begleiten. 

Mai: Kannst du da noch ein bisschen ins Detail gehen? Ich kann mir da noch nicht so viel darunter vorstellen, vielleicht auch einfach, weil ich selber noch keine Geburt erlebt habe. Was sind die Übergriffigkeiten die du empfunden hast, wo du sagst, das hat mich retraumatisiert.

Kathrina: So eine Geburt an sich, ist eigentlich ein ganz natürlicher Vorgang. Was eine Geburt vor allem braucht, ist ein Raum für die Gebärende, wo sie keine Fragen beantworten muss und nicht gestört wird, sondern ihr absolut vertraut wird, damit sie sich auch absolut auf ihren Körper konzentrieren kann.

Der Körper kommuniziert sehr klar. Der macht genau das, was nötig ist und die Geburt selbst wird vom Kind ausgelöst und nicht von mir. Das wusste ich vorher auch nicht. Das Kind gibt letzten Endes das Geburtssignal. 

Bei mir hat die Hebamme dann zum Beispiel die Fruchtblase aufgepult. Deswegen sind zum Beispiel geplante Kaiserschnitte auch total schlimm, weil das Kind nicht das Signal geben kann. Was ich jetzt speziell erlebt habe, ist, dass mir und meinem Körper nicht vertraut wurde. 

Ich habe auch schon in meiner Schwangerschaft nicht auf meine Wahrnehmung richtig vertraut, und daher nicht früh genug die Hebamme gewechselt. Trotz meinem Instinkt bin ich bei ihr geblieben, weil ich unbedingt eine Hausgeburt wollte und sie das machte. Aber es hat nie gepasst zwischen uns, denn sie hat mir nie wirklich zugehört oder mich ausreden lassen. 

Als es dann zur Geburt kam, meinte sie, dass sie gern ins Krankenhaus möchte, weil der Muttermund nicht richtig aufging. Und eigentlich war es so, dass ab dem Zeitpunkt, wo ich wusste, sie kommt jetzt dann gleich zu uns nach Hause, hat mein Körper dicht gemacht. 

Bei Elefanten kann die Geburt tagelang anhalten, wenn die nicht mehr in einem sicheren Umfeld sind. In dem Moment stoppt die Geburt und das passiert beim Menschen auch. Das allerletzte, was sie brauchen, ist jemand, der sagt, dass sie pressen sollen. 

Die Umgebung ist so wichtig, und dass die Frau ungestört ist und jegliche Kommunikation, wenn dann nur von ihr aus geht. Was letzten Endes die Hauptsache war bei der Geburt, die für mich so schlimm war, war dass diese Hebamme plötzlich einfach ein ganz anderer Mensch wurde. 

Vor der Geburt hat sie uns gesagt, dass sie uns vertraut, also mir, dem Vater von dem Kind und sie nur dabei stände und falls es ein Notfall gäbe, sie dann eingreife. Ansonsten würde mein Körper das machen. 

Dann bei der Geburt hatte sie mir so ein Mittel gegeben, zum Entspannen, weil ich so Schmerzen an der Wirbelsäule hatte. Als sich dann alles entspannt hat, habe ich ganz klar gemerkt, wie mein Körper mir genau sagt, was er braucht. 

Da ist sie ständig dazwischen gegangen und als der Muttermund offen war, meinte sie jetzt müsste ich pressen und mich auf den Rücken legen, wobei ich ganz klar gemerkt habe, dass mein Körper knien will. Außerdem sollte ich ein CTG schreiben. 

All das, darf bei einer Geburt einfach nicht sein. Das ist so prägend für die Mutter und für das Kind fürs ganze Leben, da geht es echt nicht um ein CTG. Dann hat sie mich gezwungen auf dem Rücken zu liegen, um dieses CTG zu haben und ich bin dann völlig erschöpft an einen Punkt gelangt, wo ich aufgehört habe zu kämpfen. 

Ich hatte das Gefühl, hier ist gerade kein Raum für mich. Ich bin hier nicht mehr sicher und mein Partner, der war auch irgendwie verunsichert. Er war am Anfang an meinem Kopf und hat beim Positionswechsel selbst nicht so schnell reagiert, um wieder bei mir zu sein.

Die Frau meinte, dass Knien ganz schlecht sei fürs Gebären, was ja gar nicht stimmt.

