Sexualität als Survivor Queen - Interview Bibi von “Du bist nicht schuld” ✨

Sexualität als Survivor Queen, innere Kindarbeit und Selbstfürsorge als Weg der Heilung – Interview Bibi von “Du bist nicht schuld”

Sep 01

Ich freue mich dir in der heutigen Podcastfolge dir Bibi vorstellen zu dürfen. Bibi ist - surprise - eine Survivor Queen. Eine, die sich für andere stark macht.

Sie hat sich die Frage gestellt: „Was kann ich eigentlich aus meiner schrecklichen Geschichte Gutes machen?“

Schuld- und Schamgefühle haben als Survivor Queen von Missbrauch

Am meisten beschäftigt hat Bibi die vermeintlich eigene Schuld und Scham. Das hat sie dazu motiviert anderen zu helfen und ihren Instagram-Account @du.bist.nicht.schuld zu erstellen.

Allein regelmäßig „Du bist nicht Schuld.“ zu lesen ist für viele Opfer, Betroffene und Survivor Queens eine sehr große psychische Entlastung - da sind Bibi und ich uns einig.

Bibi sagt über sich selbst, dass sie ihre eigene Geschichte noch nicht wirklich gut aufgearbeitet hat.

Und ganz ehrlich… Ich (Mai) finde es super stark und wichtig nicht darauf zu warten, dass man iiiirgendwann eines schönen Tages plötzlich gesund und heil ist und alles, alles verarbeitet hat.

Ich wage sogar die These in den Raum zu stellen, dass das gar nicht möglich ist. Wir sind Menschen, wir lernen immer, immer dazu. Wir lernen neue Ebenen kennen. Lernen Erlebtes besser zu verstehen, zu verarbeiten und damit umzugehen. Oder wie siehst du das?

Sexualität als Survivor Queen - Zu Bibis eigener #metoo-Story:

Sie hat eine schwer depressive Mutter, die selbst (sexualisierte) Gewalt erlebt hat und abhängig von verschiedenen Drogen war. Daher kannte Bibi aus der Kindheit Vernachlässigen und Hunger bzw. Kälte-

Ab dem Kindergartenalter vergriff sich ihr Stiefvater über mehrere Jahre hinweg an ihr. Sie wurde bis in ihre Jugend noch von ihrem Nennonkel und leiblichen Onkel sexuell missbraucht.

Für Bibi war das irgendwie so „normal“... (Wie leider für sehr viele Survivor Queens und Kings.)

Ihre Mutter versteht bis heute leider nicht, was Bibi widerfahren ist hat und verdrängt das Geschehene vermehrt.

Wenn Bibi sich anderen anvertraut hat, hat sie sich oft selbst nicht gesehen gefühlt und hat deshalb lange nicht von ihrer Geschichte erzählt.

Lange hat sie die Schuld bei sich gesucht und sich eingeredet, „Du bist halt einfach anders und unnormal“.

Mit 20 Jahren hat sie versucht sich das Leben zu nehmen. (Leider auch keine Seltenheit.)

Sie ist zu einer Therapeutin gegangen (aufgrund von verschiedenen anderen Themen in ihrem Leben) und hatte leider wenig Erfolg.

Sie sagt, dass drei Dinge sie „wachgerüttelt“ haben und den Prozess ihrer Heilung in Gang gesetzt haben

  1. Eine Affäre, über die sie ihr unstillbares Sexualverhalten hinterfragt hat
  2. eine Freundin, die sie unter Druck gesetzt hat ihr Trauma aufzuarbeiten
  3. und ihr jetziger Partner.

Sodass Bibi sich letztendlich eine Traumatherapeutin gesucht hat, um ganz spezifisch an ihren Traumamustern zu arbeiten.

Es ist wichtig zu wissen, dass sexualisierte Gewalt und Trauma stark unterschiedliche Symptome ausbilden kann.

Oft ist die Sexualität betroffen, welch eine Überraschung bei...

Starke Sexualität als Survivor Queen - woher kommt das?

Eine starke Sexualität als Survivor Queen ist ein auffälliges Verhalten in das eine oder das andere Extrem: Frigidität (schreckliches altes Wort, sorry!) oder Frivolität (genauso schrecklich und alt, nochmal sorry!).

Im Klartext: Ein sexueller Missbrauch beeinflusst die Entwicklung der Sexualität. Ein Trauma ist ein extremes Ereignis, auf das der Mensch mit einer extremen Reaktion antwortet.

Also entweder in das krasse (stereotype) Extrem von Frigidität: Angst vor Sex, keinen Sex haben wollen etc. Oder eben in das andere (nicht so stereotype, aber genauso legitime Extrem) der Frivolität: viel und ausgiebigen Sex haben, viele wechselnde Sexualpartner:innen etc.

Nur um das nochmal zu verdeutlichen: Keines von beiden Verhalten ist “schlecht”, es sind einfach ganz normale mögliche Reaktionen auf ein traumatisches Ereignis, das im Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt steht. (Und wenn du keins von beidem bei dir wahrnimmst, dann ist auch das vollkommen in Ordnung!)