Ich kenne Frauen, die bei ihr schon sehr entspannte Hausgeburten erlebt haben und mir hat sie solch einen Mist erzählt. Das hat mich natürlich total irritiert und verunsichert. In der Schwangerschaft hat sie so gut wie nichts vorbereitet und meinte immer wieder, ich sollte meinem Körper vertrauen. 

Und dann war es plötzlich ein sehr übergriffiges Verhalten, sodass ich mich kaum auf meinen Körper konzentrieren konnte. Die Ärztin war auch dabei und hat dann von oben gedrückt, sie ist halb auf meinem Bauch gesessen. Die standen beide da und haben über mich geredet anstatt mit mir, außer dieses “pressen Katharina, pressen”. 

Ich hatte einfach nur Angst, dass sie irgendwas machen, ohne mich zu fragen, sowas wie einen Darmschnitt oder so. Ich hatte ständig das Gefühl, ich muss aufpassen, dass sie nicht irgendwas machen. Sie war dann auch mal kurz weg und hat hinten was geklimpert und drückte der Ärztin etwas in die Hand. 

Anstatt das mit mir gesprochen wurde, was das ist, musste ich mehrmals nachfragen, bis sie meinte, das sei Oxytocin. Das ist als Gebärende wirklich das letzte, was man so machen müssen sollte. 

Ich habe mit ihr dann diskutieren müssen, dass ich das nicht in meinem Körper haben will, weil dieses künstliche Oxytocin das Körpereigene bei der Geburt davon hindert ausgeschüttet zu werden und dann ist die Bindung zum Kind gestört. Das ist eine ganz schlimme Sache, die da gemacht wird. 

Retraumatisierung sexueller Missbrauch

Retraumatisierung sexueller Missbrauch

Es wurde nur auf mich eingeredet und sie hat mir nebenbei das Ding angehängt. Ich hatte das Gefühl, dass überhaupt kein Raum mehr für mich war, wo ich selbstbestimmt mein Kind zur Welt bringen kann.

Der Fokus war nie auf Entspannung gelegt, sondern darauf, was als Nächstes schiefgehen könnte. Vor dieser Energie im Raum musste ich mich ständig selbst schützen. Es wäre ein ganz anderes Szenario, wäre es eine unterstützende wohlwollende entspannende Kraft von Frauen gewesen. 

Stell dir mal vor du bist mit anderen Frauen in einem Zimmer und du kriegst da in Ruhe dein Kind und alle Frauen vertrauen dir vollkommen und wenn du was sagst wird geholfen, ansonsten stört dich keiner, aber alle sind mit dir liebevoll präsent. 

Schlimm war auch, dass die Hebamme in mir drin herumgemacht hat und keiner hat mir was erklärt oder gesagt, ob die Herztöne schlecht sind, oder was auch immer. Mir wurde wirklich nur Druck gemacht.

Und als dann ein Stück vom Kopf rauskam hat sich das angefühlt, als wenn in mir was gerissen ist, weswegen ich mir unwillkürlich in den Schritt gefasst habe. Die Hebamme hat mir dann meinen Arm weggeschlagen. 

Ganz kurz habe ich diesen Kopf von meinem Kind Gefühl, also ich fand das so eine Unmöglichkeit, denn das ist mein Körper und den darf ich ja wohl anfassen. Dieses gesamte Erlebnis, selbst als sie dann in meinem Arm lag, war extrem hektisch und alles andere als entspannend. 

In der Nachsorge habe ich versucht, mit der Hebamme ins Gespräch zu gehen und sie hat einfach immer nur gesagt “tut mir leid, dass wir ins Krankenhaus mussten, da kann man nichts machen”. 

Schlimm für mich war nicht, dass wir ins Krankenhaus mussten. Schlimm für mich war, dass sie ein völlig anderer Mensch gewesen ist. Der Vater meiner Tochter war auch völlig geschockt, als dann eine fremde Frau bei mir stand, die wir gar nicht kannten und mir gesagt hat was ich machen soll. 

Es war für mich ein richtiger Schock, dass es niemanden interessiert hat, was ich da erlebt habe. Ich bin ja davon ausgegangen, es interessiert Geburt begleitendes Personal wie ihre Arbeit wirkt und wie sie mit jemandem umgehen.

Ich habe in dem Moment auch nicht sofort gemerkt, dass es für mich wirklich so schlimm war.

Aber was ich dann gleich gemerkt habe war, als zwei Tage nachdem meine Tochter geboren wurde, als ein anderer Bruder von mir zu Besuch kam: Immer wenn jemand in den Raum kam, war es so, als wären sie durch mich hindurch gelatscht, als hätte ich überhaupt keinen Schutz mehr. 

Der Vater von meiner Tochter hat immer, wenn jemand gefragt hat wie die Geburt war, gesagt das es echt eine Horror-Geburt war. Ich weiß, dass ich immer noch so gedacht habe, dass es so schlimm nun auch wieder nicht war. Erst als er mich dann nach der Geburt mal erotisch anfassen wollte, bin ich schreiend aus dem Bett aufgesprungen. 

Ich hatte unfassbar Panik. Und erst da ist es bei mir erst so langsam eingesickert, wie schrecklich es eigentlich war. Ich habe dann plötzlich gemerkt, dass ich ein ganz anderer Mensch geworden bin. Früher fand ich Küssen toll, und danach fand ich es einfach nur noch eklig. 

Das Gefühl ausgeliefert zu sein hat die Retraumatisierung ausgelöst

Sexueller Missbrauch Retraumatisierung bei Geburt der Tochter

Retraumatisierung bei Geburt der Tochter

Dieses Gefühl keine Grenzen und keinen Schutz zu haben und dem Geschehen völlig ausgeliefert zu sein. Das ist so ein schreckliches Gefühl. Gerade dann als frisch gebackene Mutter, wo man besonders schutzbedürftig ist und besonders darauf angewiesen ist, dass ein Schutzraum eingehalten wird, weil man sich ja um das Baby kümmert. 

Die Hebamme ist dann auch irgendwann nicht mehr gekommen. Es gab keinen Abschluss von dieser Zeit. Sie war noch etwa drei oder viermal da und ist dann einfach weggeblieben. Sie hat glaube ich gemerkt, dass das nicht in Ordnung war oder hat immer noch gedacht, dass ich ihr vorwerfe, dass ich ins Krankenhaus musste und hat nicht gehört, dass das für mich nicht schlimm war. 

Aber wie mit mir umgegangen wurde, war überhaupt nicht okay. Ich habe ihr in meiner Schwangerschaft auch gesagt, dass ich mal missbraucht worden bin, weil ich mal gehört habe, dass das vielleicht Probleme bei Geburt machen kann. Damit ihr das einfach bewusst ist. 

Ich habe das Gefühl, dass durch die Geburt eine Dose geöffnet worden ist, wo seit dem Missbrauch bestimmte Gefühle drin verschlossen waren, die ich damals vielleicht nicht überlebt hätte. Und zwar dieses starke Gefühl ausgeliefert zu sein. 

Heute merke ich, dass es verschiedene Situationen in meinem Leben gab, also nicht unbedingt sexuelle, wo ich gedacht habe, das ist ja wie bei einer Vergewaltigung. So war die Abtreibung mit 18 zum Beispiel ein Eingriff, bei dem mein Körper komplett ausgeliefert war. Der Körper wird mit Zwang ‘vergewaltigt’ und dann wird ihm noch etwas entrissen.

Damals hab ich es nicht so wild gesehen, und immer gedacht “ich bin ja nicht vergewaltigt worden.” Was da aber eigentlich passiert ist bei der Abtreibung, kam mir erst nach der Schwangerschaft. 

In der Schwangerschaft diese Veränderung in meinem Körper zu spüren und ein Kind in mir zu tragen, hat ganz viel davon aufgewühlt. Darauf gefolgt mit der krassen Geburt im gleichen Krankenhaus, wo ich auch geboren wurde. 

Leider ist in Deutschland Gewalt in der Geburtshilfe auch an der Tagesordnung. Es gibt wirklich viele Frauen, die ich kenne, die dort auch ihr Kind gekriegt haben und ähnlich schlimme Erfahrungen gemacht haben.

Aber gerade dann heftig, wenn man einen Missbrauch und Gewalt im Zusammenhang mit seinem Körper und im Zusammenhang mit Sexualität erlebt hat. Eine Geburt hat natürlich auch mit Sexualität zu tun, nicht nur, weil das Kind durch Sex gezeugt wird, sondern weil Sexualität ein gewisser Fluss von Energie ist und nötig ist, um loslassen zu können und um sich aufzumachen. 