Therapien die Bibi ausprobiert hat

Reine Gesprächs-/Verhaltenstherapie haben Bibi wenig weitergebracht, sagt sie.
Nach ihrer abgeschlossenen Ausbildung war Bibi zwei Jahre lang in einem riesigen depressiven Loch: Alpträume, Angst vor sozialen Interaktionen und Essstörung begleiteten sie

Es wurde erst besser als sie angefangen hat mit ihrer Traumatherapeutin zu arbeiten und auch für 3 Monate in einer Traumaklinik war. „Da wurde ich so gut aufgefangen“, sagt sie. Zu dieser Zeit hat sie viel aufgearbeitet und verstanden.

Bei ihr war es die Heiligenfeldklinik in Bad Kissingen, die sie sehr weiterempfehlen kann.

Es gibt unglaublich viele verschiedene Faktoren für so komplexe Entscheidungen, wie z.B. in eine Klinik zu gehen oder auch den Täter anzuzeigen. (Mehr zum Thema Täter anzeigen gibt es hier). Es gibt kein Richtig oder Falsch. Es ist deine ganz eigene Entscheidung.

Juristisch hat Bibi Angst den (noch lebenden) Täter anzuzeigen. Sie hat Sorge, dass der Täter für unschuldig befunden wird, weil sie “schon” 14 Jahre alt war und vielleicht nicht klar genug nein gesagt hat.

Heute erlebt sie ihren Partner als eine große Unterstützung und Bereicherung. Ihre ganz klare Message: Man ist als Traumatisierte nicht „kaputt“ oder unfähig eine tolle Beziehung zu haben.

Menschen, die Missbrauch erlebt haben, haben viele Symptome, die sich in so vielen Situationen zeigen ohne, dass viele verstehen, dass das an ihrem Trauma liegt.

In dem Moment, in dem du verstehst was die Zusammenhänge oder Ursachen sind, kannst du an ihnen arbeiten. Weg von „Ich bin kaputt und falsch.“ und hin zu „Das ist der Grund wieso mir das schwieriger fällt als anderen.“

Bibi will demnächst eine Sexualtherapie zu machen. (Tolles Werkzeug! Ich habe selber eine gemacht.)

Begebe dich in Austausch mit anderen Survivor Queens

Für viele Betroffene und Traumatisierte ist es extrem wichtig „normal“ und „gesund“ zu sein. Das Gefühl von Zugehörigkeit gibt ihnen das Gefühl „in Ordnung zu sein“. Deswegen empfehle ich ganz stark in den Austausch mit anderen Survivor Queens zu gehen. Dazu eignet sich z.B. mein Gruppenprogramm für Survivor Queens.

Viele Betroffene haben bei sexuellen Übergriffen Angst und erstarren und ihnen fällt es schwer dann in der Situation des Übergriffs „nein“ zu sagen

In ihrem Leben wurde Bibi oft körperlich objektifiziert und hat oft nur auf der sexuellen Ebene Anerkennung bekommen.

Den Zusammenhang zwischen Scham und Schuld zu verstehen war für sie und ist für viele Betroffene eine Erlösung und Erleichterung.


Falls du den TED-Talk von Brené Brown zu dem Zusammenhang der beiden Gefühle noch nicht gesehen hast, dann lege ich ihn dir ganz nah ans Herz!

Was Bibi geholfen hat auf ihrem Weg zur Heilung

Bibis persönlicher Schlüssel zur Heilung war die Arbeit mit ihrem inneren Kind und Selbstfürsorge.

Bei mir war es ganz ähnlich. Da war es das Buch „Das Kind in dir muss Heimat finden“* von Stefanie Stahl, mit dem ich sehr viel gearbeitet habe.

Durch den Kontakt mit dem inneren Kind hat Bibi extrem viel Kraft gewonnen und Zugang zu ihren Gefühlen gefunden.

Abschließend möchten wir beiden dich wissen lassen: Du bist nicht schuld! Und höre nicht auf dir passende Hilfe zu suchen

Hilfreiche Ressourcen:

Kostenloses E-Book herunterladen.
Ein Dankeschön in die virtuelle Kaffeekassen werfen
7 Tipps für mehr innere Ruhe trotz Trauma
Alles anderen Links findest hier.

Bibis Links:

Instagram von Bibi
Blog von Bibi

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About the Author

Hi, ich bin Mai 😊 Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht Opfern sexuellen Missbrauchs zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Auch wenn eure Scham und Angst etwas anderes erzählen: Das ist nicht wahr! Und es kommt noch besser: Der richtige schöne Teil eures Lebens liegt noch vor euch! Ich habe es geschafft, aus dem schlimmsten Erlebnis meines Lebens, eine enorme Kraft zu ziehen & mein Leben nach meinen Ideen neu zu gestalten - also kannst du das auch! Deine Mai 💛

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