Nur damit kann man den Körper aufgehen lassen, damit das Kind geboren werden kann. Das ist so einfach und doch gleichzeitig unfassbar komplex, sobald an einer Stelle eine Störung besteht. 

Es ist wie ein Viereck aus kleinen Holzleisten. Wenn du es an einer Stelle verschiebst, dann verschiebt sich das Ganze. Übertragen auf einen sexuellen Missbrauch: Solch ein Trauma hat Auswirkungen aufs ganze Leben und nicht nur mit der einen Person, die es ausgelöst hat, sondern eben vielleicht mit jedem, der eine männliche Energie hat. Oder mit jeder Frau, einem Erwachsenen oder sonst was. Komplexe Zusammenhänge.

Mai (mitfühlend): Wow, danke für den Exkurs in die Geburt. 

Katharinas bruchstückhaften Erinnerungen vom sexuellen Missbrauch als Kind

Sexueller Missbrauch Trauma

Sexueller Missbrauch Trauma

Du hast gerade den Satz gesagt, “Ich bin ja nicht vergewaltigt worden.” Magst du da nochmal den Zusammenhang mit dem sexuellen Missbrauch, den du erlebt hast, kurz erklären, wenn das für dich in Ordnung ist?

Katharina: Ja ich versuche es mal in Worte zu fassen. Wie gesagt, erinnere ich mich nur an Bruchstücke und ein Teil, von dem, was ich gleich sagen werde, kommt auch aus den Briefen, die mein Bruder geschrieben hat. 

Ich habe damals in einem Zimmer von einem großen Haus gewohnt, wo ich durch das Zimmer meines Bruders durch musste. Und ich bin dann eben in sein Zimmer gekommen, weil ich rauswollte, als er mich dann angesprochen hat. 

Ich weiß nicht mehr genau was er gesagt hat, jedenfalls etwas in die Richtung “ich will dir was zeigen” oder “komm mal her”, denn gedanklich war ich eher damit beschäftigt, mit dem was ich draußen erleben wollte.

Ich glaube, ich habe auch sowas gesagt wie, “ich will jetzt nicht” oder “ich kann jetzt nicht”. Er hat mich dann aber überredet und ich habe das Bild der Situation auch noch im Kopf, wo ich stand und wo er war. 

Es war ein langgestreckter Raum und sein Bett war ganz am anderen Ende. Ich war erst unschlüssig, aber er hat mich dann überredet unter anderem mit dem Versprechen, dass er dann mit mir spielt, wenn ich jetzt mache was er sagt.

Und ich glaube, das war für mich das ausschlaggebende Argument. Er ist wie gesagt sechs Jahre älter und hat in dem Alter nicht so gerne mit mir gespielt. Ich wollte natürlich gerne mit ihm spielen und so bin ich zu ihm hingegangen. 

Das ist auch so ein bisschen schwammig in meiner Erinnerung, als er mich aufgefordert hat mich mit auf sein Bett zu setzen. Eigentlich war das schon ziemlich doof, und ich habe da schon gemerkt, dass es für mich die falsche Entscheidung war, und ich lieber etwas anderes machen wollte.

Ich hab echt nicht mehr alles genau in Erinnerung. Ich denke er hat mich nicht festgehalten, aber es war wie ein seelisches festhalten, denn es war wie unmöglich wegzulaufen.

Er wollte dann, dass ich seinen Penis auf eine ganz bestimmte Art anfasse. Und das ist auch etwas, woran ich mich sehr gut erinnere, dass ich das nicht konnte. Also ich hatte erstens keine Lust auf das, was ich machen sollte. Und zweitens hat mich das als Kind einfach nicht interessiert. 

In dem Alter habe ich das gar nicht mit etwas sexuellem in Verbindung gebracht. Er war aber mit dem, was ich gemacht habe, unzufrieden. Aber da kommt eben das her, dass mir eine Aufgabe gestellt wird, die ich gar nicht in der Lage bin, zu erfüllen.

Es entstand dann aber dieser Druck und dieses Gefühl von, ich sollte das eigentlich können. Ich wurde dann dafür auch noch angepflaumt.

Wie ich aus dieser Situation wieder weggekommen bin, das weiß ich nicht mehr genau. Mein Bruder hat auch mal gesagt, dass er schon mehrmals versucht hat seinen Penis mit meiner Vagina zusammenzubringen. 

Als ich etwas älter war, aber immer noch ein Kind, musste ich aufs Klo und war auf einem Parkplatz pullern. Da hat mich von unten etwas berührt, wo ich dachte, dass es sich wie ein Penis anfühlt. Da war ich definitiv noch zu klein, um eine Berührung mit einem Penis gehabt zu haben. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, wie er das mit mir ausprobiert hat.

Daran kann ich mich nicht erinnern, aber das hat er mir gesagt, dass er damals auch sein Versprechen nicht gehalten hat und nicht mit mir gespielt hat.

Das ist aber eine wichtige Komponente, die ich dann auch in einer Beziehung mal ganz schlimm erlebt habe. Es wird ein Versprechen gegeben, etwas das mir gefällt, aber das dann nicht passiert. Ich musste erst in Vorleistung treten, und zwar in eine Vorleistung, die sich für mich gar nicht gut angefühlt hat. 

Retraumatisierung Beziehungsschwierigkeiten

Retraumatisierung Beziehungsschwierigkeiten

Einmal im Alter von etwa 8 oder 9 Jahren, habe ich mit einem Klassenkameraden dann versucht in meinem Zimmer eine Höhle zu bauen. Wir waren beide nackig und ich habe dann versucht, mit ihm meine Scheide und seinen Penis zusammenzubringen. 

Was natürlich nicht funktioniert hat. Ich hatte immer ein Gefühl, wie das aber sein muss und er fand das auch irgendwie langweilig. Wir haben es dann einfach sein lassen. Aber, dass ich überhaupt auf diese Idee gekommen bin, ist durch diesen Missbrauch gekommen. Vielleicht dachte ich, das tun Jungs und Mädchen eben.

Ich weiß auch, dass ich meiner Mutter von dem Missbrauch erzählt habe. Ich habe auch noch genau diese Perspektive vor mir von unten nach oben (klar ich war ja auch viel kleiner). Wir waren auf dem Dachboden in einer Ecke, wo sie gerade Wäsche aufgehängt hat. 

Ich hab ihr das erzählt und sie meinte dann zu mir “Warte mal hier”. Jedenfalls bin ich dort geblieben und sie ist direkt zu meinem Bruder gegangen. Und hat ihn danach gefragt. Und er hat eben nichts gesagt. 

Ich dachte lange, dass er damals nein gesagt hat. Sie ist dann wiedergekommen und stand vor mir und meinte “Du musst da was falsch verstanden haben.” Und das ist natürlich völlig kollidiert mit meiner Wahrnehmung, denn ich habe es ja so erlebt. Es ist ja passiert. 

Es passiert auch ganz oft im Alltag, dass ich den Fehler unwillkürlich bei mir und meiner Wahrnehmung suche. Wenn es mir auffällt, kann ich sagen, was für ein Blödsinn, aber die Prägung ist schon sehr stark. 

Ich hatte dann instinktiv das Gefühl, meinem Vater kann ich das nicht erzählen. Er würde daran sterben, er würde das nicht aushalten. Ich war wie sein Augapfel. Ich hatte irgendwie das Gefühl, da würde er daran zugrunde gehen. 

Meiner Mutter gegenüber hatte ich das Gefühl, dass sie mich nicht versteht. Das gleiche Gefühl begegnet mir wieder im Alltag sehr oft, dass ich nicht gesehen werde, dass ich mich nicht begreiflich machen kann. 

Deswegen ist es glaube ich auch um sie herum so schwarz geworden, weil da niemand anders war, keine andere Person, die mich beschützen kann. Sie war ja die einzige Person, der ich davon erzählen konnte.

In meiner kindlichen Wahrnehmung, war sie die einzige mit der Macht, mich zu beschützen und es zu beenden. Und das hat sie nicht getan und damit bin ich wie in ein bodenloses Loch gefallen.

Mai: Ich finde es so krass, dass einerseits Opfer so unterschiedlich sind, dass ich selbst das Wort “Opfer” eigentlich total eindimensional finde. Andererseits gibt es doch an vielen Stellen Muster, die sich immer wieder wiederholen.  

Alleine das Thema mit Erinnerungslücken, was ja vollkommen normal ist. Im Gespräch mit vielen anderen Frauen und Männern kommt das immer wieder ins Gespräch. Einfach deshalb, weil gerade dann, wenn uns ein Trauma als Kind passiert, unser Gehirn das nicht verarbeiten kann.

Entweder ist die Erinnerung dann für immer weg, oder sie kommt irgendwann wieder, oder nur in Teilen, oder man kann daran arbeiten, dass sie wieder kommen. Oder wie in deinem Fall, dass dein Bruder dir Teile vom Puzzle gegeben hat.

Das finde ich so super spannend, dass du auch klar hast, was deine Erinnerungen sind und welche von deinem Bruder sind und so weiter. 

Vielleicht kommen ja irgendwann nochmal Stückchen dazu, vielleicht auch nicht, aber das finde ich unglaublich spannend.

Ich habe immer wieder überlegt, ob ich anzeige oder nicht und das immer wieder verworfen. Einer der Hauptgründe dafür war, weil ich keine klare Erinnerung hatte und mein Gedankengang war, dass wenn ich mich nicht an die ganze Geschichte erinnern kann, dann kann ich ihn auch nicht anzeigen. 

Das ist ein Denkfehler vieler Opfer, die denken, dass man es ganz erklären können muss,  oder gar nicht.

Das Bild, welches du von deiner Mama wahrgenommen hast, dass es schwarz um sie herum wird finde ich auch echt krass. Dazu gibt es auch einen Begriff in der Psychologie: Derealisation

Also, dass das, was du siehst sich auf einmal verändert. Ich meine es wird ja nicht wirklich schwarz, aber für dich wurde es schwarz, weil sie einfach dein Mittelpunkt ist und alles drum herum gar keine Bedeutung hat. Es wird eben nicht hell und schön, sondern schwarz und dunkel und du fällst dann in ein Loch, weil deine Psyche dir sagt, es funktioniert nicht.

Aber wir als Organismus müssen weiterleben. Wenn du jetzt aber dieses Trauma ausleben würdest, geht das nicht, denn sonst würdest du sterben. Deswegen wird das erst mal sehr lange sehr weit weg verdrängt. 

Es ist sehr bemerkenswert mit welcher Reflektion du von deinem Erleben sprechen kannst und ich bin dir da sehr dankbar, dass du dafür Worte finden kannst.

Katharina: Danke. Ich merke auch gerade, wie dieser Teil des Hauses, so wie ich es eben noch vor mir sehe, wieder dreidimensionaler wird. 

So geht es Katharina heute und ihre Pläne für die Zukunft

sexueller Missbrauch Retraumatisierung

Sexueller Missbrauch Retraumatisierung

Mai: Wir haben jetzt sehr viel über deine Vergangenheit gesprochen, magst du noch etwas von deiner Gegenwart oder Pläne deiner Zukunft erzählen? Wie geht es dir heute?

Katharina: Gerne. Ich merke, dass das Thema tatsächlich immer wieder auftaucht und ich habe den Wunsch und das Ziel, die letzten Reste des Traumas aufzuräumen, sodass ich wirklich sagen kann: ”Ich bin jetzt frei davon.” 

Also ich habe das natürlich erlebt und es hat mich geprägt. Aber, dass diese Automatismen weg sind. Dass ich nicht mehr in dieser Angst gefangen bin, wenn ich einen bestimmten Geruch in der Nase habe, oder einen bestimmten Klang höre, oder vor einer Aufgabe stehe, die ich nicht lösen kann.

Ich wünsche mir, dass ich anders reagiere ohne Widerstand und Kampf. Also mir zum Beispiel sage, dass ich die Aufgabe lösen möchte, und dann den Weg dazu finde. Denn dann glaube ich, weiß ich wirklich, wer ich bin und was ich wirklich will. 

Und das ist gerade mein stärkster Antrieb. Mein größter Wunsch ist wirklich, mein Leben zu leben, und zwar so wie es für mich richtig und stimmig ist. Und auch ohne dieses automatische “an alle anderen, außer mich selbst” zu denken. 

Ausgenommen natürlich meine Tochter, für sie habe ich die Verantwortung und das ist natürlich und richtig, dass ich sie mit in meinen Gedanken habe. Aber das ich mir nicht zu viele Gedanken mache, über die Meinung anderer Leute.

Es ist ein Prozess, und ich bin in den letzten Jahren auch schon viel freier geworden. Ich spüre mich selbst wieder, und vertraue mir selbst auch wieder mehr. Es ist ein sehr wertvolles Gefühl sich selbst immer bewusster zu werden. Vor allem dann, wenn man diese Wahrnehmung vorher nie hatte.

Das sind so Dinge die einem dann einfach zu fallen, durch die Arbeit, die man geleistet hat, wo man vielleicht auch lange erst mal nicht so richtig sieht, wo es eigentlich hinführt.

Ich habe schon als Kind eine große Leidenschaft fürs Reisen. Ich wollte immer schon zum Zirkus und nomadisch leben. Momentan sind wir fest an einem Ort, aber das Thema Reisen ist immer präsent.

Da ich eine alleinerziehende Mutter bin und sehr gerne auch Lektüre übers Reisen lese habe ich bei meiner Recherche festgestellt, dass es kaum Bücher für Frauen gibt, die alleine mit Kind reisen.

Deswegen habe ich ein Buch geschrieben, das noch nicht ganz fertig ist. (Anmerkung: Jetzt ist es fertig. Du kannst es hier finden.) Welches ein Großteil aus Interviews besteht mit Frauen, die das machen oder gemacht haben. Ich bin da gerade bei der Fertigstellung und freue mich total darauf, wenn es endlich fertig ist. 

Da zeigen sich eben meine Blockaden auch noch. Die Angst davor, irgendwas fertig zu stellen, das Gefühl, dass ich nicht gut genug bin dafür. Aber ich gehe da trotzdem weiter und habe mir für die technischen Sachen auch Hilfe geholt. 

Momentan bin ich krankgeschrieben, denn ich habe eine posttraumatische Belastungsstörung und ich möchte eben wirklich dieses Gefühl haben, dass ich gut für mich selber sorgen kann, und zwar mit etwas, was mir Freude macht. 

Bei der Arbeit habe ich es oft erlebt, dass ich ausgenutzt wurde. Es wäre unfassbar schön, dahin zu kommen, dass ich mich wirklich wieder fühle und das ich etwas tun kann, das mir Freude macht und ich dafür Geld bekomme und dass das ok ist. 

Dass es nicht schlimm, schmutzig und verwerflich ist, wenn man Geld verdient mit etwas, bei dem man Spaß hat. Oder als Frau Lust auf Sex hat, denn das war früher ja auch negativ belastet. Diese sexuellen Verwirrungen aufzuzwirbeln. 

So zu leben, wie ich Lust habe und Geld dafür auszugeben, wofür ich Geld ausgeben möchte. Da bin ich eben schon lange dabei, mein Online Business aufzubauen. 

Ich liebe das Schreiben, und neben meinem Buch mache ich energetische Arbeiten. Mein großer Traum und so wie ich mich sehe, ist eine reisende Heilerin. Ich habe immer noch scheu zu sagen “Ich bin eine Heilerin”, aber wenn ich wirklich in mich hinein spüre, dann ist es genau das. 

Ich bin eine Heilerin. Ich liebe diese Arbeit und ich empfinde sie als einfach absolut wundervoll, denn ich arbeite komplett intuitiv. Und, wenn ich eins zu eins mit Menschen zusammen bin, dann sehr gerne mit Berührung. Aber es geht auch über die Ferne einfach durch Aufmerksamkeit. 

Das Reisen mit dem Heilen zu verbinden, wo Menschen zu mir kommen können, ist immer wieder das Bild, das ich vor meinen Augen habe. 

Ich sehe mich wie eine Schamanin wo es einfach um dieses präsent Sein und da Sein geht, und der Mensch dadurch selbst in seine Kraft kommt. Das ist meine ganz große Vision und ein ganz großer Traum. 

Ich kann fühlen, wenn jemand in seinem geheilten Urvertrauen ist und dann ganz bei sich ist und weiß, was für ihn richtig ist. Er kann seine Grenzen kommunizieren und kann vor allem in Frieden mit sich und anderen leben. 

Es ist ein Wunsch von mir, dass wir in dieser Welt in Frieden mit Menschen, Tieren und Pflanzen sind, sodass wir alle aufblühen können. 

Es gibt kein Konkurrenzdruck bei der Arbeit, keine Schulpflicht, oder irgendwelche Zensuren. Stattdessen gibt es diese Wertschätzung für jeden. Es wird jeder akzeptiert so wie er ist.

Manche sagen das ist das utopisch, aber ich kann das spüren und deswegen bin ich überzeugt, dass es möglich ist. Ich glaube, es ist auch die einzige Art, wie die Erde und wir weiterleben können. 

Kein Baby wird geboren, mit dem Wunsch nach Konkurrenz und Kampf. Es ist alles nur Beziehung miteinander. Ich darf so sein, wie ich bin und trotzdem, bin ich verbunden. 

Gerald Hüther sagt das so schön in einem Vortrag: “Im Mutterleib erleben wir, dass wir vollkommen verbunden und versorgt sind, aber gleichzeitig können wir uns entwickeln und autonom sein.” 

Das Baby fängt an, sich zu bewegen und es wächst und es macht neue Bewegungen und dabei ist es völlig verbunden mit dieser Erwartung auf die Welt, dass es hier auch möglich ist. 

Also ich meine, es ist doch eigentlich das geilste Leben, wenn man sich mal vorstellt, wenn alle Leute friedlich, entspannt und glücklich sind. Im Grunde müssen wir es uns nur erlauben ein geiles Leben zu führen. 

Ich merke jeden Tag diese Herausforderung, dass es in mir Teile gibt, die denken, man muss irgendwelche Probleme haben, Schmerzen oder Dramen, weil man sonst kein vollwertiger Mensch ist. 

Mai (lächelnd): Danke dir Katharina. Hast du noch irgendwelche Abschlussworte die du mit unseren Leser:innen teilen magst?

Katharina: Also, das, was ich am wichtigsten aber auch am schwierigsten finde, ist der Lernprozess: Lerne, dir selbst zu vertrauen. Weil du der einzige Mensch bist, der dich selber wirklich führen kann und du der erste bist der anfangen muss, dir wieder zu vertrauen, denn wir suchen so viel im Außen. 

Und erlaube dir Menschen echt auszusortieren, wenn sie dir nicht glauben oder vertrauen, und wenn es nur vorübergehend ist, aber nimm dich selber ernst. Und sei nicht Scheiße zu dir selbst, weil du Scheiße erlebt hast oder mit dir einen Scheiß gemacht wurde. 

Stelle dich direkt neben dich und sei immer für dich da. Das ist das wichtigste und das beste, was du tun kannst, um wieder bei dir anzukommen. Und dich selber in diesem Leben zu finden und dann kommt alles andere von alleine, wie der Mut fürs Leben und was du willst. Das ist echt das größte Geschenk, was du dir und allen anderen Menschen und der Erde machen kannst: Dass du zu dir selber ja sagst. 

Mai: Vielen herzlichen Dank Katharina. Es war ein sehr inspirierendes Gespräch. Ich weiß, bei mir hast du sehr viel ausgelöst. Ich finde es faszinierend und sehr toll, wie reflektiert du all diese Knotenpunkte und Verbindungen findest, und dass du den Mut und die Kraft hast, in knapp zwei Stunden deine Geschichte mit mir und den Lesern zu teilen. 

Du bringst dadurch ein Stück Heilung in die Welt und dafür bin ich dir sehr dankbar.

Katharina: Danke Mai und danke, dass du das machst. 

Das war der zweite Teil des Interviews mit Katharina. Wenn du den ersten Teil noch nicht gelesen hast, schaue gerne hier rein.

Bis bald! Deine Mai 💛

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About the Author

Hi, ich bin Mai 😊 Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht Opfern sexuellen Missbrauchs zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Auch wenn eure Scham und Angst etwas anderes erzählen: Das ist nicht wahr! Und es kommt noch besser: Der richtige schöne Teil eures Lebens liegt noch vor euch! Ich habe es geschafft, aus dem schlimmsten Erlebnis meines Lebens, eine enorme Kraft zu ziehen & mein Leben nach meinen Ideen neu zu gestalten - also kannst du das auch! Deine Mai 💛

